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8 DIE UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK INNSBRUCK IN DER
REFORMÄRA402
Hürden (Türkenkriege), und dem Widerstand des Ambraser Schlosshaupt-
mannes und jener der Professorenschaft. Denn die Universität wäre zwar für
die Finanzierung zuständig, aber nicht der einzige Nutznießer gewesen, da die
Bibliothek als öffentliche Bibliothek konzipiert worden war.5
Im Jahr 1745 unternahm Roschmann, unterstützt von Graf Rudolph Cho-
tek6, einen erneuten Versuch zur Gründung der Universitätsbibliothek und
diesmal war dem Vorhaben Erfolg beschert. Maria Theresia bewilligte am
22. Mai 1745 die Gründung einer Bibliothek in Innsbruck, die „zur öffentli-
chen Benützung offen stehe, sozusagen als ewiges Monument der Förderung
und Festigkeit der Forschung und Wissenschaft.“7 Den Grundstock dieser
neuen Bibliothek bildeten drei Bestände: Bücher aus der Wiener Hofbiblio-
thek, die dort als Dubletten aussortiert worden waren, Bücher aus der Bib-
liothek Ferdinand II. in Schloss Ambras und schließlich die Bibliothek aus
der Innsbrucker Hofburg („Bibliothek im Wappenturm“ und die „Bibliotheca
Regiminalis“).8 Insgesamt belief sich der Urbestand der neuen Bibliothek auf
etwa 13.000 Bände.
Die neue Bibliothek war zwar öffentlich9, kam aber in erster Linie der
Universität zugute und so bürgerte sich bald der Name Universitätsbiblio-
thek ein.10 Walter Neuhauser sieht in der Innsbrucker Bibliothek den Pro-
totyp eines neuen Typus, der in den folgenden Jahren in mehreren Städten
der Monarchie verwirklicht wurde, die Ideen der Aufklärung widerspiegelte
und eingebettet war in die Theresianischen Bildungsreformen.11
Bis zum Jahr 1848 war die Bibliothek auf etwa 40.00012 Bände ange-
5 Vgl. neuHauser, Organisation der Bibliotheken in Tirol in der Mitte des 18. Jahrhunderts,
S. 403; sePP, Die Bibliothek entsteht und wächst, S. 22–24; Walter neuHauser, Anton Ro-
schmann als Bibliothekar und Handschriftenforscher, in: Florian M. Müller/Florian Schaf-
fenrath (Hgg.), Anton Roschmann (1694–1760), Innsbruck 2010, S. 15–24, hier S. 17–19.
6 Rudolph Chotek (Gut Jeniowes 1706–1771 Wien), ab 1747 Oberster Landeskämmerer,
1749–1760 Präsident der Finanzkammer, 1761–1765 Statthalter von Böhmen, danach
Oberster Kanzler der Vereinigten Hofkanzlei in Wien.
7 Übersetzung des lateinischen Textes der „Gründungskartusche“ bei sePP, Die Bibliothek
entsteht und wächst, S. 21.
8 Zu Umfang und Beschreibung der einzelnen Bestände siehe Sepp, Die Bibliothek entsteht
und wächst, S. 28–36.
9 Die Frage der „Öffentlichkeit“ zu dieser Zeit müsste natürlich auch gestellt werden.
10 Vgl. neuHauser, Organisation der Bibliotheken in Tirol in der Mitte des 18. Jahrhunderts,
S. 405.
11 Vgl. neuHauser, Organisation der Bibliotheken in Tirol in der Mitte des 18. Jahrhunderts,
S. 405–406.
12 Vgl. Hittmair, Geschichte der k.k. Universitätsbibliothek in Innsbruck, S. 109. Durch die
unterschiedliche Zählung und das vielfache Um- und Zusammenbinden von Werken er-
gaben sich immer wieder verschiedene Zahlen und teilweise bedeutende Schwankungen
bei der Angabe der Bücheranzahl. Die hier verwendeten Zahlen sollten daher als Richt-
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Title
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Subtitle
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Author
- Christof Aichner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 512
- Keywords
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen