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einflußreicher Verbindungen und durch
das Studium verschiedener staatlicher
Entrichtungen an Ort und Stelle noch
mehr bereichert. Die Gelegenheit, die-
selben in weiteren Kreisen zur Geltung
zu bringen, wurde ihm, als er nach feines
Vater« Tod(f. b,), dessen ansgedehntcsGe-
schäft übernahm. In diefci Stellung er-
warb sich der junge Rechtsgelehrtc schnell
solche Beliebtheit und solchen Einfluß,
daß im Jahre 1848 die Blicke Aller,
die ein großes gewaltiges Oesterreich
wollten, auf ihn gerichtet waren. Am
8. Juli d. I, trat das Ministerium Pi l-
leisdorf ab, am 19. Juli ernannte der
Monarch das neue, an dessen Spitze als
Minister des Aeiißern und des Hauses
der Freiherr von Wcsfeiiberg stand.
Dr. Bach ward Minister der Justiz, nach
dem Ausspruche der öffentlichen Mei-
nung: „ein Mann des Rechts dcr rechte
Mann." In dieser Stellung brachte B.
seinen vorausgegangenen Ruf zur voll-
sten Geltung. Trotz der Ungunst dcr
Verhältnisse leistete er schon als Justiz-
minister Bedeutendes. Im Reichstage
hielt er bei den Verhandlungen über die
Entlastung des bäuerlichen Grundbesitzes
das von einer Partei stark angefochtene
Prinzip der Entschädigung aufrecht. Bei
der Frage über die Sanction der Be-
schlüsse des constituireuden Reichstages
sprach er für das Veto mit Entschieden-
heit und Begeisterung; endlich von der
Idee der Centralisirung der Monarchie
durchdrungen, trat er gegen die federati-
ftifchen Bestrebungen der ungarischen Pa-
trioten mit rückhaltloser Bestimmtheit auf.
In diesen Ij wichtigen Momenten charak-
terisirt sich die Stellung, welche Minister
Bach in der traurigen Epoche jener
denkwürdigen Zeit in dem kurzen Zeit-
raume von vier Monate» behauptete. Er
hat in den entscheidendsten Augenblicken
durch sein Wort, energisch zur rechten
Zeit gesprochen, rettend eingewirkt, end« lich aber das hohe Amt, al« die wilde
PöbelhcrrschaftdieObcrhanb gewann, am
8. October zugleich mit dem Minister
Dvblhof niedergelegt. Am 21. Nov.
bildete der indeß zum Minister des Aeu-
ßeril und des Haufes ernannte Fürst Felir
Sch w arzénbe lg ein neues Cabinet,
in welchem Graf Stadion das Porto
feuille des Innern, A. B ach das der Ju-
stiz übernehmen follte. Graf Stadion
stellte den Wiedereintritt B.'s als Be-
dingung der Annahme des Portefeuilles.
Nur den dringlichen Vorstellungen des
Grafen gelang ei, V. zum Beitritt zu
bewege», u. die „Greuzboten" (s. dieLite-
ratnr) nannten diesen Eintritt ins Cabinet
eine „Heldenthat passiver Auf-
opferung und Resignation, die
Dank aus vollem Herzen verdient." Al«
später Minister Stadion bedenklich er-
tränkte, führte Minister Bach provis, die
Geschäfte seines Collegen, bis endlich, als
am 2.^. Juli 1849 der wegen Kränklichkeit
beurlaubte GrafStadion zum Minister
ohne Portefeuille ernannt worden, A.
Bach das bisher proviforisch verwaltete
Ministerium des Innern definitiv über»
nahm, während sein Portefeuille in die
Hände des Freiherr« vonSch merlin g
überging. In dieser neuen Stellung führte
nun B, die wichtigsten administrativen,
mit der Neugestaltung Oesterreichs in
Verbindung stehenden Reformen durch.
Die Gesetze über die Presse, das Associa-
tionsrecht, dieAufhebmig der Patrimonial
gerichte, die Organisirnng der Iustizvei-
fassmlg, die Gesetze über die Ablösungen,
das Gemeindegesetz, die neue Organist»
rnng dcr Verwaltungsbehörden u. a.
entstanden unter ihm während dieser Zeit.
Aber noch eine andere Niesenaufgabe war
B. zu lösen vorbehalten. Die Umbildung
der Monarchie, deren heterogene Ele-
mente bisher nur künstlich zusammenge-
halten worden, uub die es uun auf das
Innigste naturgemäß zu verschmelzen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Abel-Blumenthal, Volume 1
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Abel-Blumenthal
- Volume
- 1
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1856
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.18 x 19.61 cm
- Pages
- 506
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon