Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Kunst und Kultur
Über die Produktion von Tönen - Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
Page - 119 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 119 - in Über die Produktion von Tönen - Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938

Image of the Page - 119 -

Image of the Page - 119 - in Über die Produktion von Tönen - Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938

Text of the Page - 119 -

nicht näher darauf eingegangen, wie das Erlernen des Violinspielens verlief und wie sich der/die Erzählende in diesen Prozess einbrachte, denn was notwendig war, um Violinspielen zu können, war immer dasselbe. Der Kontrast zwischen persön- licher Kreativität und dem Erlernen von Fertigkeiten kann beschrieben werden als künstlerisches versus handwerkliches Musizieren  – eine Kategorisierung, die auch in anderen zeitgenössischen Quellen relevant war: „War früher Künstler und Handwerker in einer Person vereinigt, so bilden sie jetzt die Gegenpole bei der Entstehung des Werkes.“ 76 Während jeder/jede, der/die eine Ausbildung hin- ter sich gebracht hatte, HandwerkerIn sein konnte, war das KünstlerIn- Sein nur wenigen vorbehalten. Jeweils verschiedene Formen von Ausbildung charakterisierten die unterschied- lichen Bezugnahmen auf Musizieren als Kunst. KünstlerInnen nahmen Privatunter- richt bei Berühmtheiten. Weniger wichtig war die Ausbildung in Konservatorium oder Musikschule. Der Privatunterricht bei (ehemaligen) Musizierenden, die selbst als KünstlerInnen erfolgreich waren, war am besten geeignet, um das eigene Handeln als Künstlerisches charakterisieren zu können. Zum einen handelte es sich dabei um einen traditionellen Weg, musikalischer/musikalische KünstlerIn zu werden. Zum anderen erlaubte der unmittelbare und persönliche Kontakt mit (ehemaligen) großen KünstlerInnen, sich auf diese zu berufen, sich als Erbe/Erbin vergangener Größen zu präsentieren und die Weihen des Künstlertums von ihnen zu empfangen. Diese Konsekration musste aufgrund der großen Bedeutung von Individualität per- sönlich und unmittelbar erfolgen.77 Musikschule und Konservatorium waren dafür wegen ihrer unpersönlichen und kollektiven Vermittlung musikalischen Wissens weniger geeignet. Stark regulierte und offiziell verwaltete Ausbildungen verliehen zwar einen gewissen Status, die offiziell anerkannteste Form Musik zu machen, Musik als Kunst basierte aber vor allem auf wenig geregelten Ausbildungen, deren Wert nicht auf ihrer staatlichen Anerkennung beruhte.78 So schloss keiner/keine der fünf wichtigsten 79 Musizierenden des Samples, die sich positiv auf Kunst bezogen, eine Konservatoriums- oder Musikschulausbildung ab, hingegen nahmen alle von ihnen bei Berühmtheiten Privatunterricht. Was Privatunterricht bei Berühmtheiten, Musikschule und Konservatorium allerdings vereinte, waren die angenommene hohe Qualität des Unterrichts und die Erwartung, ein anspruchsvolles Musikrepertoire 76 Kiener, Kunst, 2997 f. Vgl. auch einen Auszug aus einem arbeitsgerichtlichen Urteil: „Musik ist Kunst, nicht Handwerk.“ (Bundesministerium für Justiz (Hg.), Sammlung. 6. Jahrgang, 156). 77 Vgl. zur Konsekration auch Bourdieu, Regeln, 363 f. 78 Vgl. auch Fend/Noiray, Introduction, 7. 79 Gemessen am CTR-Wert ihrer Erzählungen, siehe Kapitel 4.3. Sich schöpferisch entwickeln oder handwerkliche Fertigkeiten lernen 119
back to the  book Über die Produktion von Tönen - Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938"
Über die Produktion von Tönen Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
Title
Über die Produktion von Tönen
Subtitle
Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
Author
Georg Schinko
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20802-0
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
310
Keywords
Music-making, Musician, Work, Vocation, Art, Austria, Correspondence analysis, Life Writing, Interwar period --- Musizieren, Musiker, Arbeit, Beruf, Kunst, Österreich, Korrespondenzanalyse, Lebensgeschichtliche Erzählung, Zwischenkriegszeit
Category
Kunst und Kultur
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Über die Produktion von Tönen