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auch Abschn. 5.2). Eine Kurzcharakteristik des Kulinarik-
urlaubers zeigt, dass häufig der Partner oder die Partnerin mit
auf der Reise ist (45 %), der GroĂźteil aus Ă–sterreich (39 %)
und Deutschland (30 %) kommt und das Durchschnittsalter
bei 47,6 Jahren liegt. Neben dem „regionalen Speisen- und
Getränkeangebot“ (53 %) entscheidet sich der Kulinarikgast
auch aufgrund von „Ortsbild, Architektur, Bauwerke“ (27 %),
„Landschaft, Natur“ (25 %), „Sehenswürdigkeiten, Ausflugs-
ziele“ (23 %) sowie „gute Luft, Klima“ (21 %) für die Reise
nach Ă–sterreich (Ă–sterreich Werbung 2019).
Bezüglich der Ernährungsgewohnheiten im Kontext der
Klimawandeldiskussion ist ein Trend bemerkenswert: der
Trend zur Reduzierung des Fleischkonsums. Rund 10 %
der Österreicher ernähren sich fleischlos, jeder vierte Ös-
terreicher gilt als „Flexitarier“ und reduziert den Fleisch-
konsum bewusst (Meinungsraum 2018). Im wichtigsten
Herkunftsmarkt Deutschland wird der Anteil der Vegetarier
und Veganer auf rund 6 % geschätzt (ProVeg International
2019), mit steigender Tendenz in beiden Ländern. Da die
fleischlose Ernährung in den letzten Jahren zu den gesell-
schaftlichen Trends zählt, sind Fleischersatzprodukte auch
in der Gastronomie immer gefragter und viele Betriebe stel-
len sich auf diese Nachfrage ein. Laut einer Erhebung von
ProVeg gab es 2017 fast 170 vegane Gastronomiebetriebe in
großen und mittelgroßen Städten in Deutschland, das ist ein
Anstieg der veganen Gastronomiebetriebe um rund 5 % im
Vergleich zum Vorjahr (Statista 2017; ProVeg International
2019). Laut Food Report 2019 (RĂĽtzler und Reiter 2018)
zeigt sich ein Trend, vermehrt Plant-based Food (pflanzen-
basierte Lebensmittel, also HĂĽlsenfrĂĽchte, Getreide, Pilze,
Algen etc.) zur Herstellung von Fleisch- und Fischersatz-
produkten einzusetzen. Dabei haben Gäste ein wachsendes
Interesse an Lebensmittelsicherheit und Lebensmittelquali-
tät, welches Gastronomiebetriebe mit verstärkten Angaben
zur Herkunft, Qualität und Zutaten der Gerichte befriedigen
können (Rützler und Reiter 2018).
5.2 Relevante Entwicklungen
in den wichtigsten Herkunftsländern
Sowohl in Ă–sterreich wie auch in den wichtigsten Herkunfts-
märkten rücken verschiedene Ernährungsaspekte immer mehr
in den Fokus von Diskussionen in Politik, Wissenschaft und
Gesellschaft. Neben den Treibhausgasemissionen bei der
Erzeugung von Lebensmitteln werden Fragen zu den Aus-
wirkungen von Lebensmitteln auf die Gesundheit sowie zur
„Ernährungskultur“ und zu kulinarischen Traditionen immer
wichtiger. Der Genuss von regionalen kulinarischen Be-
sonderheiten stellt fĂĽr viele Urlauber einen wichtigen Teil
des Reiserlebnisses dar. Der Konsum von biologischen re-
gionalen Lebensmitten steigert demnach nicht nur die Ge-
sundheit und das Wohlbefinden der Urlauber, sondern bietet auch die Möglichkeit, Traditionen und lokale Esskulturen in
den Destinationen kennenzulernen. Regionale Lebensmittel
sind beispielsweise fĂĽr deutsche Urlauber sehr wichtig. Mehr
als 60 % ziehen lokale Speisen den von zu Hause gewohnten
Speisen vor und knapp 72 % finden „Essen und Trinken seien
ein guter Weg, um andere Kulturen kennen zu lernen“ (Lund-
Durlacher et al. 2016).
5.3 Einfluss des Klimawandels
bzw. Einfluss auf den Klimawandel
5.3.1 Einfluss des Klimawandels
auf die Gastronomie
Der Klimawandel kann sich auf die Gastronomie in un-
terschiedlicher Weise auswirken. Grundsätzlich kann der
Klimawandel touristische Nachfrage verringern, mit ent-
sprechenden Konsequenzen fĂĽr die Gastronomie. Extrem-
wetterereignisse wie kleinräumige Starkregen oder lang-
fristig abnehmende Zeiträume mit Schneebedeckung sind
Beispiele für Einnahmeausfälle. Zu den Risiken gehören aber
auch Veränderungen der Kostenstruktur, zum Beispiel durch
Ernteausfälle und die damit verbundene Notwendigkeit von
Importen. In den letzten Jahren haben sich verschiedene Wet-
terphänomene negativ auf die landwirtschaftliche Produktion
ausgewirkt. Laut Versicherungsverband Ă–sterreich ist die
Anzahl der Naturkatastrophen in den letzten Jahren welt-
weit stark gestiegen. Auch Österreich ist gefährdet, vor al-
lem durch Extremwetterereignisse wie kleinräumige Sturm-
böen, lokale Überflutungen, Schnee, Hagel und Hitzewellen
(VVĂ– 2016). Im Jahr 2017 gab es in der Schadenssaison 220
Schadensmeldungen pro Tag aufgrund von Hagelunwettern,
Frost, DĂĽrre und Ăśberschwemmung, die einen Gesamtscha-
den von rund 250 Mio. € in der Landwirtschaft, davon alleine
140 Mio. € durch die Trockenheit insbesondere im Norden
und Osten Ă–sterreichs verursachten (Ă–sterreichische Hagel-
versicherung 2017).
Bezüglich der Auswirkungen möglicher Steuererhöhun-
gen bzw. ökonomischer Steuerungsmöglichkeiten wird auf
Abschn. 4.3.2. und ergänzende Ausführungen in Kap. 13 ver-
wiesen.
5.3.2 Einfluss der Gastronomie
auf den Klimawandel
Die fĂĽr die Erstellung des gastronomischen Angebotes
wichtige Lebensmittelproduktion hat weitreichende Nach-
haltigkeitsimplikationen, wie zum Beispiel Wasser- und
Energieverbrauch, Landnutzung, Einsatz von Pestiziden,
Artenvielfalt, den Einsatz genetisch modifizierter Organis-
men (GMOs), Tierschutz, Abfälle und Abwässer sowie Emis-
5 Gastronomie und Kulinarik 95
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Tourismus und Klimawandel
- Title
- Tourismus und Klimawandel
- Authors
- Ulrike Pröbstl-Haider
- Dagmar Lund-Durlacher
- Marc Olefs
- Franz Prettenthaler
- Publisher
- Springer Spektrum
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-61522-5
- Size
- 21.0 x 28.0 cm
- Pages
- 263