Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Weiteres
Belletristik
Utopia
Page - 41 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 41 - in Utopia

Image of the Page - 41 -

Image of the Page - 41 - in Utopia

Text of the Page - 41 -

Des Raphael Hythlodeus Rede über den besten Zustand des Staates Die Insel der Utopier hat in der Mitte – da ist sie nämlich am breitesten – eine Ausdehnung von 200 Meilen, ist über eine große Strecke hin nicht viel schmäler und nimmt nach den beiden Enden zu allmählich ab. Diese runden die ganze Insel zu einem Halbkreise von 500 Meilen Umfang ab und geben ihr die Gestalt des zunehmenden Mondes. Zwischen den beiden Hörnern befindet sich eine Meeresbucht von etwa elf Meilen Breite. Land umgibt diese gewaltige Wasserfläche auf allen Seiten und schützt sie vor Winden. Sie ist weniger stürmisch bewegt und gleicht mehr einem ruhigen See von ungeheurer Ausdehnung, macht fast die ganze Ausbuchtung des Landes zu einem Hafen und ermöglicht den Schiffsverkehr nach allen Richtungen. Die Einfahrt in den Hafen gefährden auf der einen Seite Untiefen und auf der anderen Klippen. Etwa in der Mitte ragt ein einzelner Felsen empor, der aber ungefährlich ist. Auf ihm steht ein Turm, in den die Utopier eine Besatzung gelegt haben. Die übrigen Klippen sind unsichtbar und deshalb gefährlich. Die Fahrstraßen kennen nur die Eingeborenen, und so kann ein Ausländer ohne einen Lotsen aus Utopien nur schwer in diese Bucht eindringen; könnten doch die Utopier selber kaum ohne Gefahr dort einlaufen, wenn nicht gewisse Seezeichen vom Strande aus die Richtung angäben, und durch ihre Umsetzung wären sie imstande, jeder auch noch so großen feindlichen Flotte den Untergang zu bereiten. Auf der anderen Seite liegen gut besuchte Häfen. Aber überall ist der Zugang zum Lande so stark durch Natur oder Kunst befestigt, daß auch nur eine Handvoll Verteidiger selbst gewaltige Truppenmassen abwehren könnte. Übrigens war dieses Land, wie man berichtet und wie der Augenschein deutlich zeigt, vor Zeiten noch keine Insel. Vielmehr hat erst Utopus, der als Eroberer die Insel nach sich benannt hat – bis dahin hieß sie Abraxa – und der den rohen und unkultivierten Volksstamm in Kultur und Gesittung auf eine solche Höhe gebracht hat, daß er die übrigen Völker übertrifft, das Land zur Insel gemacht. Kaum war er nämlich dort gelandet und Herr des Landes geworden, so ließ er eine Strecke von 15 Meilen auf der Seite, wo die Halbinsel mit dem Festlande zusammenhing, ausstechen und führte so das Meer ringsherum. Da er zu dieser Arbeit, um sie nicht als Schmach empfinden zu lassen, nicht nur die Eingeborenen zwang, sondern außerdem alle seine Soldaten hinzuzog, verteilte sie sich auf eine gewaltige Menge Menschen, und so wurde das Werk mit unglaublicher Schnelligkeit vollendet. Bei den Nachbarvölkern aber, die es anfangs als ein aussichtsloses Beginnen ins Lächerliche gezogen hatten, erregte der Erfolg Staunen und Schrecken. 41
back to the  book Utopia"
Utopia
Zur englischen Version
Title
Utopia
Author
Thomas Morus
Date
1516
Language
German
License
PD
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
106
Keywords
Utopie, Staat, Religion
Categories
Weiteres Belletristik

Table of contents

  1. Vorrede 4
  2. Teil 1 8
    1. Rede des trefflichen Raphael Hythlodeus über den besten Zustand des Staates, veröffentlicht von dem erlauchten Thomas Morus, Bürger und Vicecomes der rühmlich bekannten britischen Haupstadt London. 9
  3. Teil 2 40
    1. Des Raphael Hythlodeus Rede über den besten Zustand des Staates 41
    2. Die Städte, namentlich Amaurotum 44
    3. Die Obrigkeiten 47
    4. Die Handwerke 48
    5. Der Verkehr der Utopier miteinander 53
    6. Die Reisen der Utopier 58
    7. Die Sklaven 76
    8. Das Kriegswese 84
    9. Die Religion der Utopier 92
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Utopia