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Präsentation von Gebrauchsfilmen, zu denen auch der Industrie(werbe)film zählt,
waren von Sprechern vorgetragene Begleittexte allerdings durchaus bis in die
1950er-und1960er-Jahreüblich.102
DasdemSchaustellergewerbeentsprechende„PrinzipderAttraktion“ fandseine
Analogie im Filmprogramm. Die bis 1906 dominierenden Einakter, die zudem fast
ausschließlich in einer einzelnen Einstellung gedreht waren,103 wurden dramatur-
gisch indasGesamtkonzept eingebaut undkurzweilig arrangiert. In dendargebote-
nen Nummernprogrammen104 wechselten die Wanderkinounternehmer (mitunter
nachgestellte) Aktualitäten mit technischen, naturwissenschaftlichen Aufnahmen,
Reise-undLandschaftsbildernoder„komisch-pikanten“Filmengeschicktab.Beider
GestaltungderFilmeundderenöffentlichen InszenierungorientiertensichdieFilm-
pioniere und Schausteller durchwegs an bereits etabliertenMedienwie illustrierten
Magazinen,Romanheften,Bildgeschichten,Postkarten,dempopulärenTheater, den
KaiserpanoramenundderProjektionskunst.105
3.2 Die„ÄsthetikderAnsicht“:„Naturaufnahmen“alsVorläufer
deswerbendenFilms
InderFrühzeitderKinematographiebestimmtenNon-fiction-FilmedasNummernpro-
grammderSchausteller,wobei zwei Formen, die unter demzeitgenössischenBegriff
„Naturaufnahmen“106 subsumiertwurden,amstärkstenvertretenwaren:Reisebilder,
die Städte, Landschaften und exotische Gebräuche in den Fokus nahmen, und
Industriebilder, die Warenfertigungs- und Arbeitsprozesse veranschaulichten.107
Diese frühenFilmezeugenvoneineroffensichtlichenvoyeuristisch-exhibitionistischen
102 Vgl.dazuZimmermann,Yvonne:DokumentarischerFilm:AuftragsfilmundGebrauchsfilm, in:
Zimmermann, Yvonne (Hg.): Schaufenster Schweiz. Dokumentarische Gebrauchsfilme 1896–1964,
Zürich2011,S.81 f.
103 Gunning,Tom:TheNon-ContinousStyleofEarlyFilm (1900–1906), in:ÖsterreichischeGesell-
schaft fürFilmwissenschaft,Kommunikations-undMedienforschung(Hg.):Arbeitsmappe.Filmsta-
tistikundDokumentation“,Wien1983,S. 1.
104 DieAutorinzitierthierKapitel 5 ihresArtikels:Moser,„FrühesKino“,Kapitel 5„Nummernpro-
gramme–Kleinode aus allerWelt, http://ww1.habsburger.net/de/kapitel/nummernprogramme-
kleinode-aus-aller-welt, 30.11.2014.
105 Garncarz, Joseph:Nicht-fiktionaleFilmformen inVarietésundWanderkinos, in: Jung,Uli/Loi-
perdinger,Martin (Hg.):GeschichtedesdokumentarischenFilms inDeutschland,Bd. 1,Kaiserreich
1895–1918,Stuttgart 2005,S.74–76.Kieninger,Wanderkinos,S. 130,274und309.
106 Im Fachkontext der Zeit wurdewiederholt auf Bilder, welche „die Vorgänge nach der Natur
widerspiegeln“ verwiesen.Vgl. Garncarz, Joseph:Dernicht-fiktionale Film imProgrammderWan-
derkinos, in: Jung, Uli/Loiperdinger, Martin (Hg.): Geschichte des dokumentarischen Films in
Deutschland,Bd. 1,Kaiserreich1895–1918,Stuttgart 2005,S. 117.
107 Ebd.,S. 116–118. 3.2 Die„ÄsthetikderAnsicht“ 25
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Der österreichische Werbefilm
Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938
- Title
- Der österreichische Werbefilm
- Subtitle
- Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938
- Author
- Karin Moser
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-062230-0
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 316
- Keywords
- Culture of memory, media history, advertising
- Category
- Kunst und Kultur