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deutende Zahl von Geschützen zur Unter-
stützung der Batterien an der Savespitze
in Wirksamkeit bringen, und am 6. Oct.
war eine Batterie anf der unteren Spitze
der Kriegsinsel für 15 schwere Geschütze
vollendet und diese selbst eingeführt.
Das Feuer dieser Batterien wirkte ver-
heerend in der Festung und beugte den
Starrsinn des Commandanten derselben,
Osmann Bassa, mit dem der Prinz
während dieser Zeit einen humoristischen
Briefwechsel führte, in welchem er sich
stets mit „Ihr guter Nachbar und Ihr
Freund" unterschrieb. Mit diesem Feld-
zuge endete D. seine militärische Lauf-
bahn und Thätigkeit. In seiner Anhäng-
lichkeit für das Kaiserhaus verschmerzte
er hochsinnig den Verlust seiner schönen
Güter in Brabant und noch am Sterbe-
bette überhäufte ihn der große Kaiser
Iosephmit Zeichen seines Wohlwollens.
Während der unheilvollen Wirren in
den Niederlanden gelang es, auch die
Ergebenheit des Prinzen für einen
Augenblick in Zweifel zu ziehen, aber
nur für einen Augenblick, denn die
Worte, welche der Monarch anf dem
Sterbebette an den Fürsten richtete:
„ich habe mich von Ihrer Ergebenheit
vollkommen überzeugt, gehen Sie nach
Brabant, um Ihre eigenen Geschäfte zu
besorgen", sind des Prinzen glänzendste
Rechtfertigung. Bis 180? lebte D. in
ruhiger Muße und Zurückgezogenheit in
Nnßdorf bei Wien der Wissenschaft und
Kunst. An öffentlichen Geschäften nahm
er keinen Antheil. In diesem Jahre er-
nannte ihn Kaiser Franz I. in Aner-
kennung seiner Verdienste zum Kapitän
der Trabanten - Leibgarde und Hofburg-
wache und 1808 zum Feldmarschall, ohne
ihm jedoch ein Commando zu übertra-
gen. Seit dieser Zeit nahm er sehr oft
Antheil an militärischen Berathungen
und präsidirte im Capitel des Mar. The-
resienordens. Die Zeit seiner Zurückge- zogenheit von öffentlichen Geschäften ver-
wendete er auf literarische Ausarbeitun-
gen. Seine Memoiren sind eine Frucht
vieljähriger militärischer Erfahrungen
und gründlicher Kriegskenntniffe, und
wiewohl man in ihnen Ordnung und
Zusammenhang vermißt, indem D. nach
seiner eigenen Aeußerung seine Gedanken
immer so niederschrieb, wie sie ihm ka-
men, so bleiben doch diese Memoiren
durch die große Zahl von Begebenheiten,
die sie umständlich schildern, für die Ge-
schichte jener Periode von besonderer
Wichtigkeit. Die Sammlung seiner übri-
gen Werke bildet ebenfalls eine sehr in-
teressante Lectüre. sUeber des Prinzen
Werke, sowohl die von ihm selbst heraus-
gegebenen, als nach feinem Tode erschie-
nenen , vergleiche die Quellen: I. Werke
des Prinzen D e Ligne.) Als im Jahre
1803 Napoleon die Sequestration der
Güter des Hauses De Lign'e aufhob,
übertrug der Prinz seine Rechte an sei-
ueu Sohn Ludwig Lamoral (gest. 10.
Mai 1813). Von Seite des deutschen
Reiches erhielt er als Entschädigung die
Abtei Edelstetten, welche er 1804 an den
Fürsten Esterhazy verkaufte. Sein
Haus war der Vereinignngspunct der
ausgezeichnetsten Personen. Als die
Souveräne im I . 1814 zu Wien bei
dem Congresse versammelt waren, wurde
er mit besonderer Auszeichnung behau-
delt, und sein nie alternder Witz, seine
Heiterkeit und Lebhaftigkeit wurden allge-
mein bewundert. Aus seinem Munde
kam die geistreiche Bemerkung über den
Congreß, der mehr eine Vereinigung von
Festen als von Berathungen zu sein schien:
Auch fugte er noch hinzu: Wenn alle
Vergnügungen erschöpft sein werden, so
werde ich das Leichenbegängniß eines
Feldmarschalls zum Besten geben. Er
hat leider Wort gehalten, denn er starb
am 13. December 1814, bald 80 Jahre
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Coremans-Eger, Volume 3
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Coremans-Eger
- Volume
- 3
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1858
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 456
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon