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5 DIE PERSONALPOLITIK LEO THUNS AN DER UNIVERSITÄT INNSBRUCK
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5.13.2. Berufung von Wildauer
5.13.2.1. Die Vertretung von Schenach
Wie wir bereits wissen, nahm Schenach den Ruf an, allerdings ohne dass
für ihn ein Nachfolger bestimmt wurde, was in der Folge zu den bereits im
vorigen Kapitel angedeuteten Problemen geführt hat.584 Einen Eindruck von
der Situation liefert Julius Ficker in einem Brief an Leo Thun.585 Zwar war
Ficker als Freund Schenachs in der Sache nicht ganz neutral, die Schilde-
rungen der allgemeinem Situation an der Innsbrucker Universität decken
sich aber mit anderen Briefen586, sodass Ficker in diesem Fall als vertrau-
enswürdige Quelle erscheint.
Nach der Ernennung von Schenach hatte das MCU die Fakultät aufgefor-
dert, einen geeigneten Supplenten für das Fach vorzuschlagen. Wie bereits
geschildert, hatte sich daraufhin Karl Kopetzky, nachdem man sich auf kei-
nen geeigneten Kandidaten einigen konnte, selbst vorgeschlagen. Schenach
hatte zuvor den Gymnasiallehrer Wildauer empfohlen, Professor Hlasiwetz
den Prager Privatdozenten Wilhelm Volkmann587: Gegen Wildauer sprach,
dass er eigentlich klassische Philologie unterrichtete, gegen Volkmann, dass
er Herbartianer war und so nicht recht in das katholische Innsbruck passte
und man annahm, er werde nur schwerlich von Prag nach Innsbruck über-
siedeln. Kopetzky, der damals das Amt des Rektors bekleidete, schlug da-
raufhin mit Hinweis „auf die durch die neuen Studieneinrichtungen nicht
außer Kraft gesetzte Substitutionsverordnung“588 vor, dass ein Mitglied des
584 Die Episode rund um die Ernennung von Wildauer findet sich auch bei goLLer, Die Lehr-
kanzeln für Philosophie an der Philosophischen Fakultät der Universität Innsbruck, S.
35–39, allerdings ohne einige hier verwendete Quellen.
585 Ficker an Thun (Konzept), Innsbruck o.D., Nachlass Ficker, Institut für Österreichische
Geschichtsforschung.
586 Vgl. etwa Jäger an Feil, Innsbruck 26.05.1854, 129.637, Wienbibliothek, Handschriftenab-
teilung.
587 Wilhelm Volkmann (Prag 1822–1877 Prag), 1846 Habilitation an der Universität Prag
für Ästhetik, später für Psychologie, ab 1856 ao. Prof. an der Universität Prag, ab 1861 o.
Prof. der theoretischen und praktischen Philosophie und ihrer Geschichte. Hlasiwetz und
Volkmann kannten sich von der gemeinsamen Zeit an der Universität Prag.
588 Ficker an Thun (Konzept), Innsbruck o.D., Nachlass Ficker, Institut für Österreichische
Geschichtsforschung. Kopetzky bezog sich dabei auf das Substitutionsnormale bei Supplie-
rung von Lehrämtern, vom 3. Juli 1839, abgedruckt bei: Leo von Beck mannagetta/Carl
von keLLe (Hgg.), Die österreichischen Universitätsgesetze, S. 190–197. In § II, 4 heißt es:
an höheren Lehranstalten werden zur Vertretung eines Professors, „andere Professoren
bestimmt, welche nebst ihrem eigenen Unterrichtsfache jenes des verhinderten Professors
zu besorgen haben“.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Title
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Subtitle
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Author
- Christof Aichner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 512
- Keywords
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen