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gre, Denis, Blumauer, in ernsten
WissenschaftenSonnenfels.Iacanin,
Born und Andere die Zeit verherrlich-
ten, weckten in des Mädchens Brust den
Genius der Poesie. Im I. 1791 lernte
sie in den Kreisen, welche sie besuchte und
worin sie durch Anmuth nud LiebenswĂĽr-
digkeit glänzte, den gebildeten und geistrei-
chen Ungar Bacsänyi kennen (siehe d.
Vor.), dessen Gemalin sie später wurde.
Als Bacsany i,v°n der Macht der Ver-
hältnissegedrängt, jene denkwürdige Pro-
clamation vom 15. Mai 1809, worin
Napoleon die Ungarn zum Abfall von
ihrem rechtmäßigen Könige aufrief, in's
Ungarische ĂĽbersetzte, hielt er es nicht fĂĽr
gerathen, länger inOesterreich zu verweilen
und zog nach Paris, wohin ihm Gabriele
folgte. Dort fand sie später Baron von
H a m m e r (f. d.), der die aus der k. k. Hof-
Bibliothek entfĂĽhrten Manuscripte recla
mirte, in ziemlich beschränkten Umständen.
Als ihr Oemal nach dem Pariser Frieden
nach Oesterreich zurĂĽckgekehrt war, wurde
er gefangen genommen und auf eine ung.
Gienzfestung gebracht. Gabriele lebte in-
dessen in Wien im Hause des Schriftstel-
lers und Botaniteis Rup p r echt (s. d.),
sah jedoch keinen ihrer Bekannten und
Freunde ihrer Familie je wieber. Mit
einem Male hatte sie sich aus Wien ent-
fernt und Niemand wuĂźte, wohin sie sich
begeben. Erst ein Jahr nach ihrem Tode
erhielt Baron Hammer ein von ihr
verfaßtes Gedicht „an ihren Mann" zuge-
sendet, aus welchem hervorgeht, daĂź sie sich
durch den Besitz ihre« Gemals glücklich
gefĂĽhlt, Ulib tzieĂź limut Karoline Pichle r
„den einzigen Lichtpunct, auf dem der
warme Antheil ihrer Freunde au ihrem
Schicksal ausruhen kann. An diesen Licht-
pulictwollen wir uns halten und glauben,
daĂź Gabriele, das einst so liebenswĂĽrdige
Mädchen, die talentvolle Dichterin, auch
später, wenn gleich unter ungünstigen
Umständen an der Seite ihres Gemals zu-
v, Wuizlach, liogi, Lexikon. frieden gelebt habe." Diese Worte der
Kar. P ichler berichtigen die im (Brock-
haus) Convers.-Lerikon 10. Aufl. II. Bd.
S. 152 und dem „11)3,1)1)kori isiuersteli
tära" enthaltenen Angaben, worin die
Verbindung Gabrielens mit B ac s an y i
als nicht glĂĽcklich bezeichnet wird. Still
vergessen von der einst sie bewundern-
den Welt verlosch dieser liebliche Stern
an dem österreichischen Dichtelhimmel,
nachdem er bei seinem ersten Erschei-
nen zu schönenHoffnungen berechtigt hatte,
in spurloser Dämmerung. Ihre Schriften
sind: „sämmtliche Oeiiichte" (Wien, Tratt-
ner, 1800, mit Titelt, und Vign. 8°.; —
neue Aust. mit einer Abhandlung ĂĽber
die Dichtkunst (Wien 1805, Eggenbeiger
in Pesth) ; — „Âmir und Hyinen. Gin L'edicht
in 5 Gisiingm (Wien 1807). AuĂźerdem
erschienen von ihr Poesien zerstreut in der
Aglaja 1816, inBllimauers und Ratschky's
Wiener Musenalmanach u. a. Ihr Ge-
dicht: „Nm« und Amen" zeichnet sich durch
Witz und Anmuth aus. Innigere Freund-
schaft verband sie mit Th. Ai tnei ls.d.),
Karoline Pichler (s. d.), und letztere
schreibt über Gabriele: „Gabriele war ein
Mädchen, das durch ihre Gestalt und den
Zauber ihres Umgangs, noch mehr aber
durch das Talent der Dichtkunst damals —
im achten Dezennium des vorigen Jahr-
hunderts — in Wien Aufsehen, Bewun-
derung und vielfältig herzliches Wohl-
wohlen erregte." Ihre Gedichte nennt sie
ein „schönes Vcimächtniß, das sie ihrem
Vllterlande gelassen und es wäre nur
zu wĂĽnschen, daĂź sie mehr bekannt und
lebhafter im Gedächtniß der jetzigen
Welt wären, wie sie es verdienen."
Pichler (Karolinei, Zerstreute Blätter au» mei-
nem Schreibtische. Neue Folge (Wien 1842,
2 Bde) II, Vd, oder sämmtliche Weile «0.
Theil, S. 2L i „Gabriele Nau mb erg." —
S ch i n d el (K. W, O, Aug, von), Die deutschen
Schriftstellerinnen de« neunzehnten Jahrhun-
dert« (Leipz. 1823, 3 Bde,) І. Vd. S, 35, III.
Bd. S.li,—Rahmann(Chr,Fr,),Pantheon
deutscher jetzt leb. Dichter (Hclmsläot 1822),
S
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Abel-Blumenthal, Volume 1
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Abel-Blumenthal
- Volume
- 1
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1856
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.18 x 19.61 cm
- Pages
- 506
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon