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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume III
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3098. Mai 1857 vertreter bestellen zu dürfen, denn ich fühle es, daß meine gesundheit und meine geistige elasticität darunter gelitten haben, daß ich mich nun seit an- derthalb Jahren nur auf Augenblicke von hier entfernen konnte, ich bedarf der erholung und bin entschlossen, einen theil des sommers, vielleicht auch des nächsten Winters von hier wegzubleiben. übrigens ist diese leitung der italienischen gesellschaft nicht uninteressant, jedenfalls interessanter als bey jeder anderen ähnlichen unternehmung, da bey der beständigen Be- rührung mit 5–6 regierungen, darunter einige, wie Piemont und Parma, entschieden antiösterreichisch, und bey einem aus 4 nationalitätsgruppen zusammengesetzten verwaltungskörper ziemlich häufig fragen von poli- tischen, überhaupt von einem höheren als dem bloßen geldinteresse auf- tauchen, dabey repräsentire ich denn so ziemlich allein das österreichische interesse und finde in dieser Beziehung meine stütze vorwiegend in dem büreaukratischen elemente unseres verwaltungsrathes, welches mir sonst in allen anderen Beziehungen das widerwärtigste und auch das schwierig- ste zu behandeln ist. die italiener, franzosen und engländer sind eo ipso neutral, wo nicht feindlich gesinnt, und selbst unter den 11 Wiener Admi- nistratoren ist das kaufmännische element, mit rothschild an der spitze, für alle politischen rücksichten vollkommen indifferent, und leider kann ich von dem ungarischen, welches Zichy vertritt und mit der gewohnten came- raderie der ungarn bey jeder gelegenheit zu verstärken weiß (z.B. durch lamotte’s Wahl an die stelle Jules Appony’s, und jetzt eben durch die tony szécsén’s an die des verstorbenen lamotte1), dasselbe, wo nicht schlimme- res sagen. der ungar fühlt immer eine gewisse schadenfreude (mag er sich gegen die dynastie noch so loyal geberden), wenn er dem österreichischen Staatsinteresse eines versetzen kann. Zwey solche fälle sind eben jetzt im Zuge: die erbauung einer Bahn von Piacenza, der österreichischen festung, an die piemontesische grenze, und der Anschluß der lombardischen Bahnen an die piemontesische, also an genua, noch ehe sie mit triest verbunden sind. ich kann und will es nicht über mich bringen, über dem momentanen pekuniären interesse der gesellschaft die politischen interessen des öster- reichischen staates zu vergessen. freylich muß mich die regierung dabey unterstützen und der gesellschaft Aequivalente biethen. Zichy dagegen stürmt rücksichtslos und unbarmherzig auf die regierung ein. inzwischen schleppt sich die Westbahn in ächt büreaukratischer Weise langsam fort, es wird protocollirt, remonstrirt, appellirt, sehr viel geschrie- ben, Alles in der besten ordnung, aber es geht nichts vom flecke. Wicken- burg ist ganz der mann, um die ganze unternehmung zu ruiniren. dabey 1 Der am 7.4.1857 verstorbene Graf Antoine de la Motte war mit einer Gräfin Almásy verhei- ratet und hatte enge Beziehungen zum ungarischen altkonservativen Adel.
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Volume III
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Subtitle
Tagebücher 1839–1858
Volume
III
Author
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Editor
Franz Adlgasser
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
476
Keywords
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Category
Biographien

Table of contents

  1. Tagebücher 1854–1858 7
  2. Literatur 359
  3. Kommentiertes Personenregister 373
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