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5.8. DIE LEHRSTÜHLE FÜR ALLGEMEINE GESCHICHTE 225
in Meran mit der Reorganisation des dortigen Gymnasiums betraut war,
übte er in Innsbruck keine Lehrtätigkeit mehr aus.272 Als Supplent wirkte
in dieser Zeit Rudolf Kink273. Dieser war ausgebildeter Jurist, die Bekannt-
schaft mit Albert Jäger hatte in ihm jedoch die Neigung zu historischer For-
schung geweckt, worin ihn Jäger bereitwillig unterstützt hatte.274 Albert
Jäger selbst hatte Kink nach seiner Abberufung nach Meran der Fakultät
als Supplenten der Kanzel vorgeschlagen275, woraufhin die Fakultät Kink
beauftragte, Vorlesungen über die Geschichte Tirols zu halten.276 Im Win-
tersemester 1849/50 und im darauffolgenden Wintersemester hielt er Vor-
lesungen, die nicht nur von Studenten besucht wurden, sondern öffentlich
zugänglich waren und allgemein großen Zuspruch erhielten.277 Die Vorträge
erschienen 1850 in gedruckter Fassung278.
Das Provisorium befriedigte die akademischen Behörden auf Dauer aller-
dings nicht. Die Fakultät wollte daher im Ministerium darauf hinwirken,
Kink die „Geschichtskanzel an der hierortigen Universität“ zu verleihen. Als
Alternative bot man an, ihn weiterhin als Privatdozenten zu engagieren, je-
doch mit „erweiterter Vollmacht und gegen Remuneration“279. Dieser Vor-
schlag hatte indes keine Konsequenzen und die Situation blieb weiter in der
272 Vgl. dazu auch 4890/pr. Brandis an Abt Mayr, Innsbruck 05.10.1849, fol. 527/80, Stiftsar-
chiv Marienberg. Albert Jäger war im Übrigen nicht der einzige Professor der Universität,
der bei der Reform eines Gymnasiums mithalf. So wurde auch Georg Schenach zum Direk-
tor des Innsbrucker Gymnasiums ernannt und mit der Umsetzung der Gymnasialreform
betraut. Vgl. dazu 3854/Praes. Mitteilung an das Professorenkollegium der philosophischen
Fakultät, Innsbruck 08.08.1849, Akten der Philosophischen Fakultät, PH 15, Universitäts-
archiv Innsbruck.
273 Rudolf Kink (Kufstein 1822–1864 Natters), ab 1847 Beamter im Kreisamt Trient, ab 1848
Privatdozent für vaterländische Geschichte an der Universität Innsbruck, 1851 Berufung
ins Ministerium für Kultus und Unterricht, ab Juli 1854 Kultus- und Unterrichtsreferent
in Troppau, ab 1855 Ministerialsekretär im Ministerium für Kultus und Unterricht, ab
1856 Statthaltereirat in Triest. Vgl. grass, Österreichische Historiker-Biographien.
274 Zum Einfluss von Jäger auf Kink siehe grass, Österreichische Historiker-Biographien, S.
115–118.
275 Vgl. auch Kink an Jäger, Innsbruck 26.10.1848, Akten des Rektorats 17, Universitätsar-
chiv Innsbruck.
276 Siehe oBerkofLer, Die geschichtlichen Fächer an der philosophischen Fakultät der Univer-
sität Innsbruck 1850–1945, S. 14–15.
277 Vgl. grass, Österreichische Historiker-Biographien, S. 118–121. Vgl. die Ankündigung im
Bothe für Tirol und Vorarlberg, 266 (19.11.1849), S. 1231.
278 Rudolf kink, Akademische Vorlesungen über die Geschichte Tirols bis zur Vereinigung mit
Österreich, Innsbruck 1850.
279 Zit. bei Nikolaus grass, Benediktinische Geschichtswissenschaft und die Anfänge des Ins-
tituts für österreichische Geschichtsforschung, in: Mitteilungen des Instituts für österrei-
chische Geschichtsforschung (1960), S. 470–484, hier S. 130–131
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Title
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Subtitle
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Author
- Christof Aichner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 512
- Keywords
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen