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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume III
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34112. Jänner 1858 ein coup de tête von seiner seite geschehen. Bey uns ist ein vollständiger stillstand in legislatorischer Beziehung eingetreten und, wie es scheint, oben eine tiefe entmuthigung, man sieht ein, daß man auf dem eingeschlagenen Wege nicht vorwärts kömmt, daß das land und alle klassen der Bevölkerung sich immer mehr von der regierung abwenden, und daß der moment doch einmahl kommen könnte, wo man den Beystand und das vertrauen des lan- des brauchen wird. trotz der Absperrung und des eigensinnes, welche am hofe herrschen, dringen die allgemeinen klagen über die mißregierung, über die ungeschicklichkeit und Brutalität der verwaltung doch am ende durch, die unerschwingliche last der steuern, welche bey den jetzigen niedern fruchtpreisen doppelt fühlbar ist, und bey allem dem die unzulänglichkeit der staatseinnahmen, um die Ausgaben zu decken, wie sie das gegenwärtige system nothwendig macht. man fühlt also, daß es schlecht geht, weiß aber nicht, ob und wie es besser zu machen sey? das sind die folgen, wenn man niemand hören will, der ein anderes Wort als stereotype loyalitätsphrasen spricht, weder die Presse, noch einzelne, selbst über jeden verdacht erhabene männer. Bach versteckt sich und tritt in den hintergrund, wie immer, wenn der Barometer auf sturm deutet. Bruck hat oder affectirt viel Zuversicht und besteht darauf, daß am 1. Jänner 1859 die valutaverhältnisse geordnet seyn werden, als ob damit allein viel geholfen wäre. ich bin neugierig, ob und wel- che Wirkung mein Aufsatz in der revue des deux mondes (wenn diese ihn überhaupt aufnimmt, worüber ich noch nichts gewisses weiß) unter diesen umständen macht, ich habe ihm geflissentlich eine französische färbung zu geben versucht und ihn zwar positiv, jedoch mehr allgemein gehalten, er soll ja nichts weiter seyn als ein fühler im gegenwärtigen Augenblicke. die unterhandlungen mit dem Wanderer haben sich zerschlagen. grass stellte so exorbitante forderungen, daß ich, da ich ja nicht freye hand hatte, sie nicht bewilligen konnte, der mann schmeichelt sich unbegreiflicherweise, trotz des stempels1 das Blatt zu einem gewinnbringenden unternehmen zu machen, während es im vorigen Jahr mit mehr als 12.000 fl passiv war, es bleibt daher nichts Anderes übrig als abzuwarten, ob er nicht in einiger Zeit, durch die erfahrung belehrt, klein beygeben werde? dieses fehlschlagen hat mir einen großen strich durch meine rechnung gemacht, denn ich halte, wie bereits erwähnt, gerade den jetzigen moment für vorzugsweise geeig- net, mit einer entschiedenen und positiven richtung hervorzutreten und an die organisirung einer Parthey hand anzulegen, in einem Jahre dürfte es vielleicht zu spät seyn. übrigens habe ich für jetzt jede verbindung mit dem Wanderer abgebrochen und ihm das capital gekündigt, welches ich ihm im vorigen Jahr vorgestreckt hatte. 1 der mit 1.1.1858 wieder eingeführte Zeitungsstempel, vgl. eintrag v. 16.12.1857.
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Volume III
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Subtitle
Tagebücher 1839–1858
Volume
III
Author
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Editor
Franz Adlgasser
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
476
Keywords
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Category
Biographien

Table of contents

  1. Tagebücher 1854–1858 7
  2. Literatur 359
  3. Kommentiertes Personenregister 373
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