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son in Dresden und seitdem ward
ihm sein Engagement an der Wiener
HofbĂĽhne, wo er doch der Held des Ta-
ges war, verleidet. Die Kränklichkeit sei-
ner Fran — D. hatte
sich
zwischen 1847
—1849 mit einem polnischen Fränlein
vermalt — und andere Motive schützte
D. vor, um seinen Contrakt mit der
Hofbühne zu lösen, und als alle Versuche
scheiterten, löste ihn D. auf eine Weise,
welche in der Geschichte deutschen Thea-
terscandals Epoche macht und D.'s Lei-
denschaftlichkeit im vollsten Glänze zeigte.
Von 1854 an lebte er in Dresden und
reiste auf Gastrollen, die ihm groĂźe
Summen einbrachten. Dann erhielt er
festes Engagement auf der Dresdner
Hofbühne, auf welcher er noch gegenwär-
tig thätig ist. Eine durch Neclamen
in Dresdner Blättern von Unbernfenen
mit seinem Collegen Devrient angelegte
Entzweiung beseitigte D. durch einen hei-
tern Brief „Zur Verständigung", der im
I. 1855 die Runde durch die deutschen
Blätter machte. 1857 gastirte er auf dem
Carltheater in Wien. Das RepertoirD.'s
ist sehr groĂź, wir lassen hier nur seine wich-
tigsten Rollen folgen; in StĂĽcken Shak-
speare's: H a ml et, Shylok im „Kauf-
mann von Venedig", Merkutio im
„Romeo", Benedict in „Viel Lärmen
um Nichts", Macbeth, Othello, Ri-
chard III., Nntonius im „Julius Cä-
sar"; in den StĂĽcken Schillers:Franz
Moor,Butlerim„Wallenstein",Mohr
in „Fiesco", Phil ippII. nndWallen-
stein; in StĂĽcken Goethe's: Alba
im „Egmont", Carlos im „Clavigo",
Mephisto; und in StĂĽcken Lessings:
Derwisch im „Nathan", Chevalier
in „Minna von Barnhelm" und Ma-
r in elli. Von seinen ĂĽbrigen Rollen
nennen wir nur: Monaldeschi,
Ricaut de la Mart iniere, Fo<
ster, vi-. Hagen im „Gefängniß",
Rouget de Lisle, Aegisthos in Tempeltey's „Klhtemnestra", Cali-
gnla im „Fechter von Ravenna", den
Doctor in den „Krisen", Fürst
Michael in Wolfsohns: „Nur
eine Seele", Königslieutenant,
Goldmacher Böttcher, und seine neueste
Rolle NarciĂź im gleichnamigen StĂĽcke
Brachvogels. D. ist als Schauspieler
keine gewöhnliche Erscheinung; die Viel-
seitigkeit hat seine eigentlich kĂĽnstlerische
Entfaltung beeinträchtigt; aber er spielt
mit Ueberlegung, jede Nuance ist durch-
dacht, leider aber nicht so verarbeitet, daĂź
das Gemachte nicht kenubar hervorträte;
mit Recht gelten aber von seinem Spiele
die Worte,welche Guido Reui von Ru-
bens aussprach: „Er mischt Blut unter
seine Farben." Wenn cr etwas damit
sparte, wĂĽrde manches minder grell, aber
um so wahrer ausfallen.
FreischĂĽtz (ein Hamburger Blatt, Fol.) 1857,
Nr. 35 u. f.: „Bogumil Dawison. Ein Le-
bensbild." — Europa. Chronik der gebildeten
Welt. Red. von F. Gust. KĂĽhne (Leipzig,
4°.) 1853, Nr. 6: „Bogumil Dawison. Ein
Künstlerporträt", von Arnold Schloenbach
ftie Stelle in diesem Aufsatze S. 43: „Herr
von Holt ei in Wien war der Erste, der
jene Forderung (nämlich Dawison genügte
es nicht, daĂź er wogesalle, sondern verlangte
auch, daĂź es ihm dort gefalle) respectirte
und zugab" soll heiĂźen: Herr von Holbein
u. s. w.) — Illustrirte Zeitung (Leipzig, Fol.)
Nr. 613, 1. April 1355, S. 221: „Bogumil
Dawisons Gastspiel auf dem Leipziger Stadt-
theater" d^aselbst D.'s Porträt von Eduard
Kretzschmar in Holz geschnitten. Ein sehr
ähnliches Bild). — Humorist (Wien, Folio)
1857, Nr. 160: „Didaskalien, von M. G.
Saphir. Vogumil Dawison" ^Beurtheilung
der Rolle deS „Narziß"). — Oestr. Zeitung
1855, Nr. 225: „Dawison und die Berliner".
1857, Nr. 179 leine biograph. Skizze T.).
— Wiener Conversationsblatt (Bäuerle's
Theaterzeitung) 1855, S. 695 szu Dawi-
sons Biographie). — S. 978 ^Polemik zwi-
schen Dawison u. Devrient). — Ebenda
1857, Nr. 144 Ous D.'s Leben). — Donau
(Wiener Blatt, Fol.) 1855, S. 3031: „Da-
wison und Devrient. FĂĽr reizbare GemĂĽther."
— Berliner Feuerspritze 1856, Nr. 13. —
Steg er, Ergänzungsblätter XII. Bd. Nr. 43,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Coremans-Eger, Volume 3
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Coremans-Eger
- Volume
- 3
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1858
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 456
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon