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5 DerErsteWeltkrieg:EndeundAnfang.
NeueWegeder filmischenWerbung
5.1 OrganisierteKriegspropaganda
Die Bedeutung des Kinos ist von Jahr zu Jahr gestiegen. Die Zahl der Kinotheater nimmt zu,
der Fassungsraumwird vergrößert und die finanzielle Lage der breiten Schichten des Publi-
kums fördert denBesucherstrom. Ein guter Filmgelangt heute inmehr als 3.000Kinotheater
[sic!] zurVorführungundwird imganzenvon10–12,000.000Menschengesehen,worausklar
erhellt, dass der Filmüber jedes andere Propagandamittel gestellt werdendarf. Kein anderes
setztdenStaatsosehr indieLage,aufdiebreitenMasseneinzuwirken,wiederFilm . . .231
DieseEinschätzunghinsichtlichderMachtundBreitenwirkungdesbewegtenBilds
seitensOberstWilhelmEisner-Bubna,derabMärz1917demKPQvorstand,232 istbe-
zeichnend fürdieNeupositionierungdesMediumsalsPropagandamittel imVerlauf
des ErstenWeltkriegs.233 Der Kinobesuch war „demVolk zur Gewohnheit gewor-
den“, trug unschätzbare „Aufklärungs- und Belehrungsmöglichkeiten“ in sich234
und sollte über die Einrichtung einer eigenen Filmstelle im „militärischen, vater-
ländischen undpatriotischen Sinn“ gesteuert werden. Diesewurde als eine Abtei-
lung des 1914 als Untergruppe des Armeeoberkommandos (AOK) begründeten
KPQs, das dem Chef des Generalstabes direkt unterstand, eingerichtet.235 Zu den
Aufgaben der Filmstelle zählten die Aufstellung von Kinoexposituren zur Herstel-
lung vonAufnahmen an der Front wie auch im Etappenraumund imHinterland,
die Einrichtung eines kinematographischen Laboratoriums zur Entwicklung der
FilmesowiedieDurchführungderFilmzensur.236
231 KA (Kriegsarchiv), Kriegsministerium (KM), Präsidium, Ktn. 2369, Memorandumüber die Be-
deutungderKinoindustrievomStandpunktedesStaates, 17.April 1918,Präs.Nr.:12707.
232 Bis dahin standdasKPQunter demKommando vonOberst, später Generalmajor,Maximilian
vonHoen.
233 Die Autorin zitiert hier Kapitel 4 ihres Artikels: Moser, Karin: Vom „öffentlichen Ärger-
nis“ zum Propagandawerkzeug: Staatliche Eingriffe und Lenkungsversuche im Film- und Ki-
nowesen, Kapitel 4 „Organisierte Propaganda: Die Filmstelle des Kriegspressequartiers“, in:
Virtuelle Ausstellung „Der Erste Weltkrieg und das Ende der Habsburgermonarchie”, http://
ww1.habsburger.net/de/kapitel/organisierte-propaganda-die-filmstelle-des-
kriegspressequartiers, 30.11.2014.
234 ÖsterreichischerKomet,„DasKinoundseineBesucher“,Nr. 196, 14.Februar1914,S. 1.
235 Mayer,Klaus:DieOrganisationdesKriegspressequartiersbeimk.u.k.AOK imErstenWeltkrieg
1914–1918,Diss.,Wien1963,S.3.
236 Schmölzer, Hildegund: Die Propaganda des Kriegspressequartiers im Ersten Weltkrieg
1914–1918,Diss.,Wien1965,S. 28.
OpenAccess.©2019KarinMoser,publiziert vonDeGruyter. DiesesWerk ist lizenziertunterder
CreativeCommonsAttribution4.0Lizenz.
https://doi.org/10.1515/9783110622300-005
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Der österreichische Werbefilm
Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938
- Title
- Der österreichische Werbefilm
- Subtitle
- Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938
- Author
- Karin Moser
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-062230-0
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 316
- Keywords
- Culture of memory, media history, advertising
- Category
- Kunst und Kultur