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zur Aufführung zu bringen suchte, wurde
nirgends angenommen. 1842 schrieb er
das zweite: „Ntnlrr und VnmW", welches
das gleiche Schicksal mit dem ersten theilte,
Noch verlor er — so schwer ihn dies tra
— nicht allen Muth; neuerdings ging
er an die Arbeit, machte zu diesem Zweck
ernste Studien und vollendete, das dritt<
Drama: ^aimäs ^ ten^ei-ess") d. i.
Kaufmann und Seefahrer. Er reicht
das Stück ein, es wurde angenommen,
und bei seiner Aufführung (1844) gefiel
es so sehr, daß C. mit demselben in di
Reihe der besten Dramatiker Ungarns trat.
Durch Verwendung des kunstsinnige'
Grafen Ged. Räday wurde C. seines
Choristenstandes enthoben, seine Gage
verbessert und ihm die Umarbeitung und
neue Seenirung älterer Stücke übergeben.
Von diesem Erfolge ermuntert, ging C.
an eine neue Arbeit, und vollendete 1845
das Drama: ,.^ »-encisist", d. i. Eiu
Testament, welches bei der Aufführung
einen noch glänzenderen Erfolg erlebte,
als das frühere. Diesen zwei Arbeiten
folgten nnn zwei neue: ,.I,eona") d. i.
Leone und „^l Kött7/6?m«6^ d. i. Die
Leichtsinnigen, welche aber vom Publicum
kalt, von der Kritik strenge aufgenommen
wurden. Dies brachte den ohnehin ge-
müthökraukeu Dichter zur Verzweiflung.
Auf Zureden seiner Freunde ermanntc
er sich uud beschloß ein Drama zn schrei-
ben , welches die erlittene Doppelschar tc
auswetzen sollte. Er vollendete das histo-
rische Drama: „Ner Nittrr Zcmosch". Als
er es aber seinen Freunden vorlas, stimm-
ten diese nicht mit seiucn Ansichten übcr-
ein und entdeckten wesentliche Fehler an
dem Stücke. Dies wirkte so niederschla-
gend auf E., daß er ohne die Aufführung
abzuwarten, sich mit der größten Kaltblü-
tigkeit plötzlich — am 14. Dec. 1847 —
in der Wohnung des damaligen Nedac-
teurs des «?68ti Nrlap«, Anton Csen-
geri , erschoß. Natürlich suchte man sorg- fältig nach allen Motiven dieses Selbst-
mordes. So viel ist gewiß, daß er schon
längere Zeit mit solchen Ideen sich herum-
getragen hatte. Die Mittheilungen, welche
Moriz I oka i von C. machte, bestätigen,
daß zu diesen Einflüssen eines leidenden
Naturells sich beschränkte Geldverhä'lt-
nisse, Schulden, eine unglückliche Liebe,
Zerwürfnisse mit seinen Collegen und mit
seinem frühern Wohlthäter Grafen R ö-
day gesellten. I n Handschrift hinterließ
er ein historisches Drama: „AMslanF der
Heilige". — Die ersten Dramen: „Kaufmann
nnd Seefahrer"; — „NaZ Gelammt" und
„Nonr. find auch im Drucke erschienen.
C.'s Dramen zeigen deutlich den Einfluß
der französischen Schule, denn es sind
weniger nationale als vielmehr französi-
sche Dramen in ungarischer Sprache; doch
sind sie alle Schöpfungen eines wirklich
dichterischen Genius und voll poetischer
Kraft.
^ar' Irak. Hietr^u - 3>'i^toni6li
Ungar. Schriftsteller. Sammlung von Lebens-
beschreib. Von Jakob Ferenczy u. Joseph
Daniel ik (Pesth 18Z6, Gust. Emich) S. 87.
— Wiener Theaterzcitung, redigirt von Ad.
Bäuerle (Wien, 4".) I.. Jahrg. 1856, Nr.
223, 221, 825: „Die dramatischen Schrift-
steller Ungarns", von L. R. „IV. Sigmunb
Czat6." — Pester Sonntagsblätter, rebigirt
von Ritter von Levitschnigg. 1855, Nr.
4v, E. 721-. „Ungarns Dichter und ihr Loos"
von I6kai. — Ioka i (im genannten
Aufsatze) erzählt, daß Czakä sich schon län-
gere Zeit vor bcm Selbstmorde von ihm Pi-
stolen erborgt, dieselben aber den folgenden
Tag zurückgegeben habe, mit den Worten:
sie seicu nicht gut, weil der Schuß nicht dnrch
drci Breter dring.'. „Eines Abends," fährt
Iökai fort, „gingen wir gerade ans dem
Gasthanse heim, ans dem Wege sagte er zu
mir: „Tn wirst sehen, ich erschieße mich noch."
Und am andern Tage schoß er sich durch den
Kopf. Der Ertrag einer Abcndunterhaltung
hätte einen der größten Dichter Ungarns retten
tonnen. Doch wer denkt daran? Ihr fragt,
wo er begraben liegt? Weiß Gott! Schon
zwei Jahre nach seinem Tode konnte man
sein Grab nicht finden. Auch das ist verwü-
stet, verwesen. Grabstein wurde ihm keiner
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Coremans-Eger, Volume 3
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Coremans-Eger
- Volume
- 3
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1858
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 456
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon