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5 DIE PERSONALPOLITIK LEO THUNS AN DER UNIVERSITÄT INNSBRUCK
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litischen) Gründe, die beiden Professoren zu entlassen, eng mit der Situa-
tion in Krakau verbunden waren. Die Gefahr politischer Aufwiegelei könnte
gebannt werden, wenn man die beiden aus diesem Umfeld entferne, auch
weil in wissenschaftlicher Hinsicht „niemals ein Anstand gegen sie erhoben
worden ist“390. Thun versicherte dem Kaiser, dass die beiden Professoren in
wissenschaftlicher Hinsicht in Innsbruck gute Dienste leisten könnten und
Lücken innerhalb des Professorenkollegiums schließen würden: Małecki als
klassischer Philologe sollte den nach Rom versetzten Alois Flir ersetzen und
Zielonacki könne das Fach Römisches Recht lehren. Zielonacki könnte dabei
Professor Theser unterstützen, der zwar ebenfalls Römisches Recht lehrte,
der aber der zunehmenden Bedeutung des Faches in wissenschaftlicher Hin-
sicht nicht vollkommen gerecht wurde.
Der Kaiser bewilligte die Wiederanstellung der beiden Professoren am 7.
September 1853.391 Beide nahmen den Ruf an.392 Die Universität Innsbruck
hatte bei der Ernennung neuerlich kein Mitsprachrecht gehabt, die Fakultä-
ten wurden erst nach erfolgter Ernennung in Kenntnis gesetzt.
5.10.1. Kurzes Tiroler Exil
Für die beiden Professoren hatte die Geschichte damit doch noch ein gutes
Ende genommen, beide konnten ihre universitäre Karriere fortsetzen, auch
wenn sie nur kurz in Innsbruck bleiben sollten. Małecki wurde am 22. Au-
gust 1856 nach Lemberg versetzt, Zielonacki folgte ihm an dieselbe Universi-
tät im darauffolgenden Sommer, nachdem er schon 1855 nach Prag versetzt
worden war.393 Für beide war Innsbruck damit nur eine Zwischenstation und
die Wirkung der beiden fiel wenig nachhaltig aus.394 Julius Ficker beurteilte
die Wirksamkeit von Małecki gegenüber Thun folgendermaßen:
390 Majestätsvortrag (Konzept), Wien 18.08.1853, MCU Präs., 566 ex 1853, Österreichisches
Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv.
391 Allerhöchste Entschließung, Schönbrunn 07.09.1853, MCU Präs., 661/1853, Österreichi-
sches Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv.
392 Vgl. dazu auch Zielonacki an Helfert, Goniczki bei Wreschen 13.10.1853, MCU Präs., ad
706 ex 1853, Österreichisches Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv.
393 Vgl. Zięba, Professor Józefat Zielonacki – Ein polnischer Gelehrter des 19. Jahrhunderts
und sein Rang in der romanistischen Rechtslehre, S. 398; Gunter wesener, Zu den Anfän-
gen der historischen Rechtsschule romanistischer Richtung in Österreich – vornehmlich
zu Ludwig Arndts von Arnesburg (1803–1878), in: Thomas Olechowski (Hg.), Grundlagen
der österreichischen Rechtskultur. Festschrift für Werner Ogris zum 75. Geburtstag, Wien,
Köln, Graz 2010, S. 577–599, hier S. 586.
394 Vgl. zur Wirkung von Zielonacki bei oBerkofLer, Innsbrucker Romanisten im 19. und be-
ginnenden 20. Jahrhundert, S. 131–132.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Title
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Subtitle
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Author
- Christof Aichner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 512
- Keywords
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen