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Historische Aufzeichnungen
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860 - Aufbruch in eine neue Zeit
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7 DIE UNIVERSITÄT UND DIE NATIONALEN AUSEINANDERSETZUNGEN 396 Kriege und auf die Vorstellung einer genuinen „Eigenthümlichkeit deut- scher Geistesbildung“92, wie Adam Müller es während der napoleonischen Kriege bezeichnet hatte. In diese Zeit wurde auch der Aufschwung der Wis- senschaft in Deutschland angesiedelt – parallel zu einem diagnostizierten Erwachen der deutschen Nation und des deutschen Geistes. Deutsche Wis- senschaft wurde so zu einer Emanation des Volksgeistes. Ihren Ausdruck fand sie in den reformierten preußischen Universitäten, wobei besonders die Freiheit von Lehre und Forschung von Zeitgenossen als wichtigstes Element angesehen wurden.93 Im Bild der deutschen Wissenschaft vermengten sich damit die Vorstellung eines durch einen spezifisch deutschen Geist erwach- ten wissenschaftlichen Aufschwungs, der mit besonderer Bevorzugung der historischen Methode neue Fächer wie etwa die Germanistik hervorbrachte, wobei Letztere wiederum selbst eine spezielle deutsche Kulturtradition herausarbeitete und damit reziprok zum Erstarken der Vorstellung einer deutschen Wissenschaft beitrug. Aus diesem als Emanation verstandenen Prozess der deutschen Wissenschaft erwuchs auch die teilweise propagierte Vorstellung des Führungsanspruches der deutschen Wissenschaften („Welt- geltung deutscher Wissenschaft“) im Allgemeinen94 und im Speziellen auf einzelnen Gebieten, beispielsweise der klassischen Philologie.95 Aber auch in anderen Zweigen der Wissenschaft, etwa der Medizin96, gab es entspre- 92 Adam müLLer, Vorlesungen über die deutsche Wissenschaft und Literatur, Dresden 1806. 93 Vgl. Sylvia PaLetscHek, Was heißt „Weltgeltung deutscher Wissenschaft?“. Modernisie- rungsleistungen und -defizite der Universitäten im Kaiserreich, in: Michael Grüttner (Hg.), Gebrochene Wissenschaftskulturen. Universität und Politik im 20. Jahrhundert, Göttingen 2010, S. 29–54, hier S. 32. 94 Vgl. HeLd, Universität, S. 786. 95 Vgl. dazu z.B. aus der Zeit Thuns eine Rezension Bernhard Jülgs von Ján Kollárs staroita- lia slavjanská, in der Wiener Zeitung, 271 (28.11.1853), S. 276–278, dort: „Die Philologie und die klassische Alterthumskunde ist eine Deutsche Wissenschaft. Das schließt nicht aus anzuerkennen, was Franzosen und besonders Italiener Großes geleistet haben, und ebenso wenig, wenn unter andern Völkern sich hie und da ein großer Geist erhob. Was Deutsche, Holländer, Engländer geleistet, ist von keinem Volke geschehen; in Deutschland ist die Philologie eine Wissenschaft geworden und auf dem jetzigen Standpunkte ist sie eine rein Deutsche Wissenschaft.“ S. 278. Zum Bild der „Weltgeltung deutscher Wissenschaft“ siehe bei PaLetscHek, Was heißt „Weltgeltung deutscher Wissenschaft?“ Paletschek glaubt, dass das Bild der „Weltgeltung deutscher Wissenschaft“ um 1900 eine nachträgliche Zuschrei- bung – besonders durch den gefürchteten Verlust derselben nach dem Ersten Weltkrieg und auch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war. 96 Vgl. dazu etwa bei seeBacHer, Das Fremde im „deutschen“ Tempel der Wissenschaften. Sie verweist dabei besonders auf das Werk Theodor BiLLrotH, Über das Lehren und Ler- nen der medicinischen Wissenschaften an den Universitäten der deutschen Nation nebst allgemeinen Bemerkungen über Universitäten. Eine culturhistorische Studie, Wien 1876. Der zweite Abschnitt ist mit „Jetzige deutsche Methode des Lehrens der medicinischen Wissenschaft“ überschrieben.
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Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860 Aufbruch in eine neue Zeit
Title
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Subtitle
Aufbruch in eine neue Zeit
Author
Christof Aichner
Publisher
Böhlau Verlag
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20847-1
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
512
Keywords
University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
Categories
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Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860