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1 DIE UMSETZUNG DER THUN-HOHENSTEIN’SCHEN
REFORMEN24
nächst „zu einigen Jahren Czernowitz verurteilt und dann zu Innsbruck be-
gnadigt“39 werden würden. Daher werden Vergleiche zu anderen Universi-
täten – nicht nur in diesem Kontext – regelmäßig herangezogen. So wird
gleichzeitig eine Verortung der Universität Innsbruck in der „Bildungsland-
schaft“40 und dem Hochschulraum der Habsburgermonarchie ermöglicht und
damit auch ein räumlicher Bezug ermöglicht. In diesem Sinne lassen sich
auch Fragen nach dem Spannungsverhältnis von einem einheitlichen uni-
versitären Raum in der Habsburgermonarchie und der regionalen Verortung
der Universität stellen. Gerade Thuns Personalpolitik, die gelenkte Mobili-
tät der Professoren erscheint hierbei ein brauchbares Instrumentarium zur
Untersuchung, denn sie stellte für Thun ein Mittel dar, um einen einheitli-
chen universitären Raum innerhalb der Monarchie zu schaffen, indem die
Ernennung und Versetzung von Professoren durch die Eingriffe des Minis-
teriums zentral gesteuert wurde. In diesem Sinn erscheint die Mobilität von
Professoren, die Untersuchung der Fluktuation zwischen den Universitäten
und die leitenden Überlegungen dahinter auch als Möglichkeit der Untersu-
chung und Rekonstruktion von Teilen des universitären Raums der Habs-
burgermonarchie.41
Nicht zuletzt bietet sich auch ein Vergleich zur Personalpolitik des preußi-
schen Ministerialbeamten Friedrich Althoff42 (System Althoff) am Ende des
19. Jahrhunderts an.43
Eine Untersuchung der Berufungspolitik an der Innsbrucker Universität
ist darüber hinaus lohnend, da sich – ausgehend von einem Memorandum
von Karl Ernst Jarcke44 – in der Forschungsliteratur mehrfach der Hinweis
39 Karl Emil franzos, Erinnerungen an Mommsen, in: Deutsche Dichtung 35, 1903–1904, S.
174.
40 Zum Begriff zuletzt bei Thomas töPfer, „Bildungsräume“ und „Bildungslandschaften“ −
Raumbezogene Forschungskategorien aus Sicht der Bildungsgeschichte Konzeptionelle
und methodische Perspektiven, in: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft 19 (2016), S.
83–99.
41 Hier sei vor allem auch auf die Forschungen von Jan Surman verwiesen: Jan surman,
Habsburg Universities 1848–1918. Biography of a Space. phil. Diss., Wien 2012.
42 Friedrich Althoff (Dinslaken 1839–1908 Steglitz), ab 1882 Universitätsreferent im preußi-
schen Ministerium der geistlichen-, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten, ab 1897
Ministerialdirektor der I. Unterrichtsabteilung.
43 Vgl. dazu Bernhard Brocke, Von der Wissenschaftsverwaltung zur Wissenschaftspolitik.
Friedrich Althoff (19.2.1839–20.10.1908), in: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 11
(1988), S. 1–26; Stefan reBenicH/Gisa franke, Theodor Mommsen und Friedrich Althoff.
Briefwechsel 1882–1903 (= Deutsche Geschichtsquellen des 19. und 20. Jahrhunderts 67),
München 2012.
44 Vgl. Memorandum von Karl Ernst Jarcke, Welholzen bei Traunstein 5.08.1849, Nachlass
Leo Thun-Hohenstein, A3 XXI C133, Staatliches Gebietsarchiv Leitmeritz, Zweigstelle Tet-
schen-Bodenbach.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Title
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Subtitle
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Author
- Christof Aichner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 512
- Keywords
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen