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ihre Bewegung, Alles Wellenlinien.
Alles war Harmonie und der Anblick
dieser Frau Musik. Ein geistreicher
Mann sagte dieserStael Wiens einmal:
„Mit Gunst Frau Marquise, wenn Sie
Selbst auch alle Ihre Millionen hätten,
so würde sich gleichwol Niemand um Sie
bekümmern, doch wenn Fanny Arn-
stein keinen Heller besäße, so wäre sie
doch eine Millíonaríu." Solche Vorzüge
verbunden mit Reichthum und Hospitali-
tat mußten sie und ihr Haus nothwendig
zu Gegenständen allgemeiner Bewunde-
rung und Huldigung erheben. Um in
ihren Salons Zutritt zn erhalten, be-
durfte es nicht äußerer Vorzüge, es ent-
schied was man war, nicht wer man
war. So wurden denn ihre Zirkel für
Wien das, was die Salons einer Geo ff-
i i n und R e c a m i e r in Pari« waren.
Joseph II. mit seinem hohen Sinn für
das wahrhaft Edle und Ausgezeichnete
würdigte sie bei jeglichem Anlasse seines
Grußes, seiner Anrede, seiner Hoch-
schätzung. Zur Zeit des Wiener Con-
gresses war ihr Salon der Sammel-
platz der größten europäischen Diplomaten,
eine«: Talleyrand, Wellington,
Consalvi, Hardenberg «,31., Män-
ner, die sich aber nicht durch den Glauz
und die Pracht ihres Hauses hätten fesseln
lassen, wenn sie nicht durch die reichen
geistigen Vorzüge, welche diese Dame in
sich vereinigte, angezogen worden wären.
Ein halbes Jahrhundert hindurch erfüllte
sie in lautloser Weise die Aufgabe, Kunst
und Literatur und feine Sitten zu för-
dern und die Gesellschaft der Musikfreunde
des österreichischen Kaiserstaates zu Wien,
dessen Mitbegründerm sie war, ehrt ihr
Andenken dadurch, daß ihr Bild inAauarell
in der Bildergallerie diese« Vereins auf-
gestellt ist. Die Ailbergallerie felbst ist
aber eine Schöpfung des k. k. Regierungs-
ratheZ Iof. Sonn le ithuer, der auf
seine Kosten Porträte berühmter Ton- künstler von Kuppelwieser und
Möller malen ließ, die dann der Ver-
ein noch bei Lebzeiten des Gründers käuf-
lich an sich gebracht und im Musikvereins-
gebäude nuter den Tuchlauben unterge-
bracht hat. Die noch lebende Freiiu
Pereira - Ainstein ist die Tochter
dieser ausgezeichneten Dame und die
Erbin ihres Geistes und ihrer feinen
Sitte.
I>e w clu i^ie s ^ , I'etes et souvenir« Hu lluu-
ßre« 6« Vienne (ľai-is 1843) I, Ld, 8. 439. —
Graf ic i (Frz,), Kleine Wiener Memoiren
(Wien 1845, 3 Hdc) I, Nd, S, 2^9. III. Bd,
S.24?. — Oestr, National-Encyllopädie («on
Grafser u.Czikann.1835) I,Nd.S. 121,
— Nl. für Musil, Theater u, Kunst, heraus»,
voii?. A, Z ell ner (Wien 1855,4».) I, Ihrg,
Neil, zu Nr, 89 :c, „Ein Concert bei Naro
nin Fanny Arnstein." — „Iris" (eine in Graz
erscheinende Damenzeitung) Jahrg. 1854, II,
»d. S. «1.
Aron, Oäbor (Major in der UN-
garischen Insurgenten-Armee; im Felde
geblieben 1849). Der „Magyar Hiilap" ,
de? 1.1850 enthielt in der ersten Hälfte
des Monats December folgende Skizze
aus der Revolution in Siebenbürgen,
deren Verfasser der jüngere Szilagyi
ist: „Gkbor ^ r o n that wie eine alte
Geige in seinen vorgerückten Jahren
Wunder. Erst Gemeiner in einem Szekler-
Negimente, bann Artillerie-Korporal
wurde er zuletzt jubilirt. Als Mitte Oc-
tober 1848 in der Versammlung zu Agya-
flllva davon die Rede war, daß leine
Kanonen vorhanden feien, trat A. vor
und versprach, daß er Kanonen machen
werde. Man lachte den Alten ans und
erklärte ihn für verrückt. Indessen wurde
Siebenbürgen zur Ruhe gebracht, uur
dasHäroinßsk leistete noch gegen die uu-
garischcu Empörer Widerstand. Gegen
dasselbe wurden mm allc Streitkräfte
geführt. Die Schlacht begauu. Die Sze-
ller, welche leine Kanonen besaßen, flohen
fchon, da lam Gabor ^.r o n mit einer
Kanone. Er hatte sie in seinem Hause ge-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Abel-Blumenthal, Volume 1
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Abel-Blumenthal
- Volume
- 1
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1856
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.18 x 19.61 cm
- Pages
- 506
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon