Page - 155 - in Transdifferenz und Transkulturalität - Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Image of the Page - 155 -
Text of the Page - 155 -
Konstruktionen von ethnischer Zugehörigkeit
und Loyalität in der k.u.k. Armee der Habsburger
Monarchie (1868–1914)1
Tamara Scheer
1. einleiTung
Nach dem Ausgleich mit Ungarn (1867) waren auf dem Boden des ehemaligen
habsburgischen Kaiserreiches zwei Staaten mit nur wenigen gemeinsamen Ange-
legenheiten – neben der Außenpolitik und den Finanzen die Verteidigung unter
der Ägide des Reichskriegsministeriums und mit ihm der gemeinsamen k.u.k.
Armee – entstanden.2 Besonders die Armee galt fortan als Symbol der Gemein-
samkeit und war auch die einzige Institution, die innerhalb aller Teile tätig war
und überall in gleicher Weise verwaltet wurde. In beiden Reichshälften wurden
Verfassungen proklamiert. Aus Untertanen wurden Staatsbürger und Staatsbürge-
rinnen mit Rechten und Pflichten. Die darauf folgende Heeresreform 1868 führte
die allgemeine Wehrpflicht ein. Sie bezog sich aber auch auf den Grundsatz in der
österreichischen Verfassung, wonach allen Nationalitäten das Recht zustand, in
öffentlichen Institutionen sich ihrer eigenen Sprache zu bedienen.3 Nach der Ok-
kupation Bosniens und der Hercegovina 1878 wirkte die k.u.k. Armee auch in die-
sem Teil der Monarchie, welcher rechtlich noch zum Osmanischen Reich gehörte.
Nicht erst jene Selbstzeugnisse und Memoirenliteratur, die seit 1918 verfasst
worden sind, beschreiben die habsburgische Armee und ihre Angehörigen – mit
wenigen Ausnahmen – als supranationale und dem Reich loyal gegenüberstehen-
1 | Dieser Artikel ist im Rahmen meines Forschungsprojekts »Die Sprachenfrage in der k.(u.)k.
Armee (1868–1914)« entstanden, das vom FWF (Hertha Firnberg Stipendium, T 602) finan-
ziert wird.
2 | Aufgrund ungarischen Drucks wurden die Bezeichnungen dieser Reichsinstitutionen im
Verlauf meines Untersuchungszeitraums geändert (von k.k. Armee in k.u.k. Armee sowie von
Reichskriegsministerium in Kriegsministerium). Um das Lesen zu erleichtern, verwende ich –
mit wenigen Ausnahmen – die letztgültigen Bezeichnungen.
3 | Vgl. Staatsgrundgesetz vom 21. Dezember 1867 über die allgemeinen Rechte der
Staatsbürger für die im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder. In: Reichsgesetz-
blatt (1867), Nr. 142.
Transdifferenz und Transkulturalität
Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
- Title
- Transdifferenz und Transkulturalität
- Subtitle
- Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
- Authors
- Alexandra Millner
- Katalin Teller
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3248-8
- Size
- 15.4 x 23.9 cm
- Pages
- 454
- Keywords
- transdifference, transculturality, alterity, migration, literary and cultural studies, Austria-Hungary, Transdifferenz, Transkulturalität, Alterität, Migration, Literatur- und Kulturwissenschaften, Österreich-Ungarn
- Category
- Kunst und Kultur