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1.3. DIE THUN’SCHEN REFORMEN IN DER FORSCHUNG 51
comes Leo de tHvn-HoHenstein
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Mit dem Denkmal sollte der Mann geehrt werden, der zwar nicht praktisch
verantwortlich war für den erst wenige Jahre zuvor eröffneten Neubau der
Wiener Universität, der aber sinnbildlich den Neubau des österreichischen
Universitätssystems vorangetrieben hatte. Die Enthüllung des Denkmals
wurde anlässlich der 42. Versammlung deutscher Philologen und Schul-
männer vollzogen, die bereits einmal in Wien, nämlich im Jahr 1858 statt-
gefunden hatte. Damit ergab sich also auch in diesem Sinne ein Rückbezug
auf die Amtszeit von Leo Thun. Diese große Konferenz sollte als Bühne be-
nutzt werden, um den aus allen Teilen der Monarchie, besonders aber den
aus dem Deutschen Reich herbeigeströmten Gelehrten, den Aufschwung des
österreichischen Bildungswesens und der österreichischen Wissenschaften
vor Augen zu führen: Leo Thun-Hohenstein und seine beiden engsten Be-
rater, Franz Exner und Hermann Bonitz, sollten als Begründer dieses Auf-
schwungs gefeiert und in Stein verewigt werden. Die konservative Zeitung
Das Vaterland, deren Herausgeber Thun nach seiner Zeit als Minister lange
Jahre gewesen war, schrieb aus diesem Anlass:
Gelegentlich des Philologentages wird auch das Denkmal eines Mannes ent-
hüllt werden, an dessen Namen sich die Reorganisation des Unterrichtswe-
sens in Österreich knüpft: es ist der edle und hochachtbare Graf Leo Thun.
Sein Verdienst besteht nicht darin, ‚die Jesuitengrammatik‘ abgeschafft zu
haben, wie ein Ignorant dieser Tage in einem hiesigen Blatte schrieb. Wir
haben im Wesentlichen keine andere Grammatik, als die Jesuiten hatten, ja
im Wesentlichen keine andere, als wie sie vor mehr als zweitausend Jahren
Dionysius Thrax formulierte. Wir erblicken das Hauptverdienst Leo Thun’s
darin, daß er, ein Feind aller Kargheit und Kleingeisterei, bestrebt war, ein
hohes Ziel mit hohen Mitteln zu erreichen. Darum Ehre und Segen seinem
Andenken!179
179 Die 42. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner, in: Das Vaterland, 141
(24.05.1893), S. 1.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Title
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Subtitle
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Author
- Christof Aichner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 512
- Keywords
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen