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1 DIE UMSETZUNG DER THUN-HOHENSTEIN’SCHEN
REFORMEN42
Universität und der Abgusssammlung antiker Skulpturen125 – weitgehend
vernachlässigt wurde.
1.3.2 Die Historiografie zu den Thun’schen Reformen mit besonderer
Beachtung der Rezeption der Person Leo Thun-Hohenstein
„Die Universitätsreform des Grafen Thun trägt ein Janusgesicht.“126 Die-
ses knappe und noch heute gültige Urteil von Hans Lentze, der in den
1960er-Jahren wegweisende Werke zur Thun’schen Reform vorgelegt hat,
fasst ein Jahrhundert Forschung und unzählige Versuche zusammen, die
Person Thuns und die Bedeutung seiner Reformen zu bewerten.
Auf der einen Seite verknüpfen wir heute mit dem Namen des Ministers
die liberalen Universitätsreformen nach preußischem Vorbild, auf der an-
deren Seite verband Thun mit der Universitätsreform den Plan einer kon-
servativen geistigen Erneuerung auf katholischer Grundlage. Damit sind
im Wesentlichen auch der heutige Forschungsstand und das Bild von Thun
skizziert, die seit Lentze keine wesentlichen Änderungen, sondern lediglich
unterschiedliche Schattierungen erfahren haben.
Bis dahin wurden die Reformen und damit verbunden Thun selbst unter-
schiedlichst bewertet. Lentze bezieht sich in seinem Urteil vorwiegend auf die
Universitätsreform des Ministers. Die Geschichtsschreibung vor Lentze hatte
allerdings regelmäßig Auffassungen zu Thuns Hochschulreformen mit Aussa-
gen zu seinem übrigen politischen Wirken und Thuns Charakter vermischt,
bzw. davon abhängig gemacht – in positiver wie in negativer Hinsicht.
Innerhalb eines breiten Spektrums waren daher die unterschiedlichsten
Meinungen möglich. Der langjährige führende Mitarbeiter des Ministers, Jo-
seph Alexander Freiherr von Helfert127, nannte Thun in einem Nachruf eine
„makellose Persönlichkeit“ und einen Mann der „alles nur aus lautersten Mo-
125 Siehe Florian M. müLLer, Das Archäologische Museum der Universität Innsbruck – Samm-
lung von Abgüssen und Originalen der Universität Innsbruck: Forschen – Lehren – Ver-
mitteln, in: Florian M. Müller (Hg.), Archäologische Universitätsmuseen und -sammlungen
im Spannungsfeld von Forschung, Lehre und Öffentlichkeit, Wien 2013, S. 289–324.
126 Hans Lentze, Graf Thun und die voraussetzungslose Wissenschaft, in: Helmut J. Mez-
ler-Andelberg (Hg.), Festschrift Karl Eder zum siebzigsten Geburtstag, Innsbruck 1959, S.
197–209.
127 Joseph Alexander Helfert (Prag 1820–1910 Wien), 1848–1860 Unterstaatssekretär im
Unterrichtsministerium, ab 1881 Mitglied des Herrenhauses, 1859–1868 Präsident des
Alterthums-Vereins, 1863–1910 Präsident der Central-Commission zur Erforschung und
Erhaltung der Baudenkmale, 1892–1910 Präsident der Leo-Gesellschaft.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Title
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Subtitle
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Author
- Christof Aichner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 512
- Keywords
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen