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Venus im Pelz
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Page - 82 - in Venus im Pelz

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Abschied die Hand reicht, dann liegt in ihrem Auge jene übermenschliche Gewalt der Güte und Liebe, welche uns Tränen entlockt, bei der wir alle Leiden des Daseins vergessen und alle Schrecken des Todes. Ich lese ihr die Manon l’Escault. Sie fühlt die Beziehung, sie spricht zwar kein Wort, aber sie lächelt von Zeit zu Zeit, und endlich klappt sie das kleine Buch zu. »Wollen Sie nicht weiterlesen, gnädige Frau?« »Heute nicht. Heute spielen wir selbst Manon l’Escault. Ich habe ein Rendezvous in den Cascinen und Sie, mein lieber Chevalier, werden mich zu demselben begleiten; ich weiß, Sie tun es, nicht?« »Sie befehlen.« »Ich befehle nicht, ich bitte Sie darum«, spricht sie mit unwiderstehlichem Liebreiz, dann steht sie auf, legt die Hände auf meine Schultern und sieht mich an. »Diese Augen!« ruft sie aus, »ich liebe dich so, Severin, du weißt nicht, wie ich dich liebe.« »Ja«, entgegne ich bitter, »so sehr, daß Sie einem anderen ein Rendezvous geben.« »Das tue ich ja nur, um dich zu reizen«, antwortet sie lebhaft, »ich muß Anbeter haben, damit ich dich nicht verliere, ich will dich nie verlieren, niemals, hörst du, denn ich liebe nur dich, dich allein.« Sie hing leidenschaftlich an meinen Lippen. »Oh! könnte ich dir, wie ich möchte, meine ganze Seele im Kusse hingeben – so – nun aber komme.« Sie schlüpfte in einen einfachen, schwarzen Samtpaletot und umhüllte ihr Haupt mit einem dunklen Baschlik. Dann ging sie rasch durch die Galerie und stieg in den Wagen. »Gregor wird mich fahren«, rief sie dem Kutscher zu, der sich befremdet zurückzog. Ich stieg auf den Bock und peitschte zornig in die Pferde. In den Cascinen, dort, wo die Hauptallee zu einem dichten Laubgang wird, stieg Wanda aus. Es war Nacht, nur einzelne Sterne blickten durch die grauen Wolken, welche über den Himmel zogen. Am Arno stand ein Mann in einem dunklen Mantel und einem Räuberhut und blickte in die gelben Wellen. Wanda schritt rasch durch das Gebüsch zur Seite und schlug ihn auf die Achsel. Ich sah noch, wie er sich zu ihr wendete, ihre Hand faßte – dann 82
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Venus im Pelz
Title
Venus im Pelz
Author
Leopold Von Sacher-Masoch
Date
1901
Language
German
License
PD
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
114
Keywords
Novelle, Liebe
Categories
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