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2.6. LEO THUN-HOHENSTEIN 97
fasst. Salomon Frankfurter schreibt, dass dies auf ausdrücklichen Wunsch
von Leo Thun geschehen war, der dies zu einer Bedingung für die Über-
nahme des Amtes gemacht haben soll. Dies ist zwar nirgends durch Quellen
belegt, es erscheint jedoch durchaus plausibel, betrachtet man Thuns bishe-
rigen Lebensweg und sein Amtsverständnis in den folgenden Jahren.122
2.6.1. Herkunft, Lebensweg und politische Ideen Thuns
Leo Thun wurde 1811 in Tetschen als drittes von fünf Kindern geboren.123
So wie seine beiden älteren Brüder Franz124 und Friedrich125 wurde er zu-
nächst von dem Hauslehrer Johann Rohrweck126 unterrichtet und absol-
vierte dann das Studium der Jurisprudenz an der Prager Karls-Universi-
tät. Starken Einfluss auf seinen Charakter übten sowohl seine tief gläubige
Mutter127 als auch sein Vater aus, dessen Ansichten und Handeln sich be-
sonders aus dem spätjosephinischen Reformkatholizismus speisten. Bei sei-
nem Vater Franz128 verbanden sich die „sozialethische Verpflichtungsidee
122 frankfurter, Graf Leo Thun-Hohenstein, Franz Exner und Hermann Bonitz, S. 15. Viele
Aussagen Frankfurters beziehen sich auf Informationen, die er von Joseph Alexander Hel-
fert erhalten hatte. Man kann mutmaßen, dass dies auch für diese Aussage zutrifft, da
Helfert wohl informiert über die Umstände der Ernennung Thuns gewesen war.
123 Zur Biografie von Thun siehe besonders frankfurter, Graf Leo Thun-Hohenstein, Franz
Exner und Hermann Bonitz; Ludwig Hammerstein (Hg.), Charakterbilder aus dem Le-
ben der Kirche, vertheilt auf die Sonntage des Kirchenjahres, Trier 1897; Winter, Graf
Leo Thun; tHienen-adLerfLycHt, Graf Leo Thun im Vormärz; tHienen-adLerfLycHt, Graf
Leo Thun-Hohenstein als nachjosephinischer Vorkämpfer eines aufgeklärten Konserva-
tivismus; zuletzt besonders für die Jugend unter Auswertung von Thuns Tagebüchern:
Sieglinde Kapferer, Graf Leo von Thun und Hohenstein. Ein Böhme zwischen deutschem
und tschechischem Kulturkreis, Diplomarbeit, Innsbruck 2013. Außerdem auch das genea-
logische Projekt zur Familiengeschichte der Thun-Hohenstein mit Materialien zur Biogra-
fie von Leo Thun, Thun-Web, [http://www.thunweb.com/blog/biographien/leo-von-thun-ho-
henstein/], 25.08.2014.
124 Franz Anton Thun-Hohenstein (Prag 1809–1870 Prag), 1850–1861 Kunstreferent im
Ministerium für Kultus und Unterricht, Präsident der Gesellschaft patriotischer Kunst-
freunde für Böhmen.
125 Friedrich Thun-Hohenstein (Tetschen 1810–1881 Tetschen), 1848–1849 Gesandter in
Schweden, 1849–1850 Gesandter in Bayern, 1850–1852 Präsidialgesandter am Deutschen
Bundestag in Frankfurt a.M., 1852–1855 Gesandter in Preußen, 1855–1857 Civiladlatus
des Generalgouverneurs für Lombardei und Venetien, 1859–1863 Gesandter in Russland.
126 Johann Rohrweck, ab 1822 Erzieher von Leo Thun und seinen Brüdern, später Schulleiter
in Prag.
127 Theresia Maria Thun-Hohenstein (Pförten 1784–1844 Tetschen), geb. Gräfin Brühl, Mutter
von Leo Thun.
128 Franz Anton Thun-Hohenstein (Prag 1786–1873 Tetschen), Vater von Leo Thun.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Title
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Subtitle
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Author
- Christof Aichner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 512
- Keywords
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen