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TU Graz I Die Akzeptanz virtueller Gesundheits-Avatare
Martina Lang & Bernhard Wieser
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medizinisches Wissen vor einem Arztbesuch abgefragt werde und ein Teil der
PatientInnen daher ärztlicher Expertise kritischer gegenüberstünden. Vor diesem
Hintergrund wird die Frage diskutiert, inwieweit ein Gesundheits-Avatar den Wunsch,
über sich selbst und die eigene Gesundheit Bescheid zu wissen weiter vorantreibe und
somit auch ein Anreiz zur Nutzung digitaler Gesundheitstechnologien sein könnte.
Dennoch bleibt festzuhalten, dass diese Einschätzung nicht auf Basis eigener
Erfahrungen getroffen wurde, sondern eher wiedergibt, was als gesellschaftlicher
Trend wahrgenommen wird (vgl. Quantified Self). Zumal Trackingtechnologien
durchaus weit verbreitet sind, ist es durchaus plausibel, dass die Vernetzung der von
einem Avatar erhobenen Daten mit dazu relevanten Wissensinhalten für eine
bestimmte NutzerInnengruppe durchaus einen Anreiz darstellen kann. Ferner könnten
PatientInnen von visuellen Veranschaulichungen profitieren, die komplexe
medizinische Vorgänge auf verständliche Art für Laien erklären (FG_SV 4: 24:30).
Diskutiert wurde auch, inwieweit benachteiligte Gesellschaftsgruppen durch digitale
Technologien einen besseren Zugang zu gesundheitsrelevanten Wissensinhalten
erhalten könnten oder ob digitale Technologien zu einer weiteren Marginalisierung
beitragen (vgl. FG_SV 4, TN_3: 25:00).21
3.5 ÄrztInnen als AnwenderInnen
Die Sammlung medizinischer und klinischer Daten durch Gesundheits-Avatare
könnten nach Meinung der RespondentInnen von ÄrztInnen zur Verbesserung der
Früherkennung und Heilung von Krankheiten herangezogen werden (FG_SV 4, TN_M
21 In der Epidemiologie ist der Zusammenhang von sozioökonomischem Status, Gesundheit und
Gesundheitskompetenz oder Gesundheitsverhalten seit den 1980er Jahren ein relevantes
Forschungsgebiet. Die Sozialepidemiologie hat sich innerhalb dieses Bereiches als eigenständige
Forschungsdisziplin etabliert und setzt die Ungleichheitsforschung in Zusammenhang mit
Gesundheitschancen und -risiken. In der deutschsprachigen Sozialepidemiologie spricht man in diesem
Zusammenhang von „gesundheitlicher Ungleichheit oder vom sozialen Gradienten der Gesundheit“
(Mielck/Bloomfield 2001; Muff 2015: 15); Muff, Christine 2015: Soziale Ungleichheiten im
Ernährungsverhalten. Münster: LIT-Verlag.
In der Sozialepidemiologie wird der sozialökonomische Status als Indikator „für die individuelle Position
eines Gesellschaftsmitglieds in einem durch Ungleichheiten gezeichneten Gesellschaftsgefüge“
definiert (Muff 2015: 15). Soziale Benachteiligung betrachtet die Position innerhalb der
Gesellschaftsstruktur und bezieht Faktoren wie soziale Vor- und Nachteile oder Verfügbarkeit und
Zugriff auf materielle (Einkommen, Vermögen) und immaterielle (Bildung; Beruf) Ressourcen mit ein.
Der sozioökonomische Status bezieht den Zugang zu (knappen) Ressourcen und Gütern innerhalb
einer Gesellschaft mit ein. In einer Gesellschaft nehmen soziale Akteure unterschiedliche Positionen
ein, die jeweils an ungleiche Verfügungschancen knapper Güter gebunden sind (Muff 2015: 15).
Nutzer-Profile von Gesundheits-Avataren
Erhebung zielgruppenspezifischer Anwendungskontexte, Volume 2
- Title
- Nutzer-Profile von Gesundheits-Avataren
- Subtitle
- Erhebung zielgruppenspezifischer Anwendungskontexte
- Volume
- 2
- Authors
- Martina Lang
- Bernhard Wieser
- Editor
- Technische Universität Graz
- Publisher
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Location
- Graz
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-666-6
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 65
- Category
- Lehrbücher