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Je länger der Krieg dauerte, umso schwieriger gestaltete sich sowohl der Kino-
betrieb als auch die effektvolle Umsetzung der Filmpropaganda. Außerdem ließen
kalteKinosäledasPublikumausbleiben.NeueWerbeformensolltengefundenwer-
den, umdie Bevölkerung zumZeichnender Kriegsanleihe erstmals oder neuerlich
zumotivieren. Bühnenlieblingewie die Schauspieler und Sänger Franz Glawatsch
undHubert Marischkawurden als Protagonisten gewonnen, etablierte Regisseure
wie Fritz Freisler und KonradWiene sorgten für die Umsetzung des Stoffs.283 Auf
Anregung des Leiters der Filmstelle des KPQ, Hans Otto Löwenstein, sollten
Kinotheater, Varietés und andere Vergnügungslokale, die Kriegsanleihefilme zur
Aufführungbrachten,miteinerVerlängerung ihrerÖffnungszeitenbelohntwerden.
Manerhoffte sichdadurcheinvermehrtes InteresseanderÜbernahmeundVorfüh-
rung der Aufnahmen. Parallel dazu planteman, die Lichtreklame zu intensivieren
undentsprechendeBilder nächtens auf denWasserspiegel desDonaukanals sowie
auf den Himmel zu projizieren.284 Trotzdem konstatierten die Propagandastellen
nureinenMonat später (Mai 1918),dass eswohlanderZeitwäre,die sich„allmäh-
lich geltend machende Ermüdung der Bevölkerung den immer gleichen Ansprü-
chen undArgumenten gegenüber“ zu überwinden. Allerdings hätteman auf dem
Gebiet der Propaganda „wohl fast schon alles gemacht, was gemacht werden“
könne. Hinsichtlich der Filmwerbung wurde ernüchtert eingestanden, dass es an
weiteren inhaltlichen Vorschlägen für Kriegsanleihefilme mangle.285 Der anfangs
erzielte Erfolg derAnleihenwar schließlichnicht zuhalten. Bei den letztenAufru-
fen blieben vor allemdie kleinen Sparer aus. Der Krieg endete in einermonetären
Katastrophe, einViertel bis zueinemDrittel desVolksvermögenswurdevernichtet.
Das inKriegsanleihenangelegteGeldwar für immerverloren.286
5.3 „ZurDemonstrationökonomischerStärke“:
Industrie(werbe)filme
DerAusbruchdesErstenWeltkriegshatte grundsätzlicheVeränderungen inder in-
dustriellenProduktionund inderGüter- undRohstoffverteilung zur Folge: Sämtli-
che kriegswirtschaftlichen Betriebe wurden dem Kriegsrecht unterstellt. Zu den
vorerstwachsendenBranchen zähltendie kriegswichtigenAnlagender Eisen- und
283 Thaller, Filmografie, S. 450, 455.NeueKino-Rundschau, „Eineneue Serie unentgeltlicher Pro-
pagandafilms““,Nr.64, 1918,S.78.
284 KA,AOK,KPQ,Ktn. 67, Filmstelle 1918,„Protokoll überdieSitzungzumZweckederBeratung
einer Organisation für eine zweckentsprechende Propaganda der 8. Kriegsanleihe“, Nr. 4668, 4.
April 1918.
285 KA,AOK, KPQ,Ktn. 67, Filmstelle 1918, „Referat zur Propaganda für die achte Kriegsanleihe.
Referent:Oblt.Dr.AlfredSchwoner“,Nr.4668, 17.Mai 1918.
286 Hanisch,Schatten,S. 205.
64 5 DerErsteWeltkrieg:EndeundAnfang.NeueWegeder filmischenWerbung
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Der österreichische Werbefilm
Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938
- Title
- Der österreichische Werbefilm
- Subtitle
- Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938
- Author
- Karin Moser
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-062230-0
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 316
- Keywords
- Culture of memory, media history, advertising
- Category
- Kunst und Kultur