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Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
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Der diplomatische Alltag 33 Diplomaten tätig waren. Unterhalb des Botschafterranges gab es also Gesandte, die zwar hierarchisch unter dem Botschafter standen, aber oft über langjährige Erfahrung vor Ort verfügten. Der Resident war vielleicht der wichtigste, zwischenstaatliche Nachrichtenbro- ker darunter, der oft über Jahrzehnte und mitunter im Dienst verschiedener Mächte ste- hend mit der Sammlung von Nachrichten für seine Auftraggeber beschäftigt war. Obwohl diese Residenten einen niederen Status innerhalb der diplomatischen Ämterhierarchie be- saßen, waren ihr Wissen um die Amtspraxis, ihre Personalkenntnis und das lokale Wissen von essentieller Bedeutung125. Frühneuzeitliche Diplomaten in all ihren sozialen Facetten waren also Spezialis- ten der Informationsbeschaffung und Experten der interkulturellen Kommunikation schlechthin126. Übersetzungsleistungen verschiedenster Art gehörten zu ihrem täglichen Geschäft127. Diplomatie bezeichnet deshalb nach einem Konsens der neueren Forschung „das Aufeinandertreffen[, den Umgang] und Konkurrieren verschiedener Deutungshori- zonte und Bedeutungszuschreibungen“128. Eine neuerdings an Gewicht gewinnende Kul- turgeschichte der Diplomatie129 sucht die Sprachebenen der Akteure zu erforschen, aber auch deren Deutungshorizonte zu ergründen. Die Diplomaten mussten ihre Fähigkeit eines interkulturellen und politischen Verständnisses bzw. einer Wahrnehmung des Frem- den130 durch regelmäßige Berichte unter Beweis stellen, ohne dass diese mitunter über Spionage gegrabenen Informationskanäle immer sichtbar werden. Diplomaten hatten differenzierte, glaubhaft wirkende Hintergrundinformationen und aktuelle Einschätzun- gen der politischen Lage zu liefern. Die Geschichte der Beziehungen von Staaten in der Frühen Neuzeit lässt sich demnach als eine Geschichte der „wechselseitige[n] Beeinflus- sung, Verflechtung, Integration“ und des Einflusses von „Akteuren und Strukturen jen- seits der staatlichen Ebene“131 interpretieren. Diplomatiegeschichte kann deshalb nicht nur als Politikgeschichte, sondern als eine Geschichte der Kultur und der Gesellschaft gefasst werden – auf die frühneuzeitlichen Diplomaten kam deshalb die umfassende und komplexe Aufgabe einer Perzeption der fremden kulturellen und politischen Welt zu. Den Diplomaten oblag die Wahrnehmung der Realität, die allerdings von verschiedenen Fak- toren wie Verständigungsbereitschaft, Dominanzstreben bzw. Unterwerfungsbereitschaft, nationalen Stereotypen, Freund- und Feindbildern, Tradition und im 17. Jahrhundert noch von religiös-konfessionellen Fragen wesentlich beeinflusst war132. Nicht nur Informationen zu den verschiedenen „Faktionen“ (i. e. Parteiungen) bei Hof, zu politischen Absichten und Strategien der Landesfürsten wurden von Diplomaten als Informationsbrokern gehandelt, sondern der frühneuzeitliche Diplomat war auch ein 125 Anuschka Tischer, Art. Diplomatie. EdN 2 (2005) 1028–1041, hier 1039. 126 Zur Epistemologie des Fremden bei Gesandten und deren Fremdheitsstereotypen Strohmeyer, Wahrnehmungen des Fremden 25–33. 127 Espenhorst, Frieden übersetzen in der Vormoderne 12. 128 Schattenberg, Diplomatie als interkulturelle Kommunikation 460; Brauner, Ein Schlüssel für zwei Truhen 203–206. 129 Siehe den Forschungsüberblick von Köhler, Neue Forschungen zur Diplomatiegeschichte, der eine breite Rezeption neuerer theoretischer und konzeptioneller Ansätze in der neuen Diplomatiegeschichtsfor- schung belegt. 130 Rohrschneider, Diplomatiegeschichtliche Erforschung 107–111. 131 Zitiert nach Wilfried Loth aus Externbrink, Internationale Politik in der Frühen Neuzeit 19. 132 Auf der Basis der spanisch-französischen Verhandlungen in Münster Rohrschneider, Tradition und Perzeption 257–282.
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Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
Title
Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
Authors
Ferdinand Opll
Martin Scheutz
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20856-3
Size
16.9 x 23.9 cm
Pages
212
Keywords
History, Höfische Netzwerke, Wien, Kartografie, Stadtentwicklung, Karten, Reichshofrat, Europäische Geschichte
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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