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aller seiner Handlungen. Als er im I .
1843, im Unwillcn über die von denGeg-
nern der Adelspartei ausgeübten Ge-
waltthätigkeiten, die im Zalader Comi-
tate anf ihn gefallene Wahl znm Depn-
tirten ausschlug, gab es inZala Nieman-
den , der seine Stelle zu ersetzen sich ge-
wagt hätte und sein Ausbleiben wurde
allgemein empfunden und schwer be-
danert. Mehrere seiner polit. Freunde
begannen nunmehr eine förmliche Agi-
tation zu Gunsten seiner Sache uud be-
dienten sich dabei auch verwerflicher Mit-
tel. Deäk, ungeachtet das Bestenerungs-
princip durchgeführt und der frühere Co-
mitatsbefchluß wegcu Nichtüberuahme
der Steuer widerrufen worden war, hielt
doch consecment an der Nichtannahme der
Deputirtcusielle fest uud schlug selbst die
von Pesth und Sohl ihm angetragenen
Wahlen entschieden aus. Als im 1.1848
Graf Ludwig Batthyäny mit der For-
mirung eines unabhängigen nngar. Mi-
nisteriums betraut ward, that er keinen
Schritt, bis er nicht Deä<k von Kehida
nach Preßburg berufen hatte. Auf allge-
meines Verlangen mußte er hier die
Stelle des Iustizministers annehmen.
Im Rathe stimmte er stets für Ausglei-
chung und verwarf alle zur Abtrüunig-
keit führenden Maßregeln. Sein Element
war Friede uud Ordnung, und wie dies
einmal aufhörte, hatte er auch keine Stelle
mehr. Die Wogen der Revolution ver-
mochten nicht, ihn einen Fingerbreit aus
seiner Stellung zu bewegen, und er legte
das Portefeuille, als er es mit Ehrlich-
keit nicht mehr behalten tonnte, nieder.
Im September war er Mitglied des zum
Wiener Landtag abgeschickten Landes-
Ausschusses, welcher ohne Erfolg zurück-
kehren mußte. Auch war er Mitglied der
Deputation, welche noch im I . 1848 an
den Fürsten Windisch grätz wegen Frie-
densnnterhandlungen geschickt, jedoch
nicht angenommen worden war. Durch eine lakonische Bemerkung entschied er in
jenen unheilvollen Tagen eine folgen-
reiche Frage: I n der Landtagsfitzung
vom 7. Oct. 1848 war der Landtag auf-
gelöst wordeu, wollte aber nicht auseinan-
dergehen. Es gestaltete sich eine der ver-
wickeltsten
staatsrechtlichen
Fragen. Nie-
mand wagte in dieser Situation die Ini-
tiative zu ergreifen. Da erhob
sich D e 5k,
berief sich auf den Paragraph 6 des IV.
Gesetzartikels vom letzten Preßburger
Reichstag, demgemäß der Reichstag
vor Revisiou der Rechnungen für das
vergangene uud Beschluß über den Vor-
anschlag für das küustige Jahr nicht ge-
schlossen werden könne. Die schwierige
Frage war nnn mit einem Schlage
gelöst und auf gesetzlichen Boden gestellt.
Als Neduer gehörte D. in die Classe der
Denker, er improvisirte nicht, er über-
dachte reiflich Alles, was er sprach, da-
her auch die unabweisbare Ueberzeugung,
die sich seiner Hörer bemächtigte, wenn
er gesprochen hatte. Nie beleidigte er
dnrch Spott, wurde nie leidenschaftlich,
aber wohl warm und bis zur Begeisterung
anschwellend. Als er Minister war, verrie-
then alle seine Handlungen weise Klugheit;
Wesentliches opferte er nie auf, hielt an
dem, was ihm zur Ueberzeugung erwach-
sen war, unerschütterlich fest, aber nur
für das Recht war er zu überzeugen.
Im Gebiete der Gesetzgebung bewährte
er seine glänzenden Eigenschaften: Ein-
sicht, grüudliches Wisseu und strenge
Logik.
Um ihn als Mensch zu erkennen, genügt es
EinenZug zu erzählen. InseinemVorzim-
mer lagen stets die Häuflein Geld für die
Armen bereit, welche den uächsten Tag
kamen, um sich die milde Gabe zu holen,
die ihnen hier niemals versagt wurde.
Bemerkenswerth ist noch der Ansspruch
vou D.'s älterem bereits 1842 verstorbe-
neu Bruder Anton über Franz, den
jener, von seinen Freunden sich verab-
schiedend, that: „Ich werde Euch einen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Coremans-Eger, Volume 3
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Coremans-Eger
- Volume
- 3
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1858
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 456
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon