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Venus im Pelz
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küßte mich. Mich ergriff in diesem Augenblicke wieder der volle Fanatismus meiner Leidenschaft. »Nun, wo ist die Peitsche?« fragte ich. Wanda lachte und trat zwei Schritte zurück. »Du willst also durchaus gepeitscht werden?« rief sie, indem sie den Kopf übermütig in den Nacken warf. »Ja.« Auf einmal war Wandas Gesicht vollkommen verändert, wie vom Zorne entstellt, sie schien mir einen Moment sogar häßlich. »Also peitschen Sie ihn!« rief sie laut. In demselben Augenblicke steckte der schöne Grieche seinen schwarzen Lockenkopf durch die Gardinen ihres Himmelbettes. Ich war anfangs sprachlos, starr. Die Situation war entsetzlich komisch, ich hätte selbst laut aufgelacht, wenn sie nicht zugleich so verzweifelt traurig, so schmachvoll für mich gewesen wäre. Das übertraf meine Phantasie. Es lief mir kalt über den Rücken, als mein Nebenbuhler heraustrat in seinen Reitstiefeln, seinem engen, weißen Beinkleid, sei nem knappen Samtrock, und mein Blick auf seine athletischen Glieder fiel. »Sie sind in der Tat grausam«, sprach er, zu Wanda gekehrt. »Nur genußsüchtig«, entgegnete sie mit wildem Humor, »der Genuß macht allein das Dasein wertvoll, wer genießt, der scheidet schwer vom Leben, wer leidet oder darbt, grüßt den Tod wie einen Freund; wer aber genießen will, muß das Leben heiter nehmen, im Sinne der Antike, er muß sich nicht scheuen, auf Kosten anderer zu schwelgen, er darf nie Erbarmen haben, er muß andere vor seinen Wagen, vor seinen Pflug spannen, wie Tiere; Menschen, die fühlen, die genießen möchten, wie er, zu seinem Sklaven machen, sie ausnutzen in seinem Dienste, zu seinen Freuden, ohne Reue; nicht fragen, ob ihnen auch wohl dabei geschieht, ob sie zugrunde gehen. Er muß immer vor Augen haben: wenn sie mich so in der Hand hätten, wie ich sie, täten sie mir dasselbe, und ich müßte mit meinem Schweiße, meinem Blute, meiner Seele ihre Genüsse bezahlen. So war die Welt der Alten, Genuß und Grausamkeit, Freiheit und Sklaverei gingen von jeher Hand in Hand; Menschen, welche gleich olympischen Göttern leben wollen, müssen Sklaven haben, welche sie in ihre Fischteiche werfen, und Gladiatoren, die sie während ihres üppigen Gastmahls kämpfen lassen und sich nichts daraus machen, wenn dabei etwas Blut auf sie spritzt.« 110
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Venus im Pelz
Title
Venus im Pelz
Author
Leopold Von Sacher-Masoch
Date
1901
Language
German
License
PD
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
114
Keywords
Novelle, Liebe
Categories
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