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TU Graz I Die Akzeptanz virtueller Gesundheits-Avatare
Martina Lang & Bernhard Wieser
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Freiheit, die Frage danach wer auf die Daten Zugriff hat und Überlegungen dazu, was
mit diesen geschehe eine einflussreiche Rolle. Sobald über diese Fragen Unklarheit
herrscht, führt dies zu einem Unsicherheitsempfinden und werden skeptische
Haltungen zu Gesundheits-Avataren erkennbar. Invasiv erhobene Körperdaten
wurden besonders skeptisch diskutiert. Vor diesem Hintergrund wurden
Sensortechnologien in der Toilette, die auf Basis der Harnwerte Gesundheitsdaten
speichern und verwaltet kritisch gesehen (FG_SG 1; 6:02).
Nach Auffassung der Fokusgruppe FG_SG 1 müsste ein Avatar-System eine Art
Freigabeplattform integriert haben, über die Betroffene den Zugriff anderer User selbst
bestimmen und steuern können. Hier finden sich Ähnlichkeiten bzw.
Übereinstimmungen auf die Rückmeldungen der Fokusgruppen, die zu den Szenarien
zu den Themen Vorsorge und Rehabilitation durchgeführt wurden. Hierbei stieß die
Vorstellung, dass virtuelle Avatare Bewegungsdaten sowie Gesundheitsdaten
uneingeschränkt und ohne Zustimmung der NutzerInnen sammeln, speichern und mit
anderen Akteuren (Institutionen, ÄrztInnen usf.) teilen, weitgehend auf Ablehnung (vgl.
Fokusgruppe FG_SV, Fokusgruppe FG_SR). Die Vorstellung, dass
Familienmitglieder, wie im Videoclip gezeigt, von Hausärzten über den
Gesundheitszustand ihrer pflegebedürftigen Angehörigen ohne deren Zustimmung
und Wissen informiert werden, stieß in allen drei Fokusgruppe zum Szenario Geriatrie
und Gerontologie auf Kritik.
Ethische Aspekte: Der Gesundheits-Avatar als Akteur
Besonders kritisch diskutiert wurden jene Videosequenzen, in denen der Gesundheits-
Avatar als Technik mit Akteurscharakter gezeigt wird, die selbstständig
Gesundheitsdaten sammelt und diese mit anderen NutzerInnen, ÄrztInnen oder
Angehörigen, teilt. Unabhängig davon, ob die RespondentInnen erörterten, ob dies mit
Wissen und Zustimmung der im Videoclip fiktionalen pflegebedürftigen Person erfolgt,
oder die Daten automatisiert gesammelt und ohne ausdrückliches Einverständnis des
Pflegebedürftigen geteilt werden, stieß diese Vorstellung durchgehend auf Ablehnung.
Einer der am häufigsten genannten Kritikpunkte kann unter dem Begriff des
Autonomieverlustes subsummiert werden. Die Vorstellung, dass Menschen im Kontext
der zunehmenden Technologisierung des Gesundheitsbereiches Eingriffe in ihre
Privatsphäre erfahren und das Recht auf eigenständige Entscheidungen bedroht
werden könnte, führte zu besonders starker Ablehnung und zum Akzeptanzverlust in
Die Akzeptanz virtueller Gesundheits-Avatare
Eine Fokusgruppenanalyse, Volume 1
- Title
- Die Akzeptanz virtueller Gesundheits-Avatare
- Subtitle
- Eine Fokusgruppenanalyse
- Volume
- 1
- Authors
- Martina Lang
- Bernhard Wieser
- Editor
- Technische Universität Graz
- Publisher
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Location
- Graz
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-667-3
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 54
- Category
- Lehrbücher