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deren Aufführung zu sichern, wurde seitens des KPQ eine gezielte Pressearbeit,
eine„beharrlicheEinflussnahmeaufdieLeihanstalten“sowieeine intensivedirekte
Bewerbungder k.u.k. Laufbilder bei denKinounternehmenverordnet. Etwaige „er-
forderlicheSchmierungendesApparates“hattemaneinkalkuliert,251Bestechungen
warendemnacherwünscht.
Keinesfalls sollten die Filme inneutralen Staaten auf öffentlichenPlätzen vor-
geführtwerden, damöglicheGegenstimmen,Diskussionen, lauteProteste oder gar
Gewalttätigkeitenzuvermeidenwaren.DieVorstellungenhatteneinzig ingeschlos-
senenRäumen, indenen„dieAufmerksamkeitunddas InteresseaufdieBilderkon-
zentriert“bliebe, stattzufinden.252Über denEinsatzunddenErfolg oderMisserfolg
der Filmpropagandamittel mussten militärische Vertreter dem KPQ regelmäßig
berichten.253
Hinsichtlich der Wirkungskraft der österreichisch-ungarischen Aufnahmen
lagenunterschiedlicheEinschätzungenvor.Währendman indenNiederlandendie
„kurzen und minderen Laufbilder“ beanstandete, kam aus der Schweiz die Mel-
dung, dass die heimischen Filme sich beimPublikumgroßer Beliebtheit erfreuten
und als „die schönsten ihrer Art“ empfunden wurden.254 Besonders euphorisch
waren die Berichte aus der asiatischen Türkei. Der im Auftrag des k.u.k. Ministe-
riumsdesÄußerenundder k.u.k. Botschaft inKonstantinopel tätige J. Goldschmid
hatte im benannten Gebiet zwei erfolgreiche Propagandareisen unternommen. Er
organisierte Gala-Filmvorstellungen für die örtlichen Spitzen des Militärs und
der Zivilbehörden, eigene Vorführungen für Damen sowie für Schülerinnen und
Schülerwie auchöffentlicheDarbietungen für die allgemeine kinematographische
Laufkundschaft. Die gezeigten Aufnahmen erläuterte er in der gängigen Landes-
sprache (Türkisch, Arabisch oder Griechisch), wobei Goldschmid darauf bedacht
war,„dieMachtundwirtschaftlicheKraft“Österreich-Ungarns„indasBewusstsein
Militärattachés“, Nr. 9372, 1917. AOK, KPQ Ktn. 68, Filmstelle 1918, „Korrespondenz Schramm-
Schiessl“,Nr. 14035, 1918.
251 KA,KM,Präsidium,Ktn. 2369, „DirektivenüberdieHerstellungunddenAuslandsvertriebvon
Propagandafilms“, 8. Februar 1918, Präs.Nr.: 10618. KA, AOK, KPQ, Ktn. 60. Filmstelle 1917, „Ein-
leitungsreferat desKommandantendesKriegspressequartiers zuder am9. Juli 1917 stattfindenden
kommissionellenBesprechung inAngelegenheitenderKriegsfilmpropaganda“,Nr.6850/17.
252 KA: AOK, KPQ, Ktn. 34 Ko-Ku, Akt: Alexander Graf Kolowrat-Krakovsky, „Schreiben des Ver-
bindungsoffiziers vomk.u.k.Generalstab,Htm.FranzUterharckandasEvidenzbürodesk.u.k.Ge-
neralstabs inWien“, 20.12.1914,ohneProtokollnummer.
253 DieAutorinzitierthierKapitel6 ihresArtikels:Moser,Vom„öffentlichenÄrgernis“zumPropa-
gandawerkzeug, Kapitel 6 „Schwerpunkte und Ziele der Kriegsfilm-Propaganda“, http://ww1.habs
burger.net/de/kapitel/schwerpunkte-und-ziele-der-kriegs-filmpropaganda,30.11.2014.
254 KA,AOK,KPQ,Ktn.59,Filmstelle 1917,„BerichtSchramm-SchiesslüberösterreichischePropa-
gandatätigkeit in Holland“, Nr. 2625, 14. Mai 1917. Ebd., „Bericht k.k. Oberstleutnant Dr. Richard
SteinüberVorbereitungeneinerReise indieSchweiz“,Nr. 2585, 1917.
56 5 DerErsteWeltkrieg:EndeundAnfang.NeueWegeder filmischenWerbung
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Der österreichische Werbefilm
Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938
- Title
- Der österreichische Werbefilm
- Subtitle
- Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938
- Author
- Karin Moser
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-062230-0
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 316
- Keywords
- Culture of memory, media history, advertising
- Category
- Kunst und Kultur