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5 DIE PERSONALPOLITIK LEO THUNS AN DER UNIVERSITÄT INNSBRUCK
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ten Brief an Minister Thun erklärte Ficker, die Ernennung350 annehmen zu
wollen und bedankte sich für das in ihn gesetzte Vertrauen.351
Zwei Wochen später, am 16. Mai 1852, unterzeichnete Unterstaatssekre-
tär Joseph Alexander Helfert das Ernennungsdekret zum ordentlichen Pro-
fessor für die allgemeine Geschichte mit einem Gehalt von 1200 fl. und der
Bewilligung einer Übersiedlungsgebühr von 400 fl.352
In Innsbruck war die Ernennung von Ficker bereits am 28. April im Bo-
then für Tirol und Vorarlberg vermeldet worden und die Hoffnung ausge-
sprochen, dass damit die „fühlbare Lücke an unserer Hochschule endlich
ausgefüllt sei.“353 Am 15. September 1852 kam Ficker schließlich in Inns-
bruck an, legte den Diensteid in die Hände des Statthalters Bissingen ab
und begann im Wintersemester 1852/53 seine Vorlesungen. Ficker sollte
Innsbruck danach nie mehr dauerhaft verlassen.
5.8.2.3. Fazit
Thun ließ sich mit der Berufung auf die Lehrstühle für Geschichte sehr viel
Zeit und agierte mit großer Sorgfalt. Erst die Vakanz von Lehrstühlen an
drei verschiedenen Universitäten in Österreich beschleunigte die Angelegen-
heit.
Zunächst ist aufschlussreich, welch großen Wert er der Berufung Jäger
nach Wien zumaß. Jäger sollte in Wien dann einerseits durch seine spätere
Rolle als Direktor des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung eine
Generation von Historikern prägen, andererseits zeigen andere Berufungs-
fragen, dass Jäger auch Thun vielfach beraten hat. Wichtig ist auch die Ver-
mittlung des Tiroler Statthalters Bissingen, der – was auch bei anderen Fäl-
len (Pichler, Phillips, Schuler, Moy) ersichtlich ist – vor Ort eine wesentliche
Rolle als Vermittler und Mittelsmann einnahm.
Die Universität betonte indes die Wichtigkeit einer definitiven Besetzung
und hob die Rolle des Faches Geschichte als eine zentrale Disziplin für die
allgemeine Bildung der Studierenden hervor. Bei der Wahl des Kandidaten
hatte sie sich dann – nach vergeblichen Versuchen – vollkommen zurückge-
zogen. Sie konnte nur indirekt Vorschläge unterbreiten, nämlich über Moy,
den Thun privat befragt hatte. Hierbei ist anzumerken, dass Moy zwei ganz
350 Vgl. Ficker an Feil, Innsbruck 20.09.1852, 129.623, Wienbibliothek, Handschriftenabtei-
lung.
351 Vgl. Konzept auf dem Brief von Feil an Ficker, Wien 28.04.1852, Nachlass Ficker, Institut
für Österreichische Geschichtsforschung.
352 Helfert an Ficker, Wien 16.05.1852, Teilnachlass Julius Ficker, Forschungsinstitut Bren-
ner-Archiv.
353 Bothe für Tirol und Vorarlberg, 96 (28.04.1852), S. 491.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Title
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Subtitle
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Author
- Christof Aichner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 512
- Keywords
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen