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anregen.125 ImJahr1908gabfernerder„AusschussdesNiederösterreichischenLandes-
verbandes für Fremdenverkehr“ bekannt, künftig „kinematographische Aufnahmen
zurHebungdesTourismusgewerbes“zuforcieren.126
Bilder aus der Habsburgermonarchie wurden speziell außerhalb des Landes
gerne dargeboten. Ludwig Neumayers „Erste Bayerische Filmfabrik“ in Straubing
hatteunter anderemFilmeausdemösterreichischenSalzkammergut imRepertoire
(z.B. HALLSTATT UNDDERHALLSTÄTTER SEE, D 1910),127 die „InternationaleKinemato-
graphengesellschaft Berlin“ vertrieb das Bild REISE DURCH TIROL (D 1902)128 und
auch„Reisebilder“ausWienwarenstetsbeliebtundwurdenu.a. vonder französi-
schen„Pathé“offeriert.129
Eine durchaus werbendeWirkung ist mitunter auch den frühen Industriebil-
dern zuzuschreiben. Bereits um 1900wurden in Frankreich und in denUSA erste
industrielle Auftragsfilme für Unternehmen angefertigt. In den seltensten Fällen
können jedoch inder Frühphasebis 1910dieHerstellungsbedingungendieserAuf-
nahmen, und somit die ursprünglichen Impulsgeber (Filmproduzenten oder Fabri-
kanten),eruiertwerden.130
Ab 1907 etabliert sich in den kinematographischen Fachblättern und Program-
men die Bezeichnung „Industriebild“ für Filme, die den produktionstechnischen
Werdegang vonKonsumgütern, Nahrungsmitteln undbisweilen Luxuswarendetail-
liert beschrieben. Diese Filme präsentieren idealisierte Abläufe. Eifrige unddiszipli-
nierte Arbeiterinnen und Arbeiter gehen, im Bewusstsein, unter permanenter
Beobachtung zu stehen, ihrer Tätigkeit nach. Immer wieder sind die „Darsteller“
auchTeil einer folkloristischen Inszenierung,wennsie sichetwaalsRepräsentanten
desortsüblichenBrauchtums in ihrer Tracht, ihremGestus oder ihrerMotorik zu er-
kennen geben. Hier verschwimmen die Grenzen zwischen Reise- und Industriebild,
wassichauchanderTitelgebung(z.B.FABRIKATIONVENEZIANISCHERSPITZEN,FÄCHERIN-
DUSTRIE IN JAPAN, HERSTELLUNG VON HOLLÄNDISCHEM KÄSE) erkennen lässt.131
Doch während in den ländlichen und städtischen Ansichten vor allem räumliche
125 Kieninger,Wanderkinos,S. 294–295.KinematographischeRundschau,Nr.9, 1. Juni 1907,S.4.
126 KinematographischeRundschau,Nr. 37, 1.August 1908,S.5.
127 Deeken,GeschichteundÄsthetikdesReisefilms,S.314.
128 Kieninger,Wanderkinos,S.427.
129 1910wird das BildWIEN UND SEINEHAUPT-SEHENSWÜRDIGKEITEN (DerOpernplatz, Parlamentsge-
bäudeundRathaus,EingangzurHoch-undUntergrundbahnundKarlskirche,EingangzumPrater,
Stefanskirche, Denkmal der Kaiserin Elisabeth, Die Rotunde) angeboten:Österreichischer Komet,
„NeueFilme“, Nr. 56, 26.November 1910, S. 8.Auch eineVerleihanstalt bietet Ende 1909 eineNa-
turaufnahmeausWienan:ÖsterreichischerKomet,„AnzeigeProjektographKinematographen-und
Filmfabrik“,Nr. 31,7.Dezember1909,S. 12.
130 Zimmermann,Yvonne: Industriefilme, in: Zimmermann,Yvonne (Hg.): Schaufenster Schweiz.
DokumentarischeGebrauchsfilme1896–1964,Zürich2011,S. 253und266.
131 Loiperdinger,Martin: Industriebilder, in: Jung,Uli/Loiperdinger,Martin (Hg.):Geschichtedesdo-
kumentarischenFilmsinDeutschland,Bd.1,Kaiserreich1895–1918,Stuttgart2005,S.325–327,332.
3.2 Die„ÄsthetikderAnsicht“ 29
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Der österreichische Werbefilm
Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938
- Title
- Der österreichische Werbefilm
- Subtitle
- Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938
- Author
- Karin Moser
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-062230-0
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 316
- Keywords
- Culture of memory, media history, advertising
- Category
- Kunst und Kultur