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S. 680 »ach diesem geboren zu Warschau
15. Mai 1818). - Meyer (I.). Das
große Conversations - Lexikon für gebildete
Stande (Hildburghansen 1853, Bibliogr.
Inst., Lex. 8°.) I I . Supplem. S. 1303. —
Frankfurter Konversationsblatt 1825, Nr.
168: „Tabletten" ^eine Anekdote aus Ta-
wisons Leben, für deren Wahrheit keine
Garantie übernommen wird). — Weser-Zeitung
(Bremen, Folio) 1855 , Nr. 3L05, u. folg.:
„Herrn Tawisons Gastspiel in Berlin" b^e--
urtheilt seine Darstellung des Hamlet, des
Antonins im „Julius Cäsar", des Car-
los im „Clavigo", Marine l l i in „Emilia
Gallotti" und Franz Moor in den „Räu-
bern"j- -— Presse (Wiener Blatt, Fol.) 1857,
Nr. 141, 155: „Tawifon", von Rudolph
Valdeck lvorurtheilsfreie Beurtheilung des
Mimen, worin dem verblüfften Publicum die
Augen über Sein und Nichtsein von Kunst
in Dawisons Spiel geöffnet werden). —
National-Zeitung (Berlin, Fol.) 1850, Nr.
266 : „Dawisons erstes Auftreten." — Beilage
zur Allgemeinen (Augsburger) Zeitung 1856,
Nr. 120, S. 13?: „Dawifon; eine Gegen-
stimme" leine Begräuzung des Bewunderungs-
siebers, welche alle jene ergreift, welche T a-
wison spielen sehen und von Kunst nichts
weiter verstehen, als die fünf Lettern derselben .^
— Unsere Zeit (Brockhaus, 1857, Ler.8".) IHfr.
S. 59: „Bogumil Dawison." — Gutenbcrg.
Zeitschr. f. Buchdrucker :c. (Wien, Ancr, gr.1".)
II.IHrg. 1357, Nr. 15 Iman erfährt darin, daß
D. auch ein fertiger Setzer war, der doch nie um
Lohn gearbeitet. Enthält D.'sPortr.i.Holzschn.)
— Urtheile über Tawisan als Ichauspieler.
Ein deutscher Kritiker fällt über T. folgendes
Urtheil: „D. besitzt ein großes Talent, dar-
stellende Kraft, wie wenig deutsche Mimen
der Gegenwart. Ein Künstler in der eigent-
lichen und einzig giltigen Bedeutung des
Wortes ist D. nicht und wird es nie sein:
dazu fehlen ihm Ruhe, geistige Durchbildung
und jenes Maß von Selbstliebe, das echten
Künstlernaturen stets eigen ist; aber er hat
das Verdienst, der erste Schauspieler der
Gegenwart zu sein. Seine Rollen sind alle
in ihren Einzelnheiten unübertrefflich, im
Ganzen Stückwerk; er spielt nichts, wie man
zu sagen Pflegt, aus einem Gusse; er fügt
seine Charaktere zusammen, wie die Arbeiter
in Gyps ihre Figuren, man sieht die gefügten
Stellen deutlich. Tie Charattergebilde eines
wahren Künstlers gleichen den Marmorgebil-
den eines Thorwaldsen, Canova; Cha-
raktere Dawisons den genannten Gyps^
figuren, womit Leute ihre Cabinette zieren,
die nicht die Mittel haben, marmorne Statuen und Statuetten zu kaufen; der eigentliche
Thermometer des Dawison'schen Spieles
ist seine Wirtung auf die Zuseher. Es hat
noch Keinen warm gemacht, begeistert; aber
ein Jeder wird fraftpirt über einzelne Nuancen,
besonders in Rollen, in denen es gilt die
Verderbtheit der Menschennatur zu zeichnen.
Die Kritik selbst beginnt sich von dem Taumel
zu erholen, in den sie Dawison einige Zeit
versetzt, und sie ist zur Einsicht gekommen:
daß D.'s Rollen gemacht, aber nicht gefühlt
sind." — Treffend bezeichnet auch Ruftico-
campius in seinem: „Ein Buch von uns
Wienern in lustig - gemüthlichen Reimlein"
(Leipzig 1858, Hirschfeld, 8".) S. 65 das
neuere Künstlertreiben und das Dawisons
insbesondere; er schreibt: „Dawison sowie
die Seebach > Folgten kühn dem innern
Rufe, I Doch zum Virtuosenthum j Nur be-
traten sie die Stufe. I Und artistisch specu-
l i ret I Dawison sowie die Seebach; > „Da-
vidson" hat eine Villa > Prosperirt ihm sehr
der Nebach. I Alle sind sie Virtuosen, I So
die Rachel,die Ristori, > Schöne Theile und kein
Ganzes— j Edler Kunst rasmsnto luori! I ...
— Tie „Iris" (Grazer Frauenblatt, redigirt
von Caj. Cerri) enthalt unter ihren vom
Redacteur herausgegebenen Taguerreotypen in
Nr. 3 folgende über B. Dawison: „Eine
männliche Seebach und wie diese eine der
kostbarsten Acquisitioncn ihrer betreffenden
Bühnen, ein wahres Unicum an Elasticität
des Geistes, der Willenskraft und merkwür-
diger Consequenz in einmal gefaßten Ent-
schlüssen. Große, hagere, etwas gebückte Ge-
stalt, schleppender Gang, schlottrige Haltung,
nachlässige, aber stets anständige Kleibung,
Pole von Geburt, Israelite seines Glaubens-
bekenntnisses. Ein Kopf, welcher dem Verfasser
des „Fechter von Ravenna" vorgeschwebt
haben mag, als er seinen Caligula geradeso
zeichnete, wenig Haare, braun, kurz und un-
gepflegt; hohe Stirne, starke, tiefliegende
Augenbrauen, unter welchen zwei kleine, ver-
schmitzte, funkelnde Augen fortwährend un-
ruhig um
sich
umherschweifen; um den Mund
ein eigenthümlich ironisch-sarkastischer, fast
verletzender Zug; im Allgemeinen Gesichtszüge
wie zur Verdollmetschung heftiger Leidenfchaf-
ten und innerer Conflikte eigends geschaffen:
ausdrucksvoll, blaß, scharf geschnitten und
leicht beweglich. Im Privat leben: anregend
und aufregend, obstinirt, bis zur schäumenden
Wuth jähzornig, originell phantastisch und
etwas Renommist; macht im Ganzen den
Eindruck eines abenteuerlichen Patrons, liebt
das Gasthaus und verschmäht aber auch die
Kneipe durchaus nicht; spricht viel und gefti-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Coremans-Eger, Volume 3
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Coremans-Eger
- Volume
- 3
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1858
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 456
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon