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6 DIE EINRICHTUNG DER THEOLOGISCHEN FAKULTÄT IM JAHR
1857364
protestantische Hegemonie zu brechen.135 Der Brief von Julius Ficker spie-
gelt zwar Fickers politische Anschauungen wider, er ist allerdings in erster
Linie die unmittelbare Folge des Gerüchts, man plane in Salzburg die Grün-
dung einer katholischen Universität. Ficker war allerdings nicht der einzige,
der besorgt auf die Zukunft der Universität blickte, vielmehr kam es infolge
des Beschlusses des achten Katholikentages in Linz in verschiedenen Teilen
Tirols zu Protesten gegen den Plan.
6.6. Sorgen in Tirol
Am 13. März 1857 hatte sich der Innsbrucker Magistrat und Bürgeraus-
schuss mit einer Petition136 an den Statthalter Erzherzog Karl Ludwig ge-
wandt und gefordert, entweder den Versuch zu unternehmen, den Episkopat
von den Vorteilen Innsbrucks zu überzeugen oder die Innsbrucker Univer-
sität zu vervollständigen, um gegen die in Gründung begriffene Konkur-
renz-Universität in Salzburg bestehen zu können. In den darauffolgenden
Wochen und Monaten trafen noch weitere Petitionen aus verschiedenen
Teilen des Landes in der Statthalterei ein,137 der Tenor derselben war im
Wesentlichen ähnlich und auch in der Argumentation glichen sich die Peti-
tionen: In beinahe allen Bittgesuchen wurde der katholische Charakter des
Landes Tirols hervorgehoben, das sich deswegen auch vorzüglich als Stand-
ort für eine (katholische) Universität eigne. Außerdem wurde mehrfach be-
tont, dass die Innsbrucker Professoren und Studenten stets ihre Treue zum
Herrscherhaus gezeigt hätten. Nicht zuletzt hoben die jeweiligen Verfasser
hervor, dass in Innsbruck alles bereits vorhanden sei, was in Salzburg erst
geschaffen werden müsse. Der Gemeindevorsteher des Meraner Bezirks war
in seinen Forderungen noch konkreter, indem er verlangte, der Erzherzog
möge sich dafür einsetzen,
daß der zu vervollständigenden Universität Innsbruck der Charakter einer
rein katholischen Hochschule thatsächlich durch Berufung aller Professoren
135 Vgl. besonders Linde an Thun (Konzept), Frankfurt a.M. 31.05.1854, N 1759, 51, Bundes-
archiv Koblenz.
136 Stadtmagistrat an Karl Ludwig, Innsbruck 13.03.1857, MCU Präs. ad 550/1857, Österrei-
chisches Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv.
137 Stadtmagistrat an Karl Ludwig, Kufstein 29.03.1857, Statthalterei, Präsidialakten, 942
ad 886/1857, Tiroler Landesarchiv; Gemeindevorsteher des Pustertales an Karl Ludwig,
Bruneck 04.05.1857, Statthalterei, Präsidium, 1308 ad 886/1857, Tiroler Landesarchiv;
Gemeindevorsteher des Bezirkes Meran an Karl Ludwig, Meran 10.08.1857, Statthalterei,
Präsidialakten, 2367 ad 886/1857, Tiroler Landesarchiv.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Title
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Subtitle
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Author
- Christof Aichner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 512
- Keywords
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen