Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Weiteres
Belletristik
Venus im Pelz
Page - 67 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 67 - in Venus im Pelz

Image of the Page - 67 -

Image of the Page - 67 - in Venus im Pelz

Text of the Page - 67 -

essen lassen.« Wanda lachte herzlich. »Ich dachte, du bist fertig«, sprach sie, »aber es ist auch so gut. Der Mensch ist zum Leiden geboren und du ganz besonders. Die Märtyrer haben auch keine Beefsteaks gegessen.« Ich folgte ihr grollend, in meinen Hunger verbissen. »Ich habe die Idee, eine Wohnung in der Stadt zu nehmen, aufgegeben«, fuhr Wanda fort, »man findet schwer ein ganzes Stockwerk, in dem man abgeschlossen ist und tun kann, was man will. Bei einem so seltsamen, phantastischen Verhältnisse, wie es das unsere ist, muß alles zusammenstimmen. Ich werde eine ganze Villa mieten und – nun, warte nur, du wirst staunen. Ich erlaube dir jetzt, dich satt zu essen und dich dann etwas in Florenz umzusehen. Vor dem Abend komme ich nicht nach Hause. Wenn ich dich dann brauche, werde ich dich schon rufen lassen.« Ich habe den Dom gesehen, den Palazzo vecchio, die Loggia di Lanzi und bin dann lange am Arno gestanden. Immer wieder ließ ich meinen Blick auf dem herrlichen, altertümlichen Florenz ruhen, dessen runde Kuppeln und Türme sich weich in den blauen, wolkenlosen Himmel zeichneten, auf den prächtigen Brücken, durch deren weite Bogen der schöne, gelbe Fluß seine lebhaften Wellen trieb, auf den grünen Hügeln, welche, schlanke Zypressen und weitläufige Gebäude, Paläste oder Klöster tragend, die Stadt umgeben. Es ist eine andere Welt, in der wir uns befinden, eine heitere, sinnliche und lachende. Auch die Landschaft hat nichts von dem Ernst, der Schwermut der unseren. Da ist weithin, bis zu den letzten weißen Villen, die im hellgrünen Gebirge zerstreut sind, kein Fleckchen, das die Sonne nicht in das hellste Licht setzen würde, und die Menschen sind weniger ernst, wie wir, und mögen weniger denken, sie sehen aber alle aus, wie wenn sie glücklich wären. Man behauptet auch, daß man im Süden leichter stirbt. Mir ahnt jetzt, daß es eine Schönheit gibt ohne Stachel und eine Sinnlichkeit ohne Qual. Wanda hat eine allerliebste kleine Villa auf einem der reizenden Hügel an dem linken Ufer des Arno, gegenüber der Cascine, entdeckt und für den Winter gemietet. Dieselbe liegt in einem hübschen Garten mit reizenden Laubgängen, Grasplätzen und einer herrlichen Camelienflur. Sie hat nur ein Stockwerk und ist im italienischen Stile im Viereck erbaut; die eine Front entlang läuft eine offene Galerie, eine Art Loggia mit Gipsabgüssen antiker Statuen, von der steinerne Stufen in den Garten hinabführen. Aus der Galerie 67
back to the  book Venus im Pelz"
Venus im Pelz
Title
Venus im Pelz
Author
Leopold Von Sacher-Masoch
Date
1901
Language
German
License
PD
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
114
Keywords
Novelle, Liebe
Categories
Weiteres Belletristik
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Venus im Pelz