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Über Bücher reden - Literaturrezeption in Lesegemeinschaften
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© 2021 V&R unipress, Brill Deutschland GmbH ISBN Print: 9783847113232 – ISBN E-Lib: 9783737013239 ckelten Konventionen der Literaturkritik – zumal innerhalb enger geopoliti- scher, ökonomischerundsoziokulturellerGrenzen–werdendurchdieErosion ebendieserRahmenbedingungen,wennnicht abgeschafft, sodochmindestens neudefiniert. WenndieSuchenachkritischenKategorien,dieRelevanzfüreineGesellschaft besitzen, durch Selbstbeschreibung und Selbstvermessung ersetzt wird, indem etwa die eigenen anfallenden Daten bei der elektronischen Lektüre für Aus- wertungundRankingszurVerfügunggestelltwerden,verändertdasdieArt,wie über Literatur gesprochen wird oder werden kann, grundlegend. Solche Ent- wicklungen, ebenso wie Verfahren kollektiver oder gar kollaborativer Litera- turrezeption und -kommunkation, sind Teil einer Deprofessionalisierung von Literaturkritik,abernichtderenUrsache.IndenKommunikationsprozessen,die vonLiteraturmotiviertwerdenoder literarischeTexteundEreignisse zu ihrem Gegenstandmachen, ist durchdie sich in alle Lebens-undKulturbereiche aus- wirkende digitale Transformation eine starkeAusdifferenzierungder Funktio- nenauszumachen,die literaturkritischeKategorienhaben.VielfältigeVarianten vonSocialReading, alsohierarchisierenderBewertungsplattformen, kollektiver Lektürenoder kollaborativerDiskussionsprozesse, tragendazubei, treten aber nicht an die Stelle herkömmlicher Literaturkritik. Imbesten Fall erweitern sie ihreMöglichkeiten.Häufiger zeigen sie, wie soziale Aggregation,mediale Dis- ruptionenundkritischerDiskursnichtmiteinander Schritt haltenkönnen.Das mussmannichtbeklagen, zeigtesdochnur,dassetwadurchFormendesSocial Readingdie Literaturkritik in ihremSpektrumerweitertwerdenkann, sie aber nichtvollständigabgelöstoderüberflüssiggemachtwird.Wichtiger ist,dassdie Deprofessionalisierung und Professionalisierung des literaturkritischen Dis- kurses– invielenverschiedenenMedienzugleich–eindynamischesVerhältnis eingehen,dassichnichtmehralleinaufdieklarenHierarchienvonGatekeepern undMeinungsführern stützt, sondern situativ, bezogen auf (wechselnde) Ziel- gruppen,NischenundEreignissewirkt. Kritikkann inMedienundFormendieAufgabezukommen,dienotwendigen Unterscheidungenmachenzukönnen,HilfestellungbeiderMeinungsbildungzu leisten, also diskursive Probehandlungen der Selbstgestaltung zurVerfügung zu stellen.AberMedienundFormenändernsich.ObessichlohntvonneuenFormen zusprechen,hängt vonderPerspektiveabundvondenKriterien,diedazuQua- litäten formulierensollen.WenndieseKriteriennunständigneuvereinbartwer- den, weil es sich bei diesenQualifizierungen um einen sozialen Kommunikati- onsprozesshandelt, istdieFormnurdas,wasdenProzess inGanghält. WasLesenalsKulturtechnikimSinneeinersozialenPraxiswarundist,wasfür Möglichkeitenoder ebenauchFallendarin stecken, kommtdemEvergreenvom Lesen als einsamer Tätigkeit nicht in den Sinn. Stattdessen kannmandasVer- hältnis vonTransparenzundKontrolle indenBlicknehmen,wennLesen inder GuidoGraf174 Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Über Bücher reden Literaturrezeption in Lesegemeinschaften
Title
Über Bücher reden
Subtitle
Literaturrezeption in Lesegemeinschaften
Author
Doris Moser
Editor
Claudia Dürr
Publisher
V&R unipress
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7370-1323-9
Size
15.5 x 23.2 cm
Pages
262
Category
Lehrbücher
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