Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Nach 1918
Die Wundes des Staates - Kriegsopfer und Sozialstaat in Österreich 1914–1938
Page - 43 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 43 - in Die Wundes des Staates - Kriegsopfer und Sozialstaat in Österreich 1914–1938

Image of the Page - 43 -

Image of the Page - 43 - in Die Wundes des Staates - Kriegsopfer und Sozialstaat in Österreich 1914–1938

Text of the Page - 43 -

43Kriegsinvalide  – Kriegsbeschädigte  – Kriegsopfer : Benennungen und Definitionen Bestanden vor Ausbruch des Krieges noch getrennte Regelungen,106 so wurden sie im Verlauf des Krieges zunehmend „zusammengedacht“ und zentrale während des Krie- ges erlassene Bestimmungen sahen schon Leistungen für beide Gruppen vor.107 Das Invalidenentschädigungsgesetz von 1919 brachte diese Entwicklung gewissermaßen zum Abschluss und machte das neue Konzept augenscheinlich : Die staatliche Versor- gungspflicht gegenüber den wehrpflichtigen Männern übertrug sich im Todesfall auf die von diesen abhängigen Personen. Der Wehrpflichtige  – nicht allein als Staatsbürger, sondern auch als Familienerhalter gedacht  – konnte seine Ansprüche gegenüber dem Staat gewissermaßen „vererben“. Und auch wenn der Anspruch der Angehörigen stets ein abgeleiteter war, wurde damit immer stärker die Familie als anspruchsberechtigtes „Subjekt“ gegenüber dem Staat konstruiert. Kehrte der Soldat kriegsbeschädigt heim, so wurde er mit staatlicher Unterstützung in die Lage versetzt, trotz seiner körperlichen Behinderung für seine Familie zu sorgen. Kehrte er nicht mehr heim oder starb er spä- ter an den Folgen seiner Verletzung oder Erkrankung, so trat der Staat an seine Stelle und alimentierte die Hinterbliebenen. Eine Differenz blieb jedoch : Der Kriegsbeschä- digte bezog seinen Status aus sich selbst heraus, die Hinterbliebenen dagegen konnten nur auf seinem Status aufbauen. Auf diese Weise entstand eine zwar zweifellos eng zusammenhängende, aber auch klar hierarchisierte Gruppe von Leistungsempfängern und -empfängerinnen. Für diese aus zwei klar voneinander unterschiedenen Teilen bestehende Gruppe tauchte nun zu Beginn der 1920er-Jahre erstmals  – anfangs noch sehr vereinzelt  – der Begriff Kriegsopfer als Sammelbezeichnung auf.108 Schon aus rein praktischen Grün- den war es wohl „ereignisnah“, also während des Krieges oder auch kurz danach, we- der tunlich noch auch möglich gewesen, diese inhomogene Gruppe mit einem Begriff zu erfassen. Unter dem Eindruck des Krieges und der noch real bestehenden Gefahr, als Versehrter vom Feld zurückzukehren, war die Benutzung eigener und klar be- zeichnender Begriffe für diesen Status der Zerstörung nur logisch gewesen. So wähl- ten auch die unmittelbar nach dem Krieg entstandenen Interessenvertretungen der Kriegsbeschädigten und -hinterbliebenen noch verschiedene Bezeichnungen für die beiden Hauptgruppen ihrer Klientel. Spätere Gründungen nannten sich schon ganz selbstverständlich Kriegsopferverbände.109 Zudem dürfte der Begriff des Opfers  – 106 Für Kriegsbeschädigte das MVG von 1875 (RGBl 1875/158), für Hinterbliebene das Witwen- und Waisenversorgungsgesetz (RGBl 1887/41). 107 Staatliche Unterstützungen (RGBl 1915/161) und Zuwendungen (RGBl 1918/119) ; siehe dazu detail- liert Kapitel 2. 108 Z. B. AT-OeStA/AdR BMfsV Kb, Kt. 1574, Sa 153, Vorakt 27655/1921 ; hier ist die Rede von einer Lebensmittelaktion für bedürftige „Kriegsopfer“. 109 Der wichtigste österreichische Verband war der Zentralverband der deutsch-österreichischen Kriegsbe-
back to the  book Die Wundes des Staates - Kriegsopfer und Sozialstaat in Österreich 1914–1938"
Die Wundes des Staates Kriegsopfer und Sozialstaat in Österreich 1914–1938
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die Wundes des Staates
Subtitle
Kriegsopfer und Sozialstaat in Österreich 1914–1938
Authors
Verena Pawlowsky
Harald Wendelin
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2015
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79598-8
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
586
Categories
Geschichte Nach 1918
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Die Wundes des Staates