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Nach 1918
Die Wundes des Staates - Kriegsopfer und Sozialstaat in Österreich 1914–1938
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Page - 105 - in Die Wundes des Staates - Kriegsopfer und Sozialstaat in Österreich 1914–1938

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105Etablierung einer neuen Verwaltungsstruktur war, erschöpfen sich aber die Ausführungen des Erlasses zu diesem Thema. Was die personelle und budgetäre Ausstattung der Landeskommissionen betraf, so verstand sich das Ministerium nur als Zuschussgeber : Die neue administrative Struktur wurde zunächst weder mit einem Budget noch mit einer bestimmten Anzahl von Dienst- posten ausgestattet. Die Finanzierung blieb im Wesentlichen Aufgabe der Länder, die ihrerseits erst recht auf die Mittel der privaten Wohltätigkeit zurückgreifen und sich ehrenamtlicher Mitarbeit bedienen mussten. Honoratioren der lokalen Eliten, Vertre- ter militärischer, staatlicher sowie landesautonomer Behörden, Ärzte und Vorstände von Fürsorgevereinen, vereinzelt auch adelige Frauen waren in den Landeskommissio- nen aktiv. Positiv wurde argumentiert, dass auf diese Weise „die erwünschte möglichst ausgiebige Betätigung der Mitarbeit und des Opfersinnes unserer Bevölkerung […] in höherem Maße verbürgt“38 sei als bei strenger Zentralisierung. Letztlich war es aber einfach so, dass die Einforderung tatkräftiger, aber eben nicht entlohnter Mitarbeit am patriotisch-karitativen Projekt der Kriegsbeschädigtenfürsorge die mangelnde Fi- nanzkraft des Krieg führenden Staates kompensieren sollte. Der allergrößte Teil der Einnahmen der Landeskommissionen setzte sich in der Folge tatsächlich aus privaten Spenden zusammen. Da diese im Jahr 1915 noch reich- lich flossen, nur geringfügige Ausgaben für die Heilfürsorge und den Invalidenunter- richt anfielen39 und Personal wegen der ehrenamtlichen Konstruktion der Landes- kommissionen in den allermeisten Fällen nicht bezahlt werden musste, konnten die Landeskommissionen ihren Vermögensstand in den ersten Jahren ausbauen, ja wie die böhmische Landeszentrale von Ende 1915 auf Ende 1916 sogar verdoppeln.40 Trotzdem waren die in den Tätigkeitsberichten angegebenen Summen  – die meisten Landeskommissionen verfügten zum Jahresende über einige Hunderttausend Kronen Reinvermögen41  – nicht besonders groß. Gemessen an jener Summe, die die Militär- verwaltung den Landeskommissionen als Taggeld für die Unterbringung eines Tbc- 38 Denkschrift 1915, S.  256. 39 Die niederösterreichische Landeskommission etwa verausgabte im ersten Jahr ihres Bestehens nur knapp 4 % ihrer Einnahmen ; K.k. Ministerium des Innern, Mitteilungen, 1916, S.  164. 40 Von 608.631 Kr Anfang 1916 auf 1,264.963 Kr am Ende desselben Jahres ; K.k. Ministerium des Innern, Mitteilungen, 1917, S.  344. 41 Ende 1915 : Steiermark : 220.027 Kr ; K.k. Ministerium des Innern, Mitteilungen, 1916, S.  184. Oberös- terreich : 369.279 Kr ; ebd., S.  166. Niederösterreich : 535.314 Kr ; ebd., S.  164. Böhmen : 608.631 Kr ; K.k. Ministerium des Innern, Mitteilungen, 1917, S.  344. Ende 1917 : Oberösterreich : 402.335 Kr ; Staatsamt für soziale Verwaltung, Mitteilungen, 1918, S.  4 (370) ; bzw. 403.552 Kr ; AT-OeStA/AdR BMfsV Kb, Kt. 1363, 24699/1918, S.  20f. Niederösterreich : 747.494 Kr ; K.k. Ministerium für soziale Fürsorge, Mitteilungen, 1918, S.  132. Schlesien : 846.400 Kr ; AT-OeStA/AdR BMfsV Kb, Kt. 1360, 12039/1918, S.  7. Tirol : 117.981 Kr ; ebd., Kt. 1361, 13776/1918, S.  17.
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Die Wundes des Staates Kriegsopfer und Sozialstaat in Österreich 1914–1938
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die Wundes des Staates
Subtitle
Kriegsopfer und Sozialstaat in Österreich 1914–1938
Authors
Verena Pawlowsky
Harald Wendelin
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2015
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79598-8
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
586
Categories
Geschichte Nach 1918
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