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sprach sich günstig über B.'s Spiel aus.
B. erhielt in Folge dessen eine Einladung
nach Wien, welches er auch 1766 mit
seiner Gattin besuchte. Diese trat in der
Rolle der Columbine auf und gefiel
sehr, B. aber in einer so unbedeutenden
Rolle, daß er gar nicht bemerkt wurde,
und als ihm seine Verwendung in ganz
untergeordneten Rollen nicht zusagen
wollte, nahm er im Mai 1767 seinen
Abschied. B. uud seine Frau nahmen nun
ein Engagement bei Madame Kurz —
der getrennten Gattin des Bernardon
(s. d. I. Bd., S. 324) — die damals im
Reiche eine wandernde Truppe unter-
hielt. Bis 1769 zogen B. und seine Frau
in Würzburg, Fraukfurt (1768), Mainz,
Cöln, Düsseldorf (1769) umher; da er-
hielt Frau B. einen Ruf nach Wien, dem
sie folgte, während B. mit seiner Gesell«-
schaft Ulm, Innsbruck und Salzburg be-
suchte. Nun stand B. im Alter von 25
Jahren, war von angenehmem Aeußern
und verirrte sich in seiner Eitelkeit so
weit, daß er sich
das Haar mit gestoßenem
Spiegelglase bestreute, damit es recht
glänze, in Folge dessen er aber alle Haare
verlor und sich in der Folge stets einer
Perrücke bedienen mußte. Sein Talent
bildete sich immer mehr aus nnd im I .
1771 folgte er einem Ruft S
ch r ö d er's
nach Hamburg. Sein erstes Auftreten
blieb erfolglos, selbst ein wiederholter
Versuch scheiterte, doch brach dieß seinen
Muth nicht, er stndirte fleißig nud wurde
nnter Schröder's Leitung bald der Lieb-
ling des Publicums. In feiner künstleri-
schen Fortbildung studirte B. die englische
Sprache, suchte die Gesellschaft höherer
Stände, um sich
den feinen Welt ton der-
selben anzueignen. Die Rollen, in welchen
er in jener Epoche seine Erfolge feierte,
waren Esser., Beaumarchais, und
insbesondere Hamlet (s. unten die
Quellen), in welcher Rolle B.'s Leistimg
das Tagesgespräch der Journalistik und Almanache bildete. Brockmann würde
nun mit der für jene Zeit sehr hohen
Gage von 2000 fl. für die Wiener
Hofbiihne engagirt. Auf seiner Reise nach
Wien über Berlin trat er in letzterer
Stadt mit solchem Erfolge auf, daß man
auf ihn Medaillen prägte, ihn als Ha ml et
in Kupfer stach und über diese Rolle selb-
ständige Broschüren schrieb (f. die Litera-
tur: Schink. Medaille von Abrarn-
son nnd Chodowiecky). In Wien
angelangt, nahm er seinen Vater zu sich
und behielt ihn bis an sein Lebensende.
Der Beifall in Wien im Anbeginn stand
mit dem ihm vorangegangenen Rufe nicht
in gleichem Verhältnisse, doch bald errang
er einen vollständigen Sieg. Im 1.1789
übernahm er die Direction der Hofbühne.
Kaiser Joseph löste nämlich in diesem
Jahre den dirigirenden Ausschuß auf und
gab dem Personale den Auftrag, einen
Director aus der Mitte zu wählen. Die
Wahl siel auf B. Energisch leitete er die
Direction u.bereicherte bedeutend das Re-
pertoir. Nach Kaiser Josephs Tode wur-
den die Cabalen neuerdings mächtiger,
die Vurgtheater-Verfassung wurde um-
gestoßen, und November 1792 hatte B.'s
Direction ein Ende. Er gab einen „Rechen-
schaftsbericht über seine Stellung und
Directiou als Director der National-
bühne" ab. Das Fach, in welchem B.
glänzte, war nicht abgegränzt, er spielte
die verschiedeusteu Nolleu mit Meister-
schaft, und war als Negulus, als
Odoardo Galotti und als Greis in
I f f lan d's „Mündel", ebeu so groß und
pathetisch, wie als Klingsberg jovial
und semlomisch. In den spätern Jahren
spielte er heute einen bürgerlichen oder
komischen, morgen einen Heldcnvater mit
gleichem Erfolge. Außer den genannten
Rollen spielte B. noch den Tanered,
O r est, den Prinzen in „EmilieGalotti",
den Essex in dem aus dem Englischen
überfetzten „Gunst der Fürsten", Lear,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Bninski-Cordova, Volume 2
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Bninski-Cordova
- Volume
- 2
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1857
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 470
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon