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zu den interessantesten Criminal-Proeessen
überhaupt, und Felsenthals Werk
darüber ist für den Psychologen und Cri-
minalisten von hohem Werthe. Wie hoch
sich die Summe der'Falsificate — welche
in Banknoten bestanden — im Ganzen
belief, ist schwer genau zu bestimmen.
Seit dem Jahre 1841, in welchem B. in
einer Wiener Wechselstube drei falsche
Banknoten unter 22 Stück Zehngulden-
noten anbot, und als dieselben zurückge-
wiesen wurden, durch echte ersetzte, kameu
Exemplare jener Zehngulden immer wie-
der in Wien vor, so daß die Natioualbank
in Wien über 12,000 Stücke derselben,
die bei ihr von Handlungshäusern ein-
liefen , einlöste. Aus seiner Frau Ge-
ständniß ergab sich, daß ihr Mann im
Jahre 1839, um dem Ausbruche des Con-
curses vorzubeugen,»Banknoten zu 500 st.
verfertigt, davon aber nur 16 Stück
verausgabt, die übrigen verbraunt
habe. Ende Juli 1345 hatte er 16- bis
17,000 Hundertguldennoten fertig gehabt
und dieselben mit einer Farbenmischung
bestrichen, wodurch sie das Ansehn länge-
ren Gebrauchs erhielten. B. hatte die
Platten selbst gearbeitet und zu deren
Vollendung zwei Jahre gebraucht, denn
die Anstrengung war so groß, daß er,
wenn er einen Tag dazu verwendet,
14 Tage zu seiner Erholung aus-
rasten mußte. Die Falsificate waren mit
Meisterschaft ausgeführt und konnten das
Kennerauge täuschen. Nach allen Ermitt-
lungen stellte sich heraus, daß B. aller
Wahrscheinlichkeit nach schon vom Jahre
1808 au sich mit der Fertigung fcchcher
Banknoten beschäftigt und die Gesammt-
fumme der Falsificate die Summe von
einer Million erreicht habe. Wahrschein-
lich ist es auch, daß er ausländische Werth-
papiere verfertigt und, um sie in Cours
zu setzen, früher die mehrwöcheutlichen
Reisen in's Ausland, die er wirklich unter-
nommen, gemacht habe. Als erstarb, ward seine Leiche nach Kottingbrunn gebracht;
seine Unterthanen, denen er
stets ein mil-
der Herr gewesen, füllten den Kirchhof,
als ihr Gebieter ohne alles Gepränge be-
stattet wurde. Seiner Frau erließ ein
fernerer Gnadenact am 2. Nov. 1847
den Nest der Strafe uud
sie lebt in stiller
Einsamkeit nächst Wien im Genusse ihres
Witthums, welches die Nationalbank, die
darauf Beschlag gelegt, frei gab, damit
sie nicht aller Subsistcnzmittel nach über-
standener Strafe beraubt sei.
Felsenthal (Nudolph Edler von), Aus der
Praxis eines östr. Polizcibeamten. I. Band:
Der Banknotenfälscher Peter von B***
(Wien, Verlag von Fr. Manz) stehandelt
ausführlich diesen merkwürdigen Criminal-
proceA. — Die Welt der Verbrechen. Merk-
würdige Criminalgeschichten u. f. w. 8erie I.
der Volksschriften des deutsch-amerikanischen
Vereins. Deutsche Ausgabe (Hamburg 1854,
Verlags-Comptoir, 8°.) S. 55: „Ritter von
Bohr, der staarblinde Banlnotenfälscher."
/ Franz (Director der k. k.
Hofgärten, geb. zu Frau enalp in Baden
23. Dec. 1753, gest. zu Wien 23. Febr.
1832). Sein Vater war Oberhofgärtner
zu Nastatt und so fand Boos bei früher
Neigung zur Gartenkunst bald Gelegen-
heit, in verschiedenen Gegenden die Eigen-
thümlichkeiten der Natur kennen zu ler-
nen. Er trat zuerst (1771) in die Dienste
des Fürst Dietrich stein, auf dessen
Herrschaft Selowitz in Mähren er zwei
Jahre unter dem Gärtner Lilie arbei-
tete. Nach dieser Zeit verwendete er sich
durch die gleiche Zeit im furstl. Liech ten-
stein'schen Garten zu Eis grub als
Gärtnergesellc; aber schon im I. 1776
gelang es ihm, durch Verwendung des
Ho fgärtners van der S
ch o t in S
ch ö n-
brnnn angestellt zu werden. Kaiser
Joseph II. hatte damals die Restanra-
tion des Schönbrunuer Gartens beschlos-
sen und sendete zu diesem Zwecke den
Professor Marter nach Amerika. Boos
begleitete diesen im Auftrage des Kaisers.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Bninski-Cordova, Volume 2
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Bninski-Cordova
- Volume
- 2
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1857
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 470
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon