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Nach 1918
Die Wundes des Staates - Kriegsopfer und Sozialstaat in Österreich 1914–1938
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35Starke Bilder – Grundriss einer Studie Ihre Aufstellung folgt weder dem Alphabet noch einem Nummernsystem. In drei Rei- hen hintereinander gelagert, ist es unmöglich einen Akt zu bestellen, zu retournieren und neuerlich aufzufinden. Man weiß nur, dass es sich um Asservate handelt : In den Akten aufgefundene Superarbitrierungsakten beispielsweise wurden in den entspre- chenden Bestand umgereiht. Gerade in diesen Dokumenten kommen Kriegsbeschä- digte und Kriegshinterbliebene wahrscheinlich am ehesten selbst zu Wort, bei den übrigen Unterlagen  – in erster Linie eben Verwaltungsakten  – handelt es sich um klassische Quellen „von oben“, die den Betroffenen wenn überhaupt, dann nur indi- rekt eine Stimme geben. Anträge auf Kriegsopferfürsorge und Zuerkennungsverfahren sind immer auch Lebensläufe im Kleinen, Biografien, die  – von den Antragstellern oder den sie vertretenden Verbänden formuliert  – von der Behörde formalisiert und in zuerkannte Leistungen umgeschrieben wurden. Ihre Aussagekraft im Einzelfall ist ge- ring, in der Serie hätten sie jedoch genau jenes Zusammenspiel zwischen Individuum und Staat erhellt, das hier interessiert. Was die normativen Quellen betrifft, so ist es explizites Ziel dieser Studie, durch eine genaue Analyse der Gesetze ihre Intention zu entschlüsseln und die in ihnen enthalte- nen Definitionen und „Setzungen“ in Bezug auf Fragen der sozialen Verpflichtung und der Staatsbürgerschaft zu hinterfragen. Eine umfangreiche Gesetzessammlung findet sich im Anhang. Ebenfalls detailliert erörtert wird die Diskussion der einschlägigen Gesetze auf parlamentarischer und ministerieller Ebene  – wofür die Stenographischen Protokolle des Reichs- und des Nationalrates als Quelle dienen  –, aber auch innerhalb der Kriegsopfervereine. Neben den Gesetzen sind es der bürokratische Apparat, der zur Administration der Kriegsopferfürsorge geschaffen wurde, die Gutachter und der Expertendiskurs über den finanziellen „Wert“ des konkreten individuellen körperlichen Schadens, in denen sich der differenzierte und formalisierte Zugang von Jurisdiktion und Verwaltung zum physischen und auch psychischen Leid der unmittelbar Beschädigten und zur materiellen Not der hinterbliebenen Witwen und Waisen widerspiegelt. Ihn zu fassen erlaubt auch die umfangreiche zeitgenössische Literatur, die als Primärliteratur angesprochen werden muss : kleine Schriften, die oft schon während des Krieges publi- ziert wurden,75 Pamphlete und Vorträge, die sich mit spezifischen Fragen  – wie etwa der 75 Rudolf Peerz, Unsere Sorge um die Kriegsinvaliden. Eine sozialpolitische Studie, Wien 1915 ; Gustav Marchet, Die Versorgung der Kriegsinvaliden und ihrer Hinterbliebenen, Warnsdorf i.B. 1915 ; Josef Pokorny, Die Arbeitstherapie in den Invalidenschulen, in : Hans Spitzy (Hg.), Unsere Kriegsinvaliden. Einrichtungen zur Heilung und Fürsorge. Bilder aus dem k. u. k. Reservespital XI, Wien (= 5. Beiheft zu Streffleurs Militärblatt), Wien 1915, S.  78–83 ; Josef Pokorny, Berufsberatung von Kriegsblinden, Wien 1916 ; Emerich Ferenczi, Die Wiedereinstellung der Kriegsinvaliden ins bürgerliche Erwerbsleben in Deutschland, Österreich und Ungarn, Wien-Leipzig 1916 ; Leo Wittmayer, Die Kriegsbeschädigten- Fürsorge, Wien 1918.
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Die Wundes des Staates Kriegsopfer und Sozialstaat in Österreich 1914–1938
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die Wundes des Staates
Subtitle
Kriegsopfer und Sozialstaat in Österreich 1914–1938
Authors
Verena Pawlowsky
Harald Wendelin
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2015
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79598-8
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
586
Categories
Geschichte Nach 1918
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