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5.2. DIE ERSTEN ERNENNUNGEN. GEORGE PHILLIPS UND JOHANN SCHULER 183
Zeitung vermeldete indes schon kurze Zeit später, dass Phillips jedoch so un-
zufrieden in Innsbruck sei, dass er seine Stelle an der Universität gar nicht
erst antreten werde.62 Ironisch mutmaßte die Zeitung daher wenige Tage
später: „Dr. Philipps hält’s in Innsbruck nicht aus! Es ist ihm in Tyrol viel zu
freisinnig! ‚Sanftere Jahrhunderte verdrängen Phillips Zeiten!‘ – Professor
Philipps geht nach München zurück! Er geht – zurück – nach München.“63
Auch das offenbart Phillips’ Prominenz und verdeutlicht die öffentliche
Wahrnehmung seiner Person.
5.2.1. Die Berufung von Johann Schuler
Zugleich mit Phillips wurde auch Johann Schuler zum Professor für Rechts-
philosophie ernannt. Wie oben geschildert, hatte Thun bei Bissingen auch
Informationen zu Schuler eingeholt. Von wem Thun die Empfehlung für
Schuler erhalten hat, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen, jedenfalls
zeigte sich Bissingen einigermaßen überrascht, als er von Thun erfahren
hatte, dass Schuler ein akademisches Amt anstrebe.
Der Grund für Bissingens Überraschung lag wohl darin, dass Schuler da-
mals nämlich als Vize-Präsident des Tiroler Landtages vor allem politisch ak-
tiv war, außerdem war Schuler Ständischer Archivar.64 Dennoch konnte Bis-
singen die Berufung von Schuler empfehlen, da die Kenntnisse von Schuler
und dessen guter Vortrag weithin bekannt waren und sein Talent daher auf
dem Posten des Archivars bisher weitgehend brach gelegen hatte. Bissingen
versuchte jedoch auf Thun einzuwirken, Schuler nicht anstelle von Phillips zu
berufen, und zwar aus mehreren Gründen: Zum einen würde sich Schuler nicht
für das Kirchenrecht oder die Rechtsgeschichte, sondern für das Straf- und
Naturrecht eignen, zum anderen galt er als liberal (nicht nur im Vergleich zu
Phillips), weshalb eine alleinige Berufung von Schuler die kirchlichen Kreise
in Tirol wohl erzürnen würde, insbesondere wenn der liberale Schuler das Kir-
chenrecht unterrichten würde. Bissingen empfahl daher die Ernennung der
beiden Kandidaten für die Innsbrucker Hochschule, was dann auch geschah.
Schuler wurde zum außerordentlichen Professor für Rechtsphilosophie er-
62 Der Humorist und Wiener Punch, 12 (13.01.1850), S. 48. Dasselbe Gerücht auch in: Deut-
sche Allgemeine Zeitung, 10 (05.01.1850) Abendausgabe, S. 49.
63 Der Humorist und Wiener Punch, 15.01.1850, Nr. 13, S. 49.
64 Zur Biografie von Schuler siehe vor allem: Gesammelte Schriften von Johannes Schuler.
Nebst einem kurzen Lebensabrisse des Verstorbenen, Innsbruck 1861, S. VII–LVIII; Simon
Maria Prem, Geschichte der neueren deutschen Literatur in Tirol. Abt. 1, Innsbruck 1922;
PicHLer, Zu meiner Zeit, S. 136–137.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Title
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Subtitle
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Author
- Christof Aichner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 512
- Keywords
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen