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8.3. BIBLIOTHEKARE, STELLUNG UND BENUTZUNG DER BIBLIOTHEK 409
blieb die rechtliche Stellung der Bibliothek als öffentliche Bibliothek durch
die Universitätsreform unangetastet. Dies führte teilweise zu Unstimmig-
keiten und Auseinandersetzungen zwischen Bibliotheksvorstand und dem
Professorenkollegium der Universität. Dabei kollidierten die unterschiedli-
chen Vorstellungen der Professoren und des Bibliothekars darin, wer vor-
zugsweise das Recht der Benützung der Bibliothek hatte und welchen Zweck
die Bibliothek besaß: vorwiegend den Ansprüchen der Professoren und Stu-
denten zu dienen oder der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stehen.
In der ersten Hälfte des Untersuchungszeitraums war Martin Scherer45
Bibliothekar der Universitätsbibliothek. Scherer versah diesen Dienst seit
1832, davor hatte er zeitweise auch die Lehrkanzel für Religionslehre an der
Universität suppliert. Als das zentrale Verdienst Scherers wird die Herstel-
lung eines neuen Kataloges angeführt, da der alte Katalog an vielen Stellen
ungenau war und der alphabetische Katalog nicht mehr mit den vorhande-
nen Büchern übereinstimmte. Zentral war die Schaffung eines wissenschaft-
lichen Katalogs, der die Bücher systematisch nach Wissenschaftsgebieten
ordnete. In 51 Bänden wurden die Bücher auf 244 Abteilungen verteilt und
ermöglichten so einen systematischen Zugriff auf die Bibliothek.46
45 Martin Scherer (Satteins 1787–1865 Innsbruck), Priester, 1815–1832 Katechet an der
Innsbrucker Normalschule, bis zur Aufhebung des theolog. Studiums in Innsbruck Vorle-
sungen über Katechetik, Pädagogik und Methodik am Lyzeum und Supplent der Lehrkan-
zel für Religionslehre, ab 1832 Direktor (Bibliothekar) der Universitätsbibliothek, 1844/45
Dekan der philosophischen Fakultät der Universität. Zu Scherers Wirken siehe auch Hitt-
mair, Geschichte der k.k. Universitätsbibliothek in Innsbruck, S. 103–120; auch Scherers
eigenhändigen Lebenslauf, den er aus Anlass seines Pensionierungsgesuchs an Karl Lud-
wig sandte, Scherer an Karl Ludwig, Innsbruck 01.06.1857, Statthalterei, Präsidium, 1625
ad 1129/1857, Tiroler Landesarchiv.
46 Hittmair, Geschichte der k.k. Universitätsbibliothek in Innsbruck, S. 107–108. Walter
neuHauser, Biblioteca semper renovanda, restauranda, reformanda. Ein Beitrag zur Ge-
schichte der Bibliotheksverwaltung am Beispiel der Universitätsbibliothek Innsbruck, in:
Claudia Schretter/Peter Zerlauth (Hgg.), In Libris. Beiträge zur Buch- und Bibliotheks-
geschichte Tirols von Walter Neuhauser, Innsbruck 2010, S. 249–262. Vgl. auch den Be-
richt Scherer zum Fortschritt der Katalogisierung, Scherer an die Statthalterei, Innsbruck
06.12.1855, Statthalterei Studien 23007 ad 2038/1855, Tiroler Landesarchiv. Pongratz
sieht insgesamt eine etwas verspätete Entwicklung in Österreich, was das Anlegen von
systematischen Katalogen anbelangt, von offizieller Seite wurde insbesondere die Anferti-
gung eines guten Grundkataloges gefordert. Ebenda, S. 50.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Title
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Subtitle
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Author
- Christof Aichner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 512
- Keywords
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen