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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume III
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Tagebücher338 mondes einen Aufsatz über unsere inneren verhältnisse zu schreiben und ihn dann auch selbst ins französische zu übersetzen, eine mühselige Arbeit, womit ich aber zu stande gekommen bin, und die ich in diesen tagen abge- schickt habe, wir wollen nun sehen, ob und wie sie erscheint, und welchen eindruck sie hier macht, ich beabsichtige damit einen doppelten: erstlich auf die machthaber, d.h. den kaiser und seine umgebungen, indem man sie wieder einmahl die sprache hören läßt, deren sie seit lange entwöhnt sind, die sprache eines Warners, welcher nicht auf Palliative, auf einzelne flick- arbeit ausgeht, sondern die Zukunft und die vernunft ins Auge faßt, zwey- tens auf das trost- und rathlos herumtaumelnde österreichische Publikum, wenigstens für dasjenige, welches noch für andere als für extreme mittel empfänglich und zugänglich ist, und die durch ein positives Programm um eine fahne gesammelt werden sollen, während sie jetzt nichts als fortwäh- rendes verzweifeln und negiren zu hören bekommen. die französische re- vue aber habe ich vorzugsweise aus dem grunde gewählt, weil bey uns noch immer das Wort, das aus der ferne und von einem anscheinend unbetheilig- ten kömmt, mehr eindruck macht. mein leben ist übrigens das gewöhnliche, einen großen theil meiner Abende bringe ich bey meiner guten vortrefflichen gabrielle neuwall zu, welche mir die liebste und einzige ressource ist, wäre sie nicht, so wäre es mir doppelt schwer geworden, diese Zeit zu überstehen. samwer war vor ei- niger Zeit hier und besuchte mich. lesseps, der große suez Agitator, kam im vorigen monat hier durch und wurde auf Brucks veranlassung durch ein großes festmahl fetirt, wozu ich auch geladen wurde, doch entschuldigte ich mich, da ich nicht lust hatte, chorus zu machen um diesen mann, der nicht viel besser als ein Abentheurer und den engländern persönlich verhaßt, da- her eigentlich das größte hinderniß des Zustandekommens jenes großen ge- dankens ist. gräfinn reviczky ist von Paris hier, und ich habe sie ein paar- mahle besucht. der tod hat in letzter Zeit viele meiner besten und ältesten Bekannten weggenommen, so felix Jablonowsky, felix Woyna, Pepi Breuner,1 ida Bom- belles und in diesen tagen rede. ich möchte gerne, wenn die umstände es erlauben, nach neujahr auf ein paar monathe nach italien gehen, um aus dieser Atmosphäre wegzukommen und mich wieder ein wenig aufzufrischen. 1 graf Josef Breunner war ebenso wie Andrian die kammerherrenwürde entzogen worden. kurz nach dessen tod am 18.11.1857 hatte Andrian über ein Zusammentreffen Breunners mit kaiser franz Joseph im August 1857 berichtet, wobei er auf die Aussage des kaisers, alles sei vergeben und vergessen, geantwortet haben soll, „er möchte doch wissen, was ihm zu vergeben und zu vergessen sey? ohne aber eine Antwort zu erhalten.“ (Andrian an seine Schwester Gabriele, 23.11.1857; K. 114, Umschlag 662).
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Volume III
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Subtitle
Tagebücher 1839–1858
Volume
III
Author
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Editor
Franz Adlgasser
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
476
Keywords
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Category
Biographien

Table of contents

  1. Tagebücher 1854–1858 7
  2. Literatur 359
  3. Kommentiertes Personenregister 373
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