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5 DIE PERSONALPOLITIK LEO THUNS AN DER UNIVERSITÄT INNSBRUCK
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diesen Antrag teilweise, indem er den beiden Vorgeschlagenen erlaubte, als
Privatdozenten ohne Habilitation in Innsbruck zu lehren. Die Schaffung ei-
ner neuen Kanzel lehnte er allerdings ab.22 Schon nach seinem Amtsantritt
hatte Thun die Personalagenden an sich gezogen, die Fakultäten wurden
nach und nach aus dem Prozess der Berufung von neuen Professoren aus-
geschlossen. Gleich die ersten beiden Berufungen an der Universität Inns-
bruck, die in Thuns Amtszeit fielen, jene von George Phillips und Johann
Schuler, lassen dies erkennen.
5.2. Die ersten Ernennungen. George Phillips und Johann Schuler
Am 16. Oktober 1849 erkundigte sich Leo Thun beim Statthalter von Tirol,
Cajetan Bissingen, wie eine Berufung des Professors George Phillips an die
Innsbrucker Universität in Tirol aufgenommen werden würde, und ließ
durchblicken, dass er gedenke, diese vorzunehmen. 23 Der Minister wünschte
allerdings vorher zu erfahren, welchen Eindruck eine solche Berufung „auf
die Gestaltung der kirchlichen Partheien und deren Bewegungen auf dem
kirchlichen Gebiethe in Tirol haben dürfte.“24 Dabei bezog sich Thun wohl
auf den besonderen Ruf von Phillips als Exponent des ultramontanen Katho-
lizismus. Gleichzeitig fragt er beim Statthalter an, ob der Innsbrucker Ar-
chivar Johann Schuler tatsächlich ein Lehramt an der Universität anstrebe
und ob auch eine Berufung desselben, eventuell auch an Stelle von Phillips
in Tirol Anklang fände.
Thun verfolgte mit der möglichen Berufung von Phillips das Ziel, die his-
torische Methode in den Rechtswissenschaften an den österreichischen Uni-
versitäten zu etablieren.25 Thuns angestrebte Reform der juridischen Stu-
versitätsarchiv Innsbruck.
22 Vgl. Thun an juridische Fakultät, Wien 16.01.1851, Akten der Juridischen Fakultät 16, 123
ex 1850/51, Universitätsarchiv Innsbruck.
23 112/M.U. Thun an Bissingen, Wien 16.10.1849, Gubernium, Geheime Präsidiale, Serie I,
Sign. XXIII39, Fasz. XXV, Tiroler Landesarchiv; das Konzept zu dem Brief im AVA weist
starke Korrekturen von Thun auf, was sein persönliches Interesse an der Sache verdeut-
licht. Vgl. AVA, MCU Präs. 112/1849.
24 112/M.U. Thun an Bissingen, Wien 16.10.1849, Gubernium, Geheime Präsidiale, Serie I,
Sign. XXIII39, Fasz. XXV, Tiroler Landesarchiv.
25 Vgl. Majestätsvortrag, Wien 20.06.1851, MCU Allgemein, Fasz. 590, Sign. 4, Personalakt
Phillips, Österreichisches Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv. Vgl. insgesamt
zur Berufung von Phillips, allerdings ohne all die hier verwendeten Quellen, bei Nikolaus
grass, Die Kirchenrechtslehrer der Innsbrucker Universität von 1672 bis zur Gegenwart,
in: Ferdinandeum (Hg.), Festschrift zur Ehren Hofrat Prof. Dr. Otto Stolz, Innsbruck 1951,
S. 157–212, hier S. 176–177; Lentze, Graf Thun und die deutsche Rechtsgeschichte, S. 506–
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Title
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Subtitle
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Author
- Christof Aichner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 512
- Keywords
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen