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— IV. Monumente. In der Todtencapelle dei
Augustiner Hofkirche zu Wien befinden sich die
Denkmale des Vaters W i r i
ch Philipp Lorenz
Grafen v. Daun und des Sohnes Leopold
Joseph Maria. Ersteres ließ der Sohn seinem
Vater errichten, führt dessen wichtigste Thaten
an und beginnt mit den Worten: Neron
65t 2.QQ0S 5io numkrars 8UO3 .. . Das Mo-
nument des Sohnes (Leopold) ließ M a r i a
Theresia aufstellen; es ift von Anton
M o l l gearbeitet. Auf der Inschrift heißt es:
n?2.tria.6 Moratorl" und die ruhmreiche
Waffenthat von Kollin ist darauf dargestellt.
Am 5. Oct. 1809 trat Abends unter Fackel-
beleuchtung Napoleon, begleitet von Du-
roc und Rapp in diese Tobtencapelle vor
Dauns Denkmal. Nachdem er einige Zeit
mit seinen Gefährten über die Schlacht von
Kollin, über die Aehnlichleit, welche sie mit
jener von Austerlitz gehabt, gesprochen hatte,
machte er eine wegwerfende Bewegung mit
der Hand und rief aus: „Da liegt er nun !
Es ist doch Alles eitel und vergeht wie Rauch!"
— V. Schlacht von Torgau. Hier dürfte eines
wenig bekannten Um
stand
es — der eine wich-
tige Rolle in der Kriegsgeschichte spielt, —
gedacht werden. Die Schlacht hatten anfänglich
die Preußen verloren, aber durch die von ihnen
später genommenen Höhen von Siptitz ge-,
Wonnen. Daun , der sehr gut einsah, daß
der Schlüssel seiner Stellung auf diesen Höhen
lag, hatte den Damm, der allein dahin führte,
mit 12 Stück schweren Geschützes gesperrt.
Den dabei angestellten Qfficieren, einem
Hauptmann und einem Lieutenant — Letzterer
war der Vater des nachherigen Grafen und
Generalen Gneis enau — befahl er selbst
bei Verlust ihres Kopfes diesen Posten nicht
zu verlassen. Als Graf Daun verwundet das
Schlachtfeld verlassen mußte, folgte ihm
O'Donnel l im Commando und machte das
bekannte Rechtsschließen. Wie dies an diese
Batterie kam, blieb der Haufttmann stehen,
indem er
sich auf D.'s Befehl bezog. O'D o n-
nel l ergriff sein Pistol und rief: „Herr, ich
schieße Sie nieder.' Wissen Sie nicht, daß
Daun blessirt ift und ich jetzt der Comman-
dirende bin." Nun riefen die beiden Officiere
einige ihrer Kameraden von dem nahestehen-
den Darmstädtischen Reichs - Contingent zu
Zeugen: baß ihnen Gewalt geschehe und be-
folgten O'Donnel ls Befehl. Sobald Daun
Nachricht von der Verlornen Schlacht erhielt,
ließ er die beiden Officiere in Verhaft neh-
men und vor ein Kriegsgericht stellen und nur
durch die eidliche Aussage der Darmstädti-
schen Officiere erhielten sie ihr Leben. — VI. Dauns Testament. Sein Haupterbe wurde
fein einziger Sohn. Der Gräfin Pa l f fy ver-
machte er, was sich an Kisten und im Sterbe-
zimmer vorfinden würde. Den goldenen, von
der Kaiserin von Rußland empfangenen Degen
widmete er zu einem Majorat; seine militä-
rischen Schriften, Risse, Plane, auch diejeni-
gen, so er von dem FM. Khev enhül ler
ererbt, vermachte er dem Hofkriegsrathe, doch
solle Lascy die Doubletten erhalten. Reich-
liche Vermächtnisse sicherten die Zukunft seiner
Dienerschaft. Das schöne Palais, das er in
Laxenburg besaß, erkaufte gleich nach seinem
Tode die Kaiserin um 40,000 fl. — VII.
Friedrich der Große über Taun. I n seinen
an Fouquet (1758) geschriebenen Anmer-
kungen steht das Folgende: „Noch kein Feld-
herr wußte seiner Armee ein so schreckbares
Ansehen zu geben, welche überdies noch Tücken
und Hinterlist im Busen trägt. Die Oefter-
reicher arbeiten jetzt nach den
sichersten Grund-
sätzen. Ihre Taktik steckt voll Kunst. Die ge-
schickte Art Lager zu schlagen ift ihnen eigen.
Sie kennen alle Gegenden wie Eingeborne
und alle ihre Anstalten sind trefflich. Sie
gehen mit behutsamer Kühnheit allezeit zu
Werke und unternehmen nichts, wo sie nicht
wenigstens die Wahrscheinlichkeit für
sich
haben.
Man kann sie, wollen sie nicht selbst, zu lei-
ner Schlacht zwingen. Niemals trifft man sie
in einer widrigen Lage an, und sie setzen sich
immer also, daß man ihnen nirgends beikom-
men kann. Hierin übertreffen sie alle Alten:
daß sie ihre Armee so künstlich ordnen, daß
sie auch die unbeträchtlichsten Vortheile des
Platzes benutzen Schämen wir uns nicht,
das Große der Kunst und das Vortheilhafte
unseren Feinden abzulernen. Vorzüglich müs-
sen wir ihre Art annehmen: Lager zu schla^
gen, eine zahlreiche Artillerie geschickt zu ver-
theilen und wie man der Schlacht ausweiche,
wenn man nicht schlagen will. Sie haben
treffliche Eintheilungen bei ihren Truppen
und erfahrene Anführer. Kurz an Menge und
Tapferkeit kommen sie uns am nächsten, nur
sind sie noch behutsamer als wir." Dieses
Urtheil des Kriegsmeisters des 18. Jahrhun-
derts ist eine Inschrift des Helden im Buche
der Geschichte. — Vlll. Genealogie. Ueber die
Familie Daun vergleiche: Ersch ( I . S.)
und Grub er ( I . G.), Allgemeine Ency-
klopädie der Wissenschaften und Kitufte (Leip-
zig 1822 u. f., Gleditsch, 4°.) I. Section
23. Bd. S. ii>9 von Rese und 29. Bd. S.
126. Nachträge von Stramberg. M n sehr
ausführlicher Artikel von dem in neuester Zeit
gern gelesenen Rheinischen Antiauarius (von
Stramberg), welcher die Genealogie der
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Coremans-Eger, Volume 3
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Coremans-Eger
- Volume
- 3
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1858
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 456
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon