Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Recht und Politik
Die Wiener Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät 1918–1938
Page - 111 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 111 - in Die Wiener Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät 1918–1938

Image of the Page - 111 -

Image of the Page - 111 - in Die Wiener Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät 1918–1938

Text of the Page - 111 -

DeutschenStudentenschaft –welchedieVertretungallerösterreichischenStu- dierenden deutscher Nation für sich beanspruchte36 – und der Professoren Gleispach und Hugelmann entstand.37 Formell beschlossen wurde sie am 20.März 1930vomAkademischenSenatderUniversitätWien. Sie knüpfte die Vertretungsrechte an der Universität an die Muttersprache und die Abstam- mung. Studierende gleicher Muttersprache und Abstammung konnten eine Studentennation als Vertretungskörper bilden. Studierende deutscherMutter- spracheundAbstammungwurdenvonderDeutschenStudentenschaft vertre- ten, nicht aufgenommenwurden indieDeutsche Studentenschaft Studierende jüdischerHerkunft. Diese Gruppe an Studierendenwurde somit bewusst dis- kriminiert,wasauchvonderzeitgenössischenPresseaufgegriffenwurde.38Die Studentenordnungwarnicht von langerDauer, bereits im Juni 1931wurde sie aus formellrechtlichenGründenvomVerfassungsgerichtshof aufgehoben.39 Die antisemitischen Ausschreitungen kulminierten schließlich nach dem »Anschluß« anHitlerdeutschland.Nun setzte auch inÖsterreichdieAusgren- zungStudierenderausrassischenundpolitischenGründenimgroßenStilein.40 DieWiener Universität zog zwar als Studienort viele Studierende an und konnte sich einigen Ruhmes erfreuen, jedoch hatte sie den anderen österrei- chischenUniversitätengegenüber auch einengewissenNachteil – esherrschte an ihr stets eine gewisse Anonymität und der Kontakt zwischen den Studie- renden und den Lehrenden beschränkte sich – zumindest in den rechts- und staatswissenschaftlichen Hauptfächern – auf das notwendige Minimum. Gar manchen Studenten schreckte diese mangelnde Diskussionsmöglichkeit schlechtweg ab: SobeschriebWalterUllmann, der anderUniversitätWien im Wintersemester 1929/30 die Rechtswissenschaften inskribiert hatte, seinen Studienalltag wie folgt: »Obwohl ich fachlich gut vorankam, bedauerte ich es sehr,daßmanstetsauf sichselbstangewiesenwar–mitProfessorenhatteman nieKontakt, höchstensmit jungenAssistenten, die aber sehrkargmitRatund HilferücksichtlichLiteraturundQuellenwaren.Aberwiesolltesichderebender 36 Die Deutsche Studentenschaft setzte sich aus deutsch-nationalen und katholischen Stu- dentenvereinigungen zusammen. Zur Entstehung der Deutschen Studentenschaft vgl. Lichtenberger-Fenz, »…DeutscherAbstammungundMuttersprache«. 37 ZurStudentenordnungvgl. Lichtenberger-Fenz, »…DeutscherAbstammungundMut- tersprache« 75–108; Höflechner, Die Baumeister des künftigenGlücks 360–368, 384– 387;Reiter,DieUniversität imDrittenReich375–377. 38 So erschien inderWienerAllgemeinenZeitungvom11.4. 1930einArtikel hiezumitdem Titel »Legalisierung des Arierparagraphen«, vgl. dazu auch Lichtenberger-Fenz, »…DeutscherAbstammungundMuttersprache«98–102. 39 Erkenntnis desVfGHvom20.6. 1931,VfSlg1397.Vgl. Staudigl-Ciechowicz, VonAda- movichbisPfeifer222. 40 Dazu vgl. Posch, März 1938. »Anschluß« undAusschluss; Posch, Die Studierenden von 1938. StudienrechtundStudienbedingungen 111
back to the  book Die Wiener Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät 1918–1938"
Die Wiener Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät 1918–1938
Title
Die Wiener Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät 1918–1938
Authors
Thomas Olechowski
Tamara Ehs
Kamila Staudigl-Ciechowicz
Publisher
V&R unipress GmbH
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-89971-985-7
Size
15.5 x 23.2 cm
Pages
838
Category
Recht und Politik
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Die Wiener Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät 1918–1938