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5 DIE PERSONALPOLITIK LEO THUNS AN DER UNIVERSITÄT INNSBRUCK
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5.5. Die Kanzel für Naturgeschichte und Landwirtschaftslehre
5.5.1. Das Fach Naturgeschichte bis 1848
Das Fach Naturgeschichte wurde in Innsbruck seit dem späten 18. Jahr-
hundert unterrichtet.158 Mit der Studienreform Maria Theresias 1752 war
das Fach Naturgeschichte in das zweijährige philosophische Studium auf-
genommen worden. Betont wurde dabei besonders der nützliche Aspekt des
Faches.159 Die Einführung der Naturgeschichte erfolgte jedoch nicht sofort
an allen österreichischen Universitäten, sondern zog sich vielmehr bis 1774
hin, als die philosophische Fakultät der Wiener Universität neuerlich refor-
miert und die Lehre in der Naturgeschichte als zentraler Bestandteil darin
aufgenommen wurde. Dieser Lehrplan sollte daraufhin für alle anderen Uni-
versitäten als Orientierung dienen.160
Ab 1775 wurde das Fach auch in Innsbruck gelehrt, zunächst allerdings
an der medizinischen Fakultät. An der philosophischen Fakultät wurde es
– in Form der allgemeinen Naturgeschichte – seit 1777 unregelmäßig vom
Professor der Physik Franz Seraph von Zallinger gelesen.161 Das Fach um-
fasste die Lehre der drei Reiche der Natur, der Botanik, Zoologie und Mine-
ralogie. Der Schwerpunkt in der Lehre orientierte sich jedoch meist an den
Interessen des jeweiligen Lehrstuhlinhabers. Die Frage, inwieweit Naturge-
schichte im philosophischen Studium und/oder an den medizinischen Fakul-
täten gelehrt werden sollte, wurde dann auch in den nächsten Jahrzehnten
regelmäßig diskutiert.162
Das Jahr 1805 bedeutete für das philosophische Studium eine zentrale
Weichenstellung. Zu diesem Zeitpunkt teilte man die Fächer nämlich in jene
mit praktischem und solche mit rein wissenschaftlichem Wert ein. Die Na-
turgeschichte erhielt dabei eine Art Mittelstellung, sie wurde für Mediziner
zum Pflichtgegenstand, für andere Studenten wurde sie zum Freifach.163 Mit
158 Vgl. dazu einführend Peter goLLer/Gerhard oBerkofLer, Mineralogie und Geologie an der
Leopold-Franzens-Universität Innsbruck (1867–1945) (= Forschungen zur Innsbrucker
Universitätsgeschichte 15), Innsbruck 1990, S. 3–7.
159 Siehe besonders Herbert H. eggLmaier, Naturgeschichte – Wissenschaft und Lehrfach. Ein
Beitrag zur Geschichte des naturhistorischen Unterrichts in Österreich (= Publikationen
aus dem Archiv der Universität Graz 22), Graz 1988, S. 10–14.
160 Siehe eggLmaier, Naturgeschichte – Wissenschaft und Lehrfach, S. 24–35.
161 Siehe dazu bei eggLmaier, Naturgeschichte – Wissenschaft und Lehrfach, S. 38, S. 148–
153, S. 181–184; goLLer et al., Mineralogie und Geologie an der Leopold-Franzens-Univer-
sität Innsbruck (1867–1945), S. 6.
162 Siehe dazu ausführlich bei eggLmaier, Naturgeschichte – Wissenschaft und Lehrfach, S.
40–115.
163 Siehe eggLmaier, Naturgeschichte – Wissenschaft und Lehrfach, S. 96–98.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Title
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Subtitle
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Author
- Christof Aichner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 512
- Keywords
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen