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fĂĽr die Rindfleischproduktion in das Berechnungsmodell
(Life-Cycle-Assessment-Methode, LCA) und das damit ver-
bundene CO2-Speicherpotenzial. Landwirtschaftlich genutzte
Flächen binden weniger CO2 aus der Atmosphäre als Flächen
mit natürlicher Vegetation („missed potential carbon sink“).
Da das CO2-Speicherpotenzial im brasilianischen Regenwald
größer ist, fallen hier abgeholzte Regenwälder stärker ins Ge-
wicht. Eine generelle Aussage, dass lokal produziertes Rind-
fleisch klimaschonender ist als importiertes, lässt sich daraus
allerdings nicht ableiten, da die berechneten Treibhausgas-
emissionen vor allem von der Produktionsweise und -kette
abhängen (intensive Rinderhaltung, importierte Futtermittel,
Effizienz der Betriebe, Transporteffizienz etc.; Schmidinger
und Stehfest 2012).
Durch das Angebot vegetarischer und veganer MenĂĽ-
alternativen können Emissionen erheblich reduziert werden.
Ein Metareview von Poore und Nemecek (2018) zeigt die
während ihres Lebenszyklus von Lebensmitteln verursachten
CO2-Emissionen nach Produktkategorien. Demnach zählen
Fleischprodukte, Fisch und MeeresfrĂĽchte zu den emissions-
intensiven Produkten. Obst, GemĂĽse und Getreideprodukte
verursachen hingegen geringe CO2-Emissionen. Gleich-
zeitig ergeben sich innerhalb der Kategorien z. T. erhebliche
Spannbreiten, die v. a. auf Anbaumethode und Produktionsort
zurĂĽckzufĂĽhren sind (Abb. 5.2 und 5.3). Der Einkauf aller Le-
bensmittel, die mit dem Flugzeug transportiert (z. B. Riesen-
garnelen, Viktoriabarsch) oder in geheizten Gewächshäusern
(mit Ausnahme von Gewächshäusern, die mit nichtfossilen
und CO2-neutralen Brennstoffen oder alternativen Energien beheizt werden) produziert wurden, ist emissionsintensiv. Wo
Fleischgerichte angeboten werden, ist aus Klimaperspektive
Huhn effizienter als Schweinefleisch, was wiederum besser
ist als Lammfleisch. Ganz unten auf der Liste von Fleisch-
gerichten steht Rindfleisch (Poore und Nemecek 2018). Auch
Reis weist als Beilage hohe Emissionswerte auf. FĂĽr die
Klimabilanz positiv ist dagegen die Nutzung von saisonalen
Gemüsen, Kartoffeln und Getreide (Gössling et al. 2011).
Eine größere Transparenz hinsichtlich der Energieintensität
unterschiedlicher Nahrungsmittel wäre grundsätzlich wün-
schenswert.
Beim Einkauf von Restaurants schlägt sich auch das ver-
wendete Verpackungsmaterial in der Klimabilanz nieder,
wobei vor allem die Nutzung von Aluminiumfolie, deren
Herstellung groĂźe Energiemengen erfordert, problematisch
ist (Gössling et al. 2011). Auch im Bereich der Getränke gibt
es große Unterschiede in der Energieintensität. Poore und
Nemecek (2018) heben beispielsweise hervor, dass pro Liter
Bier nur 20 g CO2-Äquivalente für die Produktion und den
Transport anfallen, wenn Stahlfässer verwendet werden. Bei
Nutzung wiederverwertbarer Flaschen steigt die Treibhaus-
gasbelastung um das 15- bis 40-Fache, auf 300–750 g CO2-
Äquivalent pro Liter.
Neben saisonalen Lebensmitteln kann auch der Einkauf
regionaler Produkte einen erheblichen Unterschied bei der
Klimabilanz machen, sofern es einen kombinierten Vertriebs-
weg gibt, der individuelle Transporte unnötig macht. Welt-
weit werden 17 % aller Nahrungsmittel ĂĽber Grenzen hinweg
transportiert, zum Teil ĂĽber groĂźe Entfernungen (Poore und
Abb. 5.2 CO2-Emissionen von
Lebensmitteln bis 90 kg CO2-
Emissionen (Äquivalente) pro kg
Erzeugnis – Variation basierend
auf 570 Studien. (Datenquelle:
Poore und Nemecek 2018;
Grafik: Hannes Antonschmidt)
CO2 Allgemeine Komponenten des touristischen
Angebots98
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Tourismus und Klimawandel
- Title
- Tourismus und Klimawandel
- Authors
- Ulrike Pröbstl-Haider
- Dagmar Lund-Durlacher
- Marc Olefs
- Franz Prettenthaler
- Publisher
- Springer Spektrum
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-61522-5
- Size
- 21.0 x 28.0 cm
- Pages
- 263